Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
interessant?« Dominique rollte die Augen, während sie sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und die Beine übereinanderschlug. »Freundinnen also. Jetzt ist Valerie tot, und Nicole bekommt die Flasche.«
»Nicole kam erst hierher, nachdem Valerie gestorben war«, sagte ich. »Aber ein seltsamer Zufall ist es trotzdem.«
»Falls es ein Zufall ist. Es sieht so aus, als ob noch ein Teilchen im Puzzle fehlt«, sagte meine Cousine. »Irgendetwas scheint uns auf die falsche Fährte zu führen. Man müsste nur wissen, was es ist.«
»Gewiss.«
Falls ich nicht überhaupt versuchte, das falsche Puzzle zusammenzusetzen. Und darüber begann ich mir langsam Gedanken zu machen.
Kapitel 20
C laudia und Stuart Orlando wohnten in einem großen Haus, das gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts aus Steinen errichtet worden war, die von dem Grundstück stammten, auf dem es stand. Als ich in ihre Einfahrt fuhr, bemerkte ich, dass sie den weißen Metallbriefkasten, der hier seit Jahren gestanden hatte, durch etwas ersetzt hatten, das groß genug war, um die Post für einen ganzen Wohnkomplex aufzunehmen.
Claudia öffnete die Tür, nachdem ich geklingelt hatte. Perfektes Make-up, tadellos gekleidet. Sie war mitten in einem Gespräch auf dem Mobiltelefon und schien nicht überglücklich zu sein, mich zu sehen. Doch immerhin gab sie mir ein Zeichen, ich solle eintreten.
Sie legte eine Hand über das Handy und flüsterte mit ihrem krächzenden New Yorker Akzent: »Ich bin hier gleich fertig. Setzen Sie sich doch bitte solange ins Wohnzimmer.«
Ich folgte der Richtung ihres manikürten roten Fingernagels und nickte. Sie ging in ein anderes Zimmer, das wie ein Arbeitszimmer oder Büro aussah.
»Ruf Hongkong an«, sagte sie ins Telefon. »Erkundige dich, ob sie einverstanden sind.« Die Tür zu dem Raum wurde geschlossen. Ihrem Tonfall nach zu urteilen war die Zustimmung von Hongkong erforderlich.
Das Wohnzimmer war modern eingerichtet, mit einer Farbpalette, die von Pergament bis cremefarben reichte. Eher Claudia als Stuart. Die neutralen Töne erinnerten mich an einen Strand. Mehrere kleine Artefakte, orientalisch und ziemlich alt, standen auf einer beleuchteten Etagère. Die Gemälde waren modern, ebenfalls in ruhigen, neutralen Farbschattierungen gehalten. Ein schwarzer lackierter Couchtisch und zwei tiefschwarze Lampen auf den Beistelltischen sorgten für ein Gegengewicht zu all dem Weiß. Auf dem Sofa lagen Kissen aus Shantungseide mit orientalischem Design in Schwarz, Weiß und Scharlachrot. Nicht mein Geschmack, doch die Wirkung gefiel mir.
Claudia kam ins Zimmer, während ich auf dem cremefarbenen Sofa saß und ihre Sammlung von Bronzefiguren bewunderte. Jetzt erst fiel mir auf, dass sie in Schwarz und Weiß gekleidet war, wie dieser Raum. An ihrem Hals hing ein elfenbeinfarbenes und schwarzes Medaillon an einem schwarzen Samtband. Ihr Parfüm roch nach Jasmin.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Aber seit Wochen schon habe ich versucht, diesen Deal zustande zu bringen.«
»Was machen Sie?«
»Import-Export. Fast ausschließlich Asien. Der Zeitunterschied ist mörderisch. Manchmal bin ich die ganze Nacht auf und schlafe dann tagsüber.« Sie faltete die Hände wie zum Gebet und setzte sich zu mir aufs Sofa. »Welchem Umstand verdanke ich dieses Vergnügen? Mein Gefühl sagt mir, dass es sich nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt.«
Nach den Feindseligkeiten neulich in der Weinkellerei war die Skepsis berechtigt, doch sie bemühte sich zumindest, freundlich zu sein.
»Ich möchte, dass Sie für mich etwas herausfinden«, sagte ich. »Auf meinem Anwesen hat es eine Art Vandalismus gegeben. Ich habe den Sheriff noch nicht informiert, aber wahrscheinlich werde ich es heute noch tun.«
Claudias Hand wanderte zu ihrem hübschen Medaillon. Sie wickelte das Band um ihre Finger. »Wir haben New York verlassen, um nichts mehr mit Verbrechen zu tun zu haben, Herrgott noch mal!«
»Also, es …«
Sie hörte nicht zu. »Stuart hat mir versprochen , dass wir hier sicher sind. Ich fürchte, dass wir jetzt ein Alarmsystem installieren müssen.« Sie blickte sich im Zimmer nach ihren Schätzen um, als könnten sie plötzlich verschwinden, während wir hier saßen. »Wenn man in New York schreit, hört einen wenigstens jemand. Aber hier … da ist niemand.«
»Claudia«, sagte ich. »Bitte lassen Sie es mich erklären.«
Sie schaute mich verwirrt an. »Was erklären?«
»Was passiert ist.«
»Oh!«
»Am Samstagmorgen
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