Der Bourne Betrug
Silber verarbeitete. Der Konzern Integrated Vertical Technologies hatte seinen Sitz in London, wohin der Saudi ausgewandert war, nachdem er zum zweiten Mal geheiratet hatte: Holly Cargill, eine Engländerin aus der Oberschicht, die ihm zwei Söhne und eine Tochter geschenkt hatte.
Die CI, vor allem Conklin, hatte Hamid ibn Aschaf im Visier gehabt. Irgendwann war Bourne mit dem Auftrag losgeschickt worden, ihn zu liquidieren. Bourne hatte ihn bis nach Odessa verfolgt, aber dort waren Komplikationen aufgetreten. Er hatte auf den Saudi-Araber geschossen, ihn aber nicht tödlich getroffen. Hamid ibn Aschaf, dem ein weitgespanntes Netzwerk aus Agenten zur Verfügung stand, war mit ihrer Hilfe untergetaucht; Bourne hatte sich nur mit knapper Not aus Odessa retten können.
Lerner räusperte sich. Der Alte sah sich um.
»Ah, Matthew, nehmen Sie Platz.«
Lerner zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Sie lecken wieder alte Wunden, Sir?«
»Sie meinen den Fall Hamid ibn Aschaf? Ich versuche herauszubekommen, was aus der Familie geworden ist. Lebt der Alte, oder ist er tot? Wo steckt er, falls er noch lebt? Nicht
lange nach dem Fehlschlag unseres Unternehmens in Odessa hat Karim al-Jamil, der jüngere Sohn, die Leitung der Firma übernommen. Wenig später ist Abu Ghasi Nadir al-Jamuh, der ältere Sohn, verschwunden, vielleicht um sich um Hamid ibn Aschaf zu kümmern. Das würde der saudischen Stammestradition entsprechen.«
»Was ist mit der Tochter?«, fragte Lerner.
»Sarah ibn Aschaf? Sie ist jünger als ihre beiden Brüder. Unseres Wissens so wenig religiös wie ihre Mutter. Mit ihr haben wir uns logischerweise nie viel beschäftigt.«
Lerner beugte sich nach vorn. »Haben Sie einen bestimmten Grund, sich jetzt für die Familie zu interessieren?«
»Dieser nicht abgeschlossene Fall geht mir gegen den Strich. Das war Bournes einziger Misserfolg, und im Licht neuerer Entwicklungen bin ich gegen Misserfolge allergisch.« Er saà einige Sekunden lang da, lieà den Blick in mittlere Entfernung gerichtet, grübelte nach. »Ich habe Lindros angewiesen, jeglichen Kontakt zu Bourne abzubrechen.«
»Ein weiser Entschluss, Sir.«
»Glauben Sie?« Der DCI machte ein finsteres Gesicht. »Ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht, den Sie wieder ausbügeln sollen. Martin arbeitet Tag und Nacht daran, Typhon für die Fahndung nach Fadi zu mobilisieren. Für Sie habe ich einen anderen Auftrag: Ich möchte, dass Sie Bourne aufspüren und liquidieren.«
»Sir?«
»Spielen Sie nicht den Ahnungslosen!«, verlangte der DCI scharf. »Ich habe Ihren Aufstieg innerhalb der CI verfolgt. Ich weiÃ, wie erfolgreich Sie im AuÃendienst waren. Sie haben âºnasse Arbeitâ¹ getan. Und Sie können, was noch wichtiger ist, Steine zum Reden bringen.«
Lerner äuÃerte sich nicht dazu, was in gewisser Weise Zustimmung bedeutete. Sein Schweigen hieà jedoch keineswegs,
dass sein Verstand nicht auf Hochtouren arbeitete. Das ist also der wahre Grund für meine Beförderung , sagte er sich. Dem Alten gehtâs nicht darum, die CI zu reorganisieren. Er will meine speziellen Fähigkeiten nutzen. Ein AuÃenstehender soll die nasse Arbeit erledigen, die er seinen eigenen Leuten nicht anvertrauen darf.
»Gut, dann weiter.« Der Alte hob den Zeigefinger. »Ich habe diesen unverschämten Hundesohn schon lange satt. Seit er bei uns ist, verfolgt er nur seine eigenen Ziele. Manchmal kommtâs mir vor, als arbeiteten wir für ihn. Ein Beispiel dafür ist, dass er Cevik aus der Zelle ins Freie mitgenommen hat. Dafür hatte er bestimmt seine Gründe, aber er würde uns nie erzählen, was ihn dazu bewogen hat. Genau wie wir keine Ahnung haben, was damals in Odessa passiert ist.«
Lerner war verblüfft. Er fragte sich, ob er den Alten etwa unterschätzt hatte.
»Soll das heiÃen, dass Bourne nicht eingehend dazu befragt worden ist?«
Der DCI schüttelte unwillig den Kopf. »Natürlich ist er wie alle Beteiligten ausführlich befragt worden. Er hat einfach behauptet, er könne sich an nichts, an überhaupt nichts erinnern. Martin hat ihm geglaubt, aber ich habe ihm diesen Scheià nie abgenommen.«
»Ãberlassen Sie das mir. Ich kann die Wahrheit aus ihm rauskriegen, Sir.«
»Täuschen Sie sich nicht, Lerner. Bourne verübt lieber Selbstmord, als
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