Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
meine Oberschenkel und schlug die Arme um die Knie. »Sie sind ein unglaublicher Neandertaler, wissen Sie das?«
Er lachte. »Ich glaube eben nicht jeden Scheiß, das ist alles. Mit Wissenschaft können Sie mir jederzeit kommen. Übrigens, da wir gerade davon reden, ich habe darüber nachgedacht, wie wir den Cabernet verschneiden können.«
»Sie denken doch pausenlos darüber nach.« Doch um ehrlich zu sein, tat auch ich es. Bis wir die Trauben geerntet und in den Fässern hätten, würde ich genauso ruhelos beschäftigt versunken sein wie er.
»Sie können verdammt froh sein, dass ich es tue«, sagte er. »Dieses Jahr soll nicht von dieser Welt sein. Alles andere können wir verhunzen, aber Sie wissen, wie viel von diesem Wein abhängt.«
Es überraschte mich, wie düster er klang. Meistens benahm er sich, als habe er eine bevorzugte Beziehung zu St. Vincent, dem Schutzpatron der Winzer, der ihm ins Ohr flüstere. Doch ich verstand, was er meinte. Unter all den Weinen, die wir produzierten, war der Cabernet Sauvignon der wertvollste – mit seinen Verkäufen erwirtschafteten wir den Unterhalt unseres Weinguts.
»Er wird hervorragend werden«, sagte ich. »Wenn wir nicht zu spät ernten. Falls wir über Nacht einen Kälteeinbruch bekommen, während der Wein noch in den Bottichen ist, setzt sich die Fermentation bis zum nächsten Frühling fort, wenn es wieder wärmer wird.«
»Und wenn wir zu früh ernten, erhalten wir zu viel Säure«, sagte er. »Wollen Sie, dass die Leute Sodbrennen bekommen, wenn sie unseren Wein trinken? Es ist ein Albtraum, die Lese für einen Wein mit zu viel Säure anzusetzen.«
»Sie reden immer noch wie die Leute in Kalifornien«, sagte ich. »Da drüben braucht man sich keine Sorgen um zu hohen Säuregehalt zu machen. Wenn man zu spät erntet, besteht das einzige Problem darin, dass der Alkoholgehalt hochschießt.«
Seine Zigarre glühte gemächlich in der Dunkelheit. »Mit hohem Alkoholgehalt kann man leichter fertig werden als mit zu viel Säure.«
»Natürlich«, sagte ich. »Man braucht nur Wasser hinzuzufügen, um die Hefe wieder mit Flüssigkeit zu sättigen.«
Kaum hatte ich dies gesagt, bedauerte ich es auch schon. Ich schielte zu ihm hinüber, doch er starrte immer noch stur geradeaus und betrachtete den Himmel. Sein Profil sah aus, als sei es in Stein gemeißelt.
»Ich meinte Gärstockung«, sagte ich.
»Ich weiß, was Sie meinten.« Doch es klang schroff, und mir war klar, dass der Grund darin lag, indirekt das Thema Le Coq Rouge aufgebracht zu haben. »Der Zusatz von Wasser ist nicht der einzige Weg, damit umzugehen. Man kann auch einen Glykolerhitzer einsetzen.«
»Ich weiß.«
Zu dumm, dass ich das nicht erwähnt hatte, obwohl meine Anmerkung den Nerv eines jeden Winzers hätte treffen können. Wir alle rangen mit dem Dilemma, wie sehr wir an einem Wein herumdoktern durften, um ihn zu verändern oder zu verbessern und ihn dabei immer noch als ›Original-Wein‹ zu betrachten. Kalifornien hatte Schwierigkeiten, wenn der Traubenzucker sich nicht mehr in Alkohol umwandelte, bekannt als Gärstockung. In Virginia hatten wir das entgegengesetzte Problem. Unser Alkoholgehalt war häufig zu niedrig, daher setzten wir Zucker zu, um ihn zu erhöhen. Beide Prozesse bedeuteten, dass wir an dem Wein herumbastelten – doch kein Winzer empfand dies als betrügerisch.
Wenn das also in Ordnung war, war es dann auch akzeptabel, Flaschen eines herausragenden Jahrgangs mit dem Inhalt einer Flasche des gleichen Weins aus einem weniger guten Jahrgang aufzufüllen? Es handelte sich nur um eine geringe Menge Wein. Hatte der Winzer diesen fantastischen Jahrgang verwässert, oder war der Wein immer noch seinen Preis wert? Und wo sollte man den Trennlinie ziehen, wie viel zu viel war?
»Tut mir leid«, sagte ich zu Quinn.
»Vergessen Sie’s.« Er bewegte sich in seinem Sessel. »Wie lief es mit diesem Arschloch?«
»Sie sollten Ryan nicht so nennen, und es lief gut. Wir brauchen ihn. Er kennt sein Metier.«
»Trotzdem ist er ein Arschloch.« Er sog erneut an seiner Zigarre. »Übrigens, Mick hat vorhin eine Nachricht in der Weinkellerei hinterlassen. Er bat sie, ihn anzurufen. Irgendetwas wegen Amanda und einem Zelt.«
»Für die Auktion. Da kommen so viele Leute, dass wir die Veranstaltung dank des Washington-Weins möglicherweise nach draußen verlegen müssen.«
Ich überlegte, weshalb Mick in der Weinkellerei angerufen hatte statt direkt bei mir. Vielleicht hatte er es auf
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