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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich herabplätschern. Sie sprach es selbst fließend, beherrschte sogar mehrere seiner vielen Dialekte – eine Tatsache, die ihn fasziniert hatte, als sie sich kennengelernt hatten.
    Schließlich war sein Gebet beendet. Er erhob sich und lächelte Anne mit Martin Lindros’ Gesicht an.
    Â»Ich weiß, was du als Erstes sehen willst«, sagte er leise auf Arabisch, indem er sich sein Hemd über den Kopf zog.
    Â»Ja, zeig mir alles«, antwortete sie in derselben Sprache. Dies war der Körper, den sie so liebte. Ihr Blick wanderte über seinen Bauch, seine Brust. Als er dann weiter nach oben glitt, sah sie ihm in die Augen – auch in das veränderte rechte mit seiner neuen Netzhaut. Martin Lindros’ Gesicht mitsamt Lindros’ rechter Netzhaut. Anne hatte die Fotos und Netzhautscans beschafft, die diese Verwandlung erst möglich
gemacht hatten. Jetzt studierte sie sein Gesicht eingehender, als es ihr im Dienst möglich gewesen war, wenn er an ihr vorbeigegangen war, um das Büro des Alten zu betreten oder zu verlassen. Bei diesen Gelegenheiten hatte er ihr nur kurz zugenickt und Hallo gesagt, genau wie der richtige Martin Lindros es getan hätte.
    Jetzt staunte sie. Sein neues Gesicht war in jeder Hinsicht perfekt – Dr. Andurskij hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Verwandlung hielt sogar mehr, als er versprochen hatte.
    Er hob die Hände ans Gesicht und lachte leise, während er die kleinen Schnitte, Prellungen und Hautabschürfungen berührte. Er war sehr mit sich selbst zufrieden. »Siehst du, die ›Misshandlungen‹, denen ich in der ›Gefangenschaft‹ ausgesetzt war, waren genau so berechnet, dass sie etwaige Spuren von Andurskijs Skalpell verdecken.«
    Â»Jamil«, flüsterte sie.
    Er hieß Karim al-Jamil ibn Hamid ibn Aschraf al-Wahhib. Karim al-Jamil bedeutete »Karim der Schöne«. Anne gestattete er, ihn Jamil zu nennen, weil ihr das so viel Freude machte. Kein anderer wäre auf diese Idee gekommen, hätte ihn erst recht nicht so genannt.
    Ohne den Blick auch nur eine Sekunde lang von seinem Gesicht zu nehmen, ließ sie Mantel und Kostümjacke zu Boden gleiten, knöpfte ihre Bluse auf, zog den Reißverschluss ihres Rocks herunter. In derselben bedächtigen Art hakte sie ihren BH auf, streifte ihren Slip ab. Zuletzt stand sie in hochhackigen Pumps, seidig glänzenden Strümpfen und schwarzen Spitzenstrapsen vor ihm. Ihr Herz schlug höher, als sie sah, wie er sie förmlich mit den Augen verschlang.
    Sie trat aus dem weichen Hügel, den ihre Kleidungsstücke bildeten, und schritt auf ihn zu.
    Â»Du hast mir gefehlt«, sagte er.
    Sie kam in seine Arme, drängte ihr nacktes Fleisch gegen
seinen Körper, stöhnte leise, als seine Umarmung ihre Brüste an seinem Brustkorb flach drückte. Sie ließ ihre Handflächen über seine größten Muskeln gleiten; ihre Fingerspitzen spürten den kleinen Erhebungen und Vertiefungen nach, an die sie sich aus ihrer ersten gemeinsamen Nacht in London so gut erinnerte. Dabei ließ sie sich Zeit. Er drängte sie nicht, denn ihm war bewusst, dass sie sich wie eine Blinde vergewissern wollte, dass sie sich auf vertrautem Gelände befand.
    Â»Erzähl mir, wie’s dir ergangen ist. Was hast du alles durchmachen müssen?«
    Karim al-Jamil schloss kurz die Augen. »Die ersten sechs Wochen waren höllisch schmerzhaft. Dr. Andurskij hatte vor allem Angst vor einer Infektion, während die verpflanzten Haut- und Muskelpartien anheilten. Außer ihm und seinem Team durfte niemand in meine Nähe kommen. Sie haben Mundschutz und Gummihandschuhe getragen und mich mit Antibiotika vollgepumpt.
    Nach der Netzhautverpflanzung konnte ich das rechte Auge tagelang nicht öffnen, weil es dick verbunden war. Am ersten Tag konnte ich mich überhaupt nicht bewegen, mindestens zehn weitere Tage lang war ich in meiner Mobilität stark eingeschränkt. Weil ich nicht schlafen konnte, musste ich ruhiggestellt werden. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Und das Schlimme war, dass ich trotz aller Injektionen ständig Schmerzen hatte – als ob der Schmerz als zweites Herz mit meinem schlüge. Mein Gesicht schien in Flammen zu stehen. Und in meinem rechten Auge steckte eine glühende Nadel, die ich nicht herausziehen konnte.
    So ist’s mir ergangen. Das alles habe ich durchmachen müssen.«
    Sie

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