Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
halten?
»Was hat sie mit Shane zu schaffen«, fragte ich, »wenn sie mit Ihnen verheiratet ist?«
»Exfrau, meinte ich.« Er war kurz angebunden. »Wir sind geschieden.«
Ich beobachtete, wie Shane und die Brünette die Straße überquerten, und ich sah ein Wiedererkennen in ihren Augen. Sie geriet ins Straucheln, und Shane, der nichts vom blitzartigen Funkenschlag zwischen seiner Freundin und meinem Winzer mitbekommen hatte, legte ihr einen Arm um die schlanke Taille.
Quinns Blick ließ ihr Gesicht nicht los.
Als sie uns erreicht hatten, sagte er: »Hallo, Nicole. Lange her, dass wir uns gesehen haben.«
Es war offensichtlich, dass sie sich nicht freundschaftlich getrennt hatten. Und dass sie ihm immer noch an die Nieren ging. Schwer zu sagen, was sich in ihrem Kopf abspielte neben dem Schock, ihm plötzlich wieder zu begegnen.
Sie trug ein rostbraunes Kostüm, das ihr dunkles Haar, die schwarzen Augen und ihre honigfarbene Haut zur Geltung brachte. Kurzer, locker sitzender Rock und weite Jacke. Die Seidenbluse gerade so weit aufgeknöpft, dass es aufreizend wirkte. Der Spitzen- BH schimmerte durch den durchsichtigen Stoff. Das Kostüm stammte entweder von Armani oder Versace. Der absolute Kontrast zum klassischen Outfit, das ich trug: Levis Jeans und ein T-Shirt von Gap. Zerrissen, verdreckt und besudelt.
»Quinn …« Sie sprach seinen Namen wie eine Liebkosung aus. »Was für eine Überraschung! Was machst du denn hier?«
»Ich lebe hier. Und was ist mit dir, Nic?« Seine Stimme war kalt wie Eis.
»Ihr beide kennt euch?« Shanes Blick wanderte zwischen Nicole und Quinn hin und her. Obwohl Shane immer freundlich zu mir war, hatte ich den Eindruck, als sei irgendetwas an ihm zu schön und zu stolz. Es war, was die Franzosen m’as-tu vu? nennen – ›Hast du mich gesehen?‹ Ich hatte Geschichten gehört, dass er von der Highschool geflogen und in einem knallharten Viertel von Baltimore aufgewachsen war. Doch er hatte seine Vergangenheit abgeschüttelt – einschließlich seines Baltimore-Murlin-Akzents –, und zwar so gründlich, dass jeder, der es nicht besser wusste, glauben musste, der Herr Papa habe ihm ein beträchtliches Aktienpaket überlassen, nachdem er sein Examen an einer Ostküsten-Universität bestanden hatte. Mit seinen teuren Autos, ständig wechselnden Frauen und Trips ins Spielerparadies Las Vegas führte er ein Leben, als habe er einen reichen Verwandten.
»Wir kennen uns«, sagte Quinn, »nicht wahr, Nicole?«
Sie errötete. Ich bemerkte, wie sie sich bei Shane einhakte und seine Finger umschlang. »Quinn ist mein … das heißt, wir waren mal verheiratet. Vor langer Zeit.«
Shane zog Nicole dichter an sich heran und küsste ihr Haar, während er Quinn nicht aus den Augen ließ. »Dann seid ihr also geschieden. Nikki und ich sind uns vor ein paar Monaten in Vegas begegnet. Seitdem sind wir zusammen.« Er schien immer noch bestürzt über die Neuigkeit zu sein.
»Wie schön für euch.« Ich hörte aus Quinns Stimme das Fahrt-zur-Hölle heraus. Anscheinend hatte Nicole es auch vernommen, denn ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Bis später dann mal.«
Quinn legte mir eine Hand auf die Schulter und begann, mich über die Straße zu treiben.
»Willst du mir nicht deine Freundin vorstellen?«, rief uns Nicole nach. Es klang spöttisch.
Quinn blieb stehen, und wir drehten uns beide um. »Lucie Montgomery und Nicole … welchen Namen benutzt du inzwischen, Schätzchen? Eine Zeit lang war es schwer, den Überblick zu behalten.«
»Meinen Mädchennamen.« Ihre Augen funkelten. »Martin.« Dann schaute sie mich an, meine Krücke und die Gehbehinderung. »Wo habe ich schon mal von Ihnen gehört?«
»Keine Ahnung.« Je schneller wir von hier wegkamen, desto besser. Sie starrte mich weiter an, als versuche sie, sich irgendein verschollenes Stück Information ins Gedächtnis zurückzurufen. »Ich bin sicher, dass wir uns nie begegnet sind«, sagte ich mit Nachdruck.
»Lassen Sie uns gehen.« Quinn führte mich zum El Camino, öffnete mir die Tür und hielt sie auf, während ich einstieg. Auf der anderen Straßenseite sah ich, wie Shane irgendetwas in Nicole Martins perfektes Ohr flüsterte. Sie blickte zu uns herüber und nickte. Vermutlich hatte er ihr erklärt, was mit mir war. Oder wer ich war.
Quinn trat aufs Gaspedal. »Rammen Sie ja nicht den Porsche«, sagte ich. »Mir ist egal, wie sehr Sie ihn hassen, weil er mit Ihrer Exfrau zusammen ist.«
»Ich hasse ihn nicht«,
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