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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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fragte Blair.
    Beckwith nickte, aber seine Miene zeigte deutlich, daß ihm solche derben Ausdrücke zuwider waren.
    »Mr. President, diese Gruppe, die sich als Ulster Freedom Brigade bezeichnet, hat ihre Terrorkampagne begonne n, weil sie den Friedensprozeß, den wir in Nordirland endlich in Gang gebracht haben, rückgängig machen will. Ich will diesen feigen Terroristen und der ganzen Welt demonstrieren, daß ihnen das niemals gelingen wird. Ich will sie in die Fresse hauen, Mr. President, und dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
    Beckwith lächelte erstmals. »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Prime Minister?«
    »Indem Sie einen Superstar zu Ihrem nächsten Botschafter in London ernennen. Jemanden, den alle Beteiligten respektieren können. Jemanden mit einem prominenten Namen, den jeder kennt. Ich will keinen Mann, der bloß den Sessel wärmt, bis Sie aus dem Amt scheiden. Ich will jemanden, der mir helfen kann, mein großes Ziel zu erreichen, den Nordirlandkonflikt dauerhaft zu lösen.«
    Die Eindringlichkeit und Aufrichtigkeit der Argumentation des Jüngeren waren beeindruckend. Aber Beckwith war ein zu erfahrener Politiker, um nicht zu wissen, daß man in diesem Geschäft nie etwas verschenken sollte.
    »Was bekomme ich dafür, wenn ich einen Superstar nach London schicke?«
    Blair grinste breit. »Meine rückhaltlose Zustimmung zu Ihrer europäischen Handelsinitiative.«
    »Abgemacht«, sagte Beckwith, nachdem er so getan hatte, als überlege er kurz.
    Ein Steward betrat den Raum.
    »Bitte zwei Gläser Brandy«, bestellte Beckwith. Die Drinks wurden sofort serviert. Der Präsident hob sein Glas. »Auf gute Freundschaft.«
    »Auf gute Freundschaft.«
    Blair nippte an seinem Brandy mit der Zurückhaltung eines Mannes, der selten Alkohol trinkt. Er stellte den Schwenker bedächtig vor sich ab und fragte: »Haben Sie schon an bestimmte Kandidaten gedacht, Mr. President?«
    »Wissen Sie, Tony, ich glaube, daß ich genau den richtigen Mann für diesen Job habe.«


    SHELTER ISLAND, NEW YORK
     
    Viele Jahre lang hatte wenig an dem großen weißen Ho lzhaus mit Blick über Dering Harbor und den Shelter-Island-Sund darauf hingedeutet, daß es Senator Douglas Cannon gehörte.
    Gelegentlich kamen Gäste, die durch den Secret Service geschützt werden mußten, und manchmal fanden große Parties statt, wenn Douglas wieder für den Senat kandidierte und für seinen Wahlkampf Geld brauchte. Im allgemeinen sah das Landhaus wie alle anderen entlang der Shore Road aus - nur etwas größer und etwas gepflegter. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik und dem Tod seiner Frau hatte der Senator mehr in Cannon Point als in seinem weitläufigen Apartment in der Fifth Avenue in Manhattan gelebt. Er bestand darauf, daß die Nachbarn ihn Douglas nannten, was ihnen anfangs nicht leicht über die Zunge gegangen war. Cannon Point war nun le ichter zugänglich als je zuvor. Machten Touristen davor halt, um das Haus anzugaffen oder zu fotografieren, erschien manchmal der Senator von seinen übermütigen Retrievern begleitet auf dem gepflegten Rasen und verwickelte sie freundlich in ein kurzes Gespräch.
    Mit all dem hatten die Eindringlinge Schluß gemacht.
    Zwei Wochen nach dem Überfall hatte die Polizei dem Senator gestattet, alle sichtbaren Spuren des Vorfalls beseitigen zu lassen, so daß äußerlich nichts mehr an ihn erinnerte. Ein auf der Insel völlig unbekanntes auswärtiges Bauunternehmen, das auch nicht im Telefonbuch zu stehen schien, führte diese Arbeiten aus.
    Auf der Insel kursierten Gerüchte, Cannon Point sei schwer beschädigt worden. Harry Carp, der rotgesichtige Besitzer der Eisenwarenhandlung in The Heights, hatte gehört, die Wände in Küche und Wohnzimmer seien von einem Dutzend Kugeln durchsiebt gewesen. Patty McLean, die Kassiererin im Mid-Island Market, hatte gehört, die Blutflecken im Gästehaus seien so riesig gewesen, daß man den Fußboden habe herausreißen und die Wände neu streichen müssen. Martha Creighton, die prominenteste Immobilienmaklerin der Insel, sagte vertraulich voraus, Cannon Point werde innerhalb von sechs Monaten auf den Markt kommen. Natürlich, murmelte Martha bei einem Cappuccino im Village Coffeehouse, würden der Senator und seine Familie anderswo einen neuen Anfang machen wollen.
    Der Senator, seine Tochter Elizabeth und sein Schwiegersohn Michael entschlossen sich jedoch zum Bleiben. Cannon Point, das früher offen und frei zugänglich gewesen war, erinnerte jetzt an eine Siedlung in

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