Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Blitz der Liebe

Titel: Der Blitz der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
Vom Netzwerk:
Augenblick ist mir damit nicht geholfen.«
    Als er eine Stunde später aus der Bank trat, mußte er feststellen, daß er nicht besser dastand als am Morgen bei seinem Aufbruch von Heywood Abbey. Im Gegenteil, er war jetzt bedrückter denn je, weil er das ganze Ausmaß seiner Schulden kannte.
    Ein Besuch bei den Anwälten trug auch nichts zu seiner Ermutigung bei. Mr. Crosswaith war äußerst mitfühlend und erklärte sich auf heftiges Drängen von Lord Heywood bereit, die Pensionen noch einen Monat zu bezahlen, aber er ließ keinen Zweifel daran, daß er und seine Partner jetzt, da Seine Lordschaft heimgekehrt war, die Bürde der Heywoodschen Besitzungen nicht länger tragen könnten.
    Lord Heywood blieb nichts anderes übrig, als sich für seine Dienste zu bedanken und sich auf den Weg zu Christie's zu machen. Dieses Auktionshaus galt als das bedeutendste in ganz London.
    Der Inhaber, mit dem er sprach, verstand genau, was er wollte. »Ich schicke einen meiner zuverlässigsten Schätzer nach Heywood House, Mylord«, sagte er. »Ich versichere Ihnen, daß es ihm nicht entgeht, wenn sich etwas Wertvolles darin befindet.«
    »Ich wäre dankbar, wenn er aufs Land käme«, erwiderte Lord Heywood. »Die Situation dort ist dieselbe: Mein Großvater hat, was er konnte, vor seinem Tod zum unveräußerlichen Erbe gemacht. Aber seitdem ist einiges neu dazugekommen, und ich hoffe, daß vielleicht ein Gemälde darunter ist, das in den letzten Jahren eine Wertsteigerung erfahren hat.«
    Als er von Christie's ins Freie trat, war es spät geworden, und er ging nach Heywood House zurück, um den Abendanzug anzuziehen, den ihm Carter in einem Koffer mitgegeben hatte.
    Als er in dem Schlafzimmer Toilette machte, das immer von seinem Vater bewohnt gewesen war, ertappte sich Lord Heywood bei dem Gedanken, daß sein Vater das Geld jahrelang ausgegeben hatte, als käme es aus einem unerschöpflichen Füllhorn.
    Natürlich gab es jetzt keine Pferde mehr in den Stallungen, in denen er Conqueror und das geborgte Pferd untergestellt hatte, aber er hatte dort zahlreiche Fahrzeuge gesehen: Phaëtons und Zweispänner, Reisewagen und Kaleschen, ein Aufwand, der zu den Bedürfnissen eines einzigen Mannes in gar keinem Verhältnis stand.
    Außerdem entging es ihm nicht, daß sein Vater, während er selbst im Ausland war, eine Reihe von Zimmern in aufwendigster Weise hatte ausstatten lassen.
    Die schweren Brokattapeten an den Wänden des Salons waren auf die kunstvoll drapierten Vorhänge abgestimmt. Im Speisezimmer war die Stukkatur durch goldenes Blattwerk hervorgehoben, und die von einem italienischen Künstler neu bemalte Decke sparte nicht mit Effekten.
    Weil er sich plötzlich von dieser gewaltigen Bürde überfordert fühlte, verspürte Lord Heywood den Wunsch, wie Lalita davonzulaufen. Als er aber an sie dachte, sagte er sich, daß sie ihn auslachen würde, wenn er sich durch das, was er heute erfahren hatte, derartig niederdrücken ließ.
    »Es muß doch etwas geben, was Sie tun können!« würde sie sagen, und in ihrer Stimme würde etwas mitschwingen, das ihn hoffen ließe, daß ihn in letzter Minute ein Wunder rettete.
    Sie stimmt mich heiter, gestand er sich ein und beschloß, so bald wie möglich aufs Land zurückzukehren.
    In dem beruhigenden Bewußtsein, daß er in seinem Abendanzug gut aussah, auch wenn er unter den Armen und an den Schultern ein wenig kniff, ging Lord Heywood die Treppe hinab.
    Der alte Johnson erwartete ihn in der Halle. »Ich muß Eurer Lordschaft noch mitteilen, daß der Fuhrmann aus Dover das Gepäck gestern gebracht hat.«
    »Sehr schön«, erwiderte Lord Heywood. »Ich habe alles, was ich aus Frankreich mitgebracht habe, hierher schicken lassen, und da es jetzt da ist, kann ich es morgen mitnehmen.«
    Er mußte den Satz mehrere Male wiederholen, ehe Johnson ihn verstanden hatte. Dann sagte Johnson: »Und hier sind auch ein paar Briefe, Mylord. Es ist fast jeden Tag einer gekommen.«
    Ein Blick auf die Briefe, die auf einem silbernen Präsentierteller lagen, sagte Lord Heywood, von wem sie stammten.
    Irene Dawlishs verschnörkelte, auf Wirkung bedachte Handschrift war unverwechselbar, und er sagte sich beklommen, daß sie wieder in England sein mußte.
    »Ich mache sie auf, wenn ich zurück bin, Johnson. Bitte fragen Sie Ihre Frau, ob sie mir morgen früh um acht Uhr ein Frühstück servieren kann. Ich möchte zeitig aufbrechen.«
    »Wann haben Sie gesagt, Mylord?«
    »Um acht Uhr«, wiederholte Lord Heywood.

Weitere Kostenlose Bücher