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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hatte eine Störung meiner Pläne und eine Menge unnötige Scherereien zur Folge. Ich vermute, du wolltest dich für die Möglichkeit rückversichern, daß meine Pläne scheiterten, um dann gegenüber Stockrose und den anderen erklären zu können, du wärst die ganze Zeit über auf ihrer Seite gewesen.«
    »Aber Fürst Nieswurz!« schrie Rainfarn erschrocken, und seinem Gesicht sah man jetzt deutlich die Spuren der gräßlichen Verletzungen an, die bis dahin weitgehend verborgen geblieben waren. »Wie kannst du glauben …? Ich habe meines Bestes getan … habe nie …«
    »Ich nehme deine Unschuldsbeteuerungen zur Kenntnis«, sagte Nieswurz. »Ich bin sicher, der König und die Königin haben sie ebenfalls zur Kenntnis genommen, auch in ihrem Schlummer, obwohl die beiden wahrscheinlich ein anderes Urteil darüber fällen werden, wenn sie in Kürze nähere Bekanntschaft mit dir machen.«
    »Schwarzes Eisen! Moment mal, Nieswurz!« Mit zittriger Stimme meldete sich Fürst Stechapfel, den jetzt anscheinend ebenfalls die Furcht gepackt hatte. Er trat an den Rand der Mulde und blickte mit offensichtlichem Schrecken hinein; dunkelviolettes Licht flackerte auf seinem Gesicht. »Nidrus, ich weiß nicht … Du hast nie etwas davon gesagt, sie … sie zu wecken.«
    »Nein, habe ich nicht, Aulus«, er sprach Stechapfels Vornamen wie ein Schimpfwort aus, »und ich habe auch nichts dergleichen vor. Ich habe lediglich gesagt, daß sie nähere Bekanntschaft mit Rainfarn machen werden.« Er drehte sich um und winkte. Sofort traten zwei Schutzleute vor und ergriffen Rainfarn an den Armen. »Gerade du solltest wissen, daß es Regeln gibt, die strikt beachtet werden müssen«, erklärte Nieswurz dem sich sträubenden Gefangenen. »Deshalb ist es ja eine Wissenschaft. Und ein Vorgang wie dieser hier hat seine Regeln, auch wenn er noch so selten unternommen wird. Ein Blutopfer ist nötig.« Er nickte den Schutzleuten zu. »Schneidet ihm die Kehle durch und werft ihn hinein!«
    »Nein!« kreischte Rainfarn. Er schien jetzt die Kontrolle über sein Gesicht fast ganz verloren zu haben, denn es verrutschte und verschob sich unter der Haut, als ob Teile seines Schädels sich gelöst hätten und wie Eisbrocken hierhin und dorthin trieben. Es war ein grauenhafter Anblick: Theo wollte die Augen schließen, konnte es aber nicht. »Diese anderen sind entbehrlich, ich nicht! Ich habe alles getan, was du verlangt hast, Nieswurz!«
    »Beeil dich, Stiefvater!« Die Augen des Schrecklichen Kindes waren geschlossen, sein Gesicht zu einer ekstatischen Fratze verzerrt. Hart am Rand der Grube stehend sah der Junge aus, als befände er sich in einer von wunderbaren Gerüchen erfüllten Küche. »Der Augenblick ist reif.«
    »Ja, Rainfarn«, sagte Fürst Nieswurz, »du hast alles getan, was ich verlangt habe, aber du bist von Natur ein Verräter. Du wachst jeden Morgen mit dem einzigen Vorsatz auf, das zu tun, was das beste für Quillius Rainfarn ist. Weil du nach der Kraft giertest, die ich dir versprach, und meinen Zorn fürchtetest, verrietst du die Stockrosen und die Narzissen und deine anderen Verbündeten, aber gleichzeitig ließest du dir eine Hintertür offen, damit du dich ihnen wieder anschließen konntest, falls unser Unternehmen fehlschlagen sollte. Und eines Tages könntest du auf eine andere Idee kommen, wie irrig auch immer, auf die Idee nämlich, es wäre nicht mehr das beste für dich, meinen Befehlen zu folgen. Ich werde uns allen eine solche zukünftige Mißhelligkeit ersparen.« Er wandte sich an die Schutzleute. »Tut wie geheißen.«
    »Aber Fürst Nieswurz …!« sagte einer der Wächter, die Rainfarn festhielten. Alle starrten sie auf die Grube, und trotz der Schutzbrillen, die ihr halbes Gesicht bedeckten, war ihnen das Grauen deutlich anzumerken. »Hier … wo der König und die Königin …?«
    »Natürlich hier. Das ist doch der springende Punkt. Beim Brunnen, hat sonst noch jemand Lust, mich zu kritisieren? Gehorcht, oder ihr werdet mit ihm hineingeworfen!«
    »Laß es mich tun, Vater!« schrie Anton Nieswurz und sprang vor. Der jüngere Nieswurz zog ein langes, gefährlich aussehendes Schneidegerät aus seiner Brusttasche, dann packte er mit einer erstaunlich sicheren Bewegung Rainfarns lange weiße Haare, riß ihm den Kopf zurück und zog die Klinge quer durch die Kehle. Aus Rainfarns Schreien wurde ein Gurgeln, und als er endgültig die Gewalt über den kosmetischen Zauber verlor, verfiel sein Gesicht zu einem kaum

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