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Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Titel: Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Crosby
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von der Ladefläche des Lasters sprangen und am Ende der Weinreihen gelbe Bottiche aufhoben, bevor sie in dem Wirrwarr aus Trauben und Blättern verschwanden.
    Kein Wein kann besser sein als die Trauben, aus denen er gemacht wird. Doch er kann sehr viel schlechter sein, wenn der Winzer etwas vermasselt – die Lese zur falschen Zeit ansetzt oder während des Gärungsprozesses eine schlechte Entscheidung trifft. Quinn machte einen gestressten Eindruck, wie so oft während der Weinlese. Er kaute auf einer nicht angezündeten Zigarre herum und erteilte mit barscher, geschäftsmäßiger Stimme Befehle. Jegliche Sensibilität, die er am Abend zuvor am Sommerhaus gezeigt hatte, war wie der Morgennebel in den Weingärten verschwunden. Ich hatte ziemlich viel damit zu tun, die Bottiche zu wiegen, wenn sie mit Trauben gefüllt ankamen. Später bat mich Quinn, die Tests im Labor zu übernehmen.
    Um ein Uhr hatten wir alles geerntet, was wir für den Tag angesetzt hatten. Ich ermittelte gerade die letzten Brix-Werte, als Quinn im Türrahmen erschien. Wir hatten die Ventilatoren angestellt, da die Fermentation bereits eingesetzt hatte und genügend Kohlendioxyd produzierte, um uns beide zu töten, wenn wir nicht für Luftzirkulation sorgten.
    »Die Arbeiter machen alles sauber, und Manolo löst die Schläuche von der Weinpresse.« Er musste das Brummen der Ventilatoren und das Geräusch des Zirkulationssystems, das die Weißweine in den Tanks kühlte, übertönen. »Ich denke, wir sind hier fertig, bis wir heute Abend den Tresterhut unterstoßen müssen. Ich fahre nach Leesburg. Als ich an der Pumpe gearbeitet habe, habe ich den Schraubenschlüssel kaputt gemacht. Wir brauchen einen neuen, weil die Pumpe immer noch verrückt spielt.«
    »Billiger als eine neue Pumpe.« Ich spülte einen Messbecher und hängte ihn zum Abtropfen umgekehrt in ein Gestell. »Ich brauche ein neues Handy. Das Geschäft ist in Leesburg. Sollen wir zusammen fahren?«
    Seine Augen zogen sich zusammen, und ich wurde rot. Er starrte mich an, als habe ich ihn gerade zum Ausgehen eingeladen. Ich faltete ein Geschirrtuch zu einem akkuraten Rechteck und legte es auf den Tresen.
    »Aber wahrscheinlich ist es wohl besser, wenn Sie schon mal fahren«, sagte ich. »Ich muss noch nach Hause, duschen und mich umziehen.«
    Quinn schaute auf seine Kleidung, die mit dunkelroten Flecken übersät war, genau wie meine. Wir sahen beide aus, als habe man ein ganzes Magazin auf uns leergeschossen. Er starrte mich weiter an, und ich wusste, dass er über etwas anderes nachdachte als meine Kleidung.
    »Sie brauchen sich nicht umzuziehen«, sagte er. »Wir nehmen den El Camino. Wenn Sie hier fertig sind, treffen wir uns auf dem Parkplatz.«
    Auf der Fahrt nach Leesburg sprachen wir kaum miteinander. Er setzte mich am Telefongeschäft ab und sagte, er würde mich abholen, sobald er seine Besorgung erledigt habe. Ein Teenager, der aussah, als verschwendete er die meiste Zeit und sein Geld in einem Tätowierstudio, war noch damit beschäftigt, meine Telefonnummer vom alten Handy auf das neue zu übertragen, als Quinn mit einer Tüte von T. W. Perry Hardware auftauchte.
    Auf dem Weg zum Auto sagte ich: »Meinen Sie, wir könnten auf der Rückfahrt bei Jeroboam’s Fine Wines halten?«
    »Warum?«
    »Ich dachte, vielleicht könnte ich Jack nach der Provenienz dieser Washington-Flasche fragen.«
    Der El Camino war so alt, dass man die Türen noch mit der Hand aufschließen musste. Er öffnete meine und sagte: »Warum wollen Sie das machen? Sie haben doch gesagt, dass er beleidigt sein würde.«
    »Ich bin neugierig und kann richtig diplomatisch sein. Ich erzähle ihm, wir bräuchten die Informationen für den Katalog.«
    »Machen Sie, was Sie für richtig halten, und dann Schwamm drüber.« Er schaute zu mir herüber. »Verdammt, Lucie! Ich höre doch, wie die Räder in Ihrem kleinen Gehirn surren. Sie wollen es unbedingt wissen, stimmt’s? Sie lassen nicht locker. Wie ein Hund mit seinem Knochen.«
    »Einem Mädchen könnte glatt zu Kopfe steigen, was sie alles an Nettigkeiten aufzubieten haben, wissen Sie das?«
    »Bin nun mal so charmant.«
    Statt der kleinen Landstraßen, die ich benutzte, nahm er die Route 15 bis zu Gilbert’s Corner und danach Mosby’s Highway in westlicher Richtung nach Middleburg. Wie üblich fuhr er zu schnell, den Blick stur auf die Straße gerichtet, und der kleine an seinem Kinn zuckende Muskel besagte, dass er über etwas nachdachte. Ich wusste so

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