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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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erwecken.
    Das ging eine ganze Zeit so weiter, und schließlich begann Ambas Bauch zu bluten, was die anwesenden Männer natürlich in Angst und Schrecken versetzte. Sie blutete wie ein lebendes Wesen, ganz so, als ob ihr Herz in der Brust immer noch schlagen würde. Aber natürlich wußte ich, daß das nicht sein konnte. Ich war bei Amba gewesen, als sie starb, und hatte hinterher noch lange Zeit bei ihrem Körper gesessen. In der ganzen Zeit hatte ich nicht einmal den Anflug eines Atemzuges bei ihr entdeckt.
    Ich glaubte keinen Augenblick lang, daß der Priester sie tatsächlich wieder zum Leben erweckt hatte. Statt dessen spürte ich immer stärker den Wunsch, nach Hause zu meiner Mutter zu rennen, die sich sicherlich schon fragte, wo ich wohl sein mochte. Schließlich schob sich eine dunkle Wolke vor den Mond, und eine heftige Brise kam auf, ein Wind, der den Geruch von Verfall und Fäulnis mit sich trug. Der Gestank war entsetzlich. Es war, als ob ein riesiger Dämon plötzlich aufgetaucht wäre und seinen fauligen Atem über die Zeremonie hauchte.
    Und tatsächlich, ich spürte es: Irgend etwas war hinzugekommen. Als der Geruch schlimmer wurde und die Männer laut darüber zu flüstern begannen, daß es wohl besser wäre, aufzuhören, fiel das Feuer plötzlich in sich zusammen. Rauch erfüllte die Luft, stieg auf aus dem blutigen Rot der Glut wie Schlangen, die sich um eine verrottende Beute sammeln. Einige der Männer schrien laut auf vor Angst. Aber der Priester lachte nur und sang noch lauter. Erst als Amba sich unvermittelt aufsetzte, versagte seine Stimme.
    Sie war ein schrecklicher Anblick. Von ihrem Gesicht tropfte Blut. Die Augen quollen hervor, als ob sie von innen herausgedrückt würden. Ihr Mund öffnete sich zu einem künstlichen Grinsen. Am schlimmsten war ihre Zunge, sie hatte nichts Menschliches mehr an sich, sondern schnellte lang und dick hervor wie bei einer Schlange. Ich war vor Schreck wie gelähmt, denn mir war bewußt, daß ich gerade miterlebte, wie ein Yakshini von einem toten Körper Besitz ergriff. Im Licht der rotglühenden Asche sah ich, wie sich der Geist dem Priester zuwandte, der verstummt war. Er wirkte jetzt gar nicht mehr zuversichtlich.
    Der Yakshini lachte meckernd wie eine Hyäne, streckte die Arme aus und ergriff den Priester.
Der Priester schrie laut. Aber niemand half ihm.
Der Yakshini zog den Priester so nah zu sich heran, daß sich ihre Gesichter beinahe berührten. Dann schnellte plötzlich seine Zunge hervor, fuhr über das Gesicht des Priesters, und die Schreie des armen Opfers erstickten in seiner Kehle. Denn dort, wo die Zunge ihn berührte, löste sich sofort seine Haut. Als der Kopf des Priesters schließlich nur noch ein gesichtsloser Klumpen Schleim und Blut war, warf der Yakshini den Kopf in den Nacken und lachte triumphierend. Dann umfaßte er mit der einen Hand den Hals des Priesters und ergriff mit der anderen den Schädel. Mit einer einzigen kräftigen Bewegung drehte er den Kopf des Priesters nach hinten, daß man die Knochen bersten hörte. Als der Yakshini ihn losließ, kippte der Priester tot zur Seite. Das Monster, das noch immer am Feuer saß, schaute sich nach den vor Schreck wie gelähmten Männern um. Sein Blick wirkte verschlagen. Es begann zu lächeln, als es mich erblickte. Ja, ich glaube, daß es mich durch den riesigen Felsblock hindurch sehen konnte, hinter dem ich mich versteckt hatte. Seine Augen waren wie kalte Messer, die mir ins Herz stießen.
Dann schließlich schloß das Monster die Augen, und Ambas Körper sank wieder zu Boden.
Sekundenlang bewegte sich keiner der Männer. Dann schließlich erhob sich mein Vater, der ein tapferer Mann war, wenn auch nicht der klügste, und kniete neben Ambas Leiche nieder. Er berührte sie mit einem Stock, aber sie bewegte sich nicht mehr. Er berührte auch den Priester, aber es war nur zu deutlich, daß dieser garantiert nie wieder eine Geisterbeschwörung zelebrieren würde. Endlich traten auch die anderen Männer zu meinem Vater. Sie überlegten, ob sie beide Körper auf der Stelle verbrennen sollten. Ich hoffte, daß sie es tun würden. Der Gestank war vom Wind davongetragen worden, und ich hoffte um alles in der Welt, daß er nie wieder zurückkehren würde. Doch bevor genug Holz für eine Verbrennung zusammengetragen worden war, geschah das Unglück: Mein Vater bemerkte, wie sich etwas in Ambas Bauch bewegte. Er rief nach den anderen. Amba war nicht tot! Wenn aber doch, so sagte er, lebte

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