Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
jung«, sagte Quinn.
»Er ist immer so kritisch, wenn er über unseren Verschnitt nachdenkt«, sagte ich. »Ignorieren Sie ihn einfach.«
Jack lächelte. »Wo brennt’s denn bei Ihnen?«
Quinn konzentrierte sich auf seinen schönen, jungen Wein. Er würde mir nicht dabei helfen, mich nach dem Margaux zu erkundigen.
»Ich hatte gehofft, Sie könnten uns vielleicht mehr über die Provenienz der Washington-Flasche verraten«, sagte ich. »Ryan schreibt die Beurteilungen für den Auktionskatalog, und diese Flasche ist jetzt der Star der Veranstaltung.«
»Das weiß ich«, sagte Jack. »Ich habe Anrufe aus der ganzen Welt bekommen. Die Leute wollen wissen, ob ich noch eine zweite Flasche habe. Manche wollen gleich eine ganze Kiste kaufen.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Manchmal muss man sich wirklich wundern.«
»Ich nicht«, sagte Quinn. »Bei uns gibt es Leute, die wissen wollen, ob wir echte Äpfel in den Riesling tun, wenn wir angeben, dass er nach Apfel schmeckt. Oder wie viel Pfeffer wir in den Pinot geben, wenn wir von pfefferigem Geschmack reden. Ob wir ihn mahlen oder ganze Pfefferkörner verwenden.«
Jack lachte. »Nur gut, dass Sie ihnen nicht sagen, er schmeckt lederig.«
»Also, wie kam die Flasche in Ihren Besitz?«, fragte ich. Wir waren vom Margaux abgekommen.
Mit einiger Mühe verkorkte er den Wein wieder, den wir gerade probiert hatten. Quinn und ich bemerkten es beide.
Jack schaute kläglich drein. »Die Arthritis meldet sich wieder. Werden Sie nie alt. Und um Ihre Frage zu beantworten, Lucie, meine Familie war in Deutschland seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Weinhandel tätig. Dann zog mein Vater hierher und fing in Amerika von vorne an. In Deutschland hatten wir enge Verbindungen zu sämtlichen großen Produzenten Europas. Insbesondere zu den französischen. Nachdem mein Vater verstorben war, fand ich die Flasche im Gewölbe des alten Lagerhauses meiner Familie in Freiburg. Jemand kann sie uns gegeben haben, oder sie hat dort schon seit Jahrhunderten gelegen.«
»Ihr Vater hat Ihnen gegenüber den Bordeaux nie erwähnt?«, fragte ich. »Niemals?«
»Nein. Als ich die Flasche fand, war sie in keinem guten Zustand, was mich vermuten lässt, dass wir sie erstanden haben, nachdem der frühere Besitzer sie schlecht gelagert hatte. Oder sie war unsachgemäß transportiert worden. Vielleicht auch beides. Ich habe Ihnen gesagt, dass es jetzt wahrscheinlich nur noch Essig ist. Aber ich weiß, dass Sie eine Menge Geld dafür bekommen werden. Manch einer wird ein kleines Vermögen für den Nervenkitzel ausgeben, einen Wein zu besitzen, der ursprünglich für George Washington bestimmt war.«
Die letzte Bemerkung hatte wie ein leichter Vorwurf geklungen. Jetzt war es an Quinn, mich mit dem Ellbogen anzustoßen. »Das wissen wir, Jack«, sagte er. »Und wir sind Ihnen für Ihre Spende äußerst dankbar. Das war außerordentlich großzügig von Ihnen, nicht wahr, Lucie?«
»Das war es in der Tat«, sagte ich. »Aber wenn Ihnen bis zur Auktion noch irgendetwas einfällt …«
»Meine Liebe, ich habe Ihnen bereits alles erzählt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Alles!«
»Wir sollten jetzt gehen«, sagte Quinn. »Herzlichen Dank für den Wein.«
Als wir draußen waren, sagte Quinn: »Sie dürfen sich bei mir bedanken, dass Sie noch mal mit heiler Haut davongekommen sind. Der wurde ganz schön stinkig, als Sie ihn sich wie ein spanischer Inquisitor vorgenommen haben. Wenn Sie ihn noch weiter unter Druck gesetzt hätten, hätte er die Flasche zurückverlangt. Da gehe ich jede Wette ein.«
»Ich habe doch nur gefragt, wo sie herkommt. Das war alles.«
»Ihm hat es nicht geschmeckt.«
»Das weiß ich«, sagte ich. »Ich wüsste gerne den Grund.«
»Belassen Sie es dabei, Lucie. Ich meine es ernst.«
Ein metallgrauer Porsche näherte sich und parkte direkt hinter Quinns El Camino. »Das ist Shane«, sagte ich, »mit seiner neuen Freundin.«
Wir beobachteten, wie er einer umwerfenden Brünetten aus dem Wagen half. »Sie ist entzückend«, sagte ich.
»Gottverdammt!« Quinn sog die Luft tief ein. »Was zum Teufel macht denn die hier?«
»Sie kennen sie?«
Der raue Schmerz in seiner Stimme verriet, dass er sie nicht nur kannte, sondern dass sie ihm das Herz gebrochen hatte.
»Ja«, sagte er, »sie ist meine Frau.«
Kapitel 8
E r war verheiratet.
Wie war es ihm gelungen, dies geheim zu halten? Sie geheim zu
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