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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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er sehen konnte, bedeckte ein ungleichmäßiges Fell in grünlichgrauer oder brauner Farbe oder diversen Zwischentönen. Sie waren halb bis dreiviertel so groß wie ein normaler Mensch, und ihre schmalen Nasen waren so lang wie Menschenfinger.
    Theo deutete auf eine Gruppe dieser Wesen, die sich gerade nach dem vorbeirollenden Wagen umschauten. Ihm fiel auf, daß sie alle ungewöhnlich leuchtende gelbe Augen hatten. »Was sind das für welche?«
    »Goblins«, antwortete Rufinus. »Und so viele! Ich kann mir nicht vorstellen, wo die alle herkommen.«
    »Sie haben auf den Feldern gearbeitet«, meinte Apfelgriebs. »Und jetzt, wo die Ernte eingebracht ist, gibt es für sie keine Arbeit mehr.«
    »Dann sollten sie zurückgehen, wo … wo sie hingehören«, erklärte Rufinus. »Nach Goblinland. Es ist doch niemandem damit gedient, wenn sie hier herumstehen und die Straßen verstopfen.«
    »Ich bin sicher, das sehen sie ähnlich«, sagte Theo, aber leise. Anfangs hatte ihn nur seine eigene Situation bedrückt, doch jetzt mußte er feststellen, daß Elfien ebenfalls deprimierend sein konnte.
    Wie in Sorge, der Trupp mittelloser Goblins könnte ihnen folgen, fuhr Heider vorsichtig über einen Bürgersteig und durch eine schmale Passage, ehe er hinter dem Bahnhof anhielt. Mit einem schmerzhaften Stich wurde Theo bewußt, daß er jetzt von Apfelgriebs Abschied nehmen mußte, doch bevor er etwas sagen konnte – oder, befürchtete er, wie ein Kind losheulte und sich unsäglich blamierte –, schwirrte sie nach draußen.
    »Ich würde gern reingehen und mich ein bißchen frisch machen«, sagte sie. »Der Rückweg ist weit, und ich will nicht so lange vor mich hinstinken wie eine angegammelte Makrele. Außerdem muß ich ganz dringend mal schiffen gehen.«
    »Wir haben reichlich Zeit«, verkündete Rufinus locker, doch Theo spürte deutlich, daß er die Fee ordinär fand. »Du kannst die Toilette benutzen, und danach trinken wir noch eine Tasse Tee zusammen, bevor du fährst. Heider wird warten. Und ich werde mein Gepäck selbst tragen!«
    Heider, der bereits beim Ausladen war, nickte mit seinem Pferdekopf. »Wie du meinst, gnädiger Herr. Klar, ich warte hier, du kannst dir ruhig Zeit lassen, Kleine.« Der Doonie richtete sich auf und wandte sich Theo zu. »Ich wette, du hast dich über die Scheibenwischer gewundert, was? Das geht den meisten so, die zum erstenmal mit mir fahren.«
    »Kann ich mir denken«, sagte Theo. »Es ist wegen der Fahrgäste, stimmt’s? Unsereiner würde nervös werden, wenn er vorn keine freie Sicht hätte, auch wenn es für dich gar keinen Unterschied macht.«
    Wenn Heider Augen gehabt hätte, hätte er damit vielleicht gezwinkert. »Ziemlich gut. Das ist ein Grund, richtig. Aber ein anderer sind die fliegenden Murrians.«
    »Wer?«
    »Das sind kleine Kerlchen, die ein wenig wie fliegende Ameisen aussehen. Sie flattern über den Straßen herum und klatschen an die Windschutzscheiben, und das haben sie auch verdient, weil es echt dämlich ist, die Interterritoriale Autobahn unsicher zu machen, selbst wenn sie durch dein Stammland führt. Meistens kommen sie dabei nicht ums Leben, aber sehr angenehm kann es nicht sein. Jedenfalls schmeißen die Scheibenwischer sie runter, bevor sie Zeit haben, dich mit einem Fluch zu belegen.« Er stellte Rufinus Kegel-Chrysanthemes Koffer an einem relativ trockenen Fleck auf den Bürgersteig, hob dann eine breitfingerige Hand zum Gruß und schwang sich wieder auf den Fahrersitz. »Gute Reise wünsche ich, gnädiger Herr. Dir auch, mein Freund«, sagte er zu Theo. »Alles Gute weiterhin.«
    »So, laß mich nachdenken«, sagte Rufinus, nachdem sie geduckt durch den Regen gehastet und zum Hintereingang des Bahnhofs eingetreten waren. »Wo war noch mal diese Teestube?« Eine heftig hustende alte Elfe mit nachschleifenden Flügeln und einer Haut wie Orangenschale schlurfte etwas zur Seite, damit sie aus dem Vorraum in die hohe Bahnhofshalle treten konnten.
    Theo folgte Kegel-Chrysantheme, allerdings langsam, weil er sich mit großen Augen im Bahnhof umschaute. Irgend etwas berührte ihn seltsam, befremdete ihn. Es waren nicht die Hunderte von verschiedenartigen Elfen, an die gewöhnte er sich allmählich, und auch nicht die Schilder in einer gänzlich unbekannten Sprache und Schrift, die er gegen alle Logik doch lesen konnte. (Das Schild unmittelbar vor ihm, das in einer längst untergegangenen vorderasiatischen Schrift zu sein schien, hatte eindeutig zu viele Konsonanten,

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