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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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weiteres ausgehen?« fragte Theo. »Ich meine, wollen diese Narzissen nicht jederzeit wissen, wo ich mich aufhalte?«
    Apfelgriebs schnaubte. »Dies hier sind nicht die Leute, die dich unbedingt herholen wollten, Vilmos, das waren die Stockrosen. Ich mußte darum bitten, dich in die Narzissen-Residenz bringen zu dürfen, aber jetzt bist du sicher. Du kannst von Glück sagen, daß Fürstin Ämilia sich so lebhaft für Menschen interessiert.«
    »Ach ja? Auf ein Interesse, das sich im Ansetzen von Blutegeln äußert, kann ich verzichten.« Dennoch fand er es leicht befremdlich, daß seine Gastgeberin und der übrige Narzissenadel sich anscheinend wenig darum kümmerten, wo er sich herumtrieb. »Hast du Ihrer Durchlaucht erzählt, daß man versucht hat, mich umzubringen?«
    »Na klar. Das war eine der Sachen, die sie interessierten.« Apfelgriebs schwang sich in die Luft. »Ich geh mich jetzt schönmachen, Jungs. Dürfte nicht länger als ein paar Stunden dauern.« Mit einem Lachen machte sie kehrt und flog hinaus.
    Wuschel Segge blickte ihr nach, wie sie mit blitzenden Flügeln entschwand. »Sie ist … echt nett. Seid ihr … wenn ich das fragen darf … habt ihr …?« Hektische Röte verdunkelte beide Backen, bis sie milchschokoladenbraun waren. »Ist sie deine Liebste?«
     

     
    E s war besser als eine Kantine, mußte Theo zugeben. Das Pförtnerhaus war ein kleines, gemütliches Restaurant im Parterre des Narzissenturms und lag am Rand einer Art Burggraben, vom wirklichen Pförtnerhaus in der Außenmauer durch den halben Gebäudekomplex getrennt. Der Silberglanz verborgener Scheinwerfer ließ es vorstellbar erscheinen, daß der Graben einst praktischen Zwecken gedient hatte, doch statt von Wachposten oder Mauern war er jetzt von dichten Binsenstreifen und ein paar kunstvoll beschnittenen Weiden gesäumt sowie von Pfaden mit Zierbrücken und Bänken in regelmäßigen Abständen, die es gestatteten, die malerischsten Stellen in aller Ruhe zu genießen. Das Essen in diesem neueren Pförtnerhaus war gut, auch wenn Theo von der Elfenküche nicht restlos begeistert war, da diese für seinen Geschmack ein bißchen zuviel mit Honig, verdickter Sahne und Blütenblättern arbeitete.
    »Waren denn diese Anlagen schon da, bevor hier eine Stadt entstand?« erkundigte sich Theo.
    »Viele, nehme ich an.« Wuschel Segge war bei seinem zweiten Glas Wein und taute langsam auf. Er hatte schon einen Klecks Minzepudding auf seinem grauen Hemd. »Mit alter Geschichte kenne ich mich leider nicht sehr gut aus. Die Stadt ist um den Ursprungsort des Urhügels herum entstanden und somit sehr, sehr alt – manche behaupten sogar, ihre Anfänge lägen in der Zeit, als es noch keinen König und keine Königin gab, doch ich glaube das nicht. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, daß es an diesem Platz schon in alter Zeit eine Burg der Narzissen gab, und ähnliches gilt für die Nieswurzen und die Primeln. Offenbar gefällt es den Herrscherfamilien, am Standort älterer Anlagen zu bauen oder diese in neuere Bauten einzugliedern.«
    »Du sagst das, als wüßtest du das nur vom Hörensagen. Bist du nicht auch einer von ihnen? Eine Narzisse?«
    Apfelgriebs, die auf der Tischdecke zwischen Theo und Wuschel an einem eigenen winzigen Tischchen saß, ließ ein leises Schnauben hören und nahm einen Schluck aus ihrem Schälchen mit Löwenzahnwein.
    Wuschel lächelte entschuldigend. »Sie lacht, weil ich keine Narzisse bin. Ich gehöre keinem der Blumengeschlechter an.«
    »Deshalb hab ich gar nicht gelacht«, widersprach sie. »Irgendein Riesenroß ist gerade draußen in den Graben gefallen.« Auch einige andere Gäste blickten durch die Panoramafenster des Restaurants auf die Aufregung unten am Wasser.
    »Ah, das sieht nach Zirus und seinen Freunden aus. Zirus Jonquille, Fürstin Ämilias Sohn. Er und seine Freunde können ziemlich … lustig sein. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Nicht daß sie jemals groß Notiz von mir genommen hätten.«
    »Das heißt, du stammst aus einer anderen Familie?« fragte Theo. Sein Wildbret war recht gut gewesen, einfach, aber tadellos zubereitet. Während er jetzt genüßlich dem Wein zusprach, ging ihm die Frage durch den Kopf, ob die Leute in Elfien wohl Zigaretten oder gar Zigarren rauchten und wie er an einen solchen Glimmstengel herankommen konnte. »Ich habe mich schon gewundert, daß du nicht auch Titus oder Taurus oder Doofius oder so ähnlich heißt.«
    »Eine andere Familie?« Wuschel gab ein

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