Der Bourne Betrug
von Polizeibeamten blieb allmählich hinter ihnen zurück, als sie das Schwarze Meer mit Kurs auf die Pier durchpflügten, auf der ein Wagen bereitstand, um sie zum Flughafen zu bringen. Abbud ibn Aziz, der mit Fadi möglichst weit von der zweiköpfigen Besatzung entfernt am Bug saÃ, bot Essen und Getränke an. Während sie eine Zeitlang schweigend aÃen, war nur das Rauschen der symmetrischen Bugwelle des Boots und gelegentlich das Tuten einer Schiffssirene, klagend wie der Schrei eines verirrten Kindes, zu hören.
»In deiner Abwesenheit habe ich eine beunruhigende Nachricht von Dr. Senarz erhalten«, sagte Abbud ibn Aziz. »Seiner Ansicht nach ist Dr. Veintrop so weit, dass er die letzten Schritte zum Zusammenbau des Atomsprengkörpers tun könnte, obwohl Veintrop das leugnet.«
»Dr. Veintrop hält uns hin«, sagte Fadi.
Abbud ibn Aziz nickte. »Das behauptet auch Dr. Senarz, und ich neige dazu, ihm zu glauben. SchlieÃlich ist er unser Atomphysiker. Jedenfalls wäre das nicht das erste Mal, dass Veintrop uns Schwierigkeiten macht.«
Fadi überlegte kurz. »Also gut. Ruf deinen Bruder an. Er soll Katja Veintrop nach Miran Schah bringen, wo wir uns mit ihm treffen. Sobald Dr. Veintrop sieht, was wir seiner Frau antun können, wird er wieder gefügig, glaube ich.«
Abbud ibn Aziz sah gelegentlich auf seine Armbanduhr. »Die letzte Maschine ist schon vor Stunden gestartet. Die nächste geht erst heute Abend.«
Fadi saà mit starrem Blick unbeweglich da. Abbud ibn Aziz wusste, dass er in Gedanken wieder bei dem verhängnisvollen Tag war, an dem sein Vater zum Invaliden geworden war. Seine Schuldgefühle wegen dieses Vorfalls waren ungeheuer. Abbud ibn Aziz hatte schon oft versucht, seinem Führer
und Freund zu raten, seine Gedanken und seine Energien auf die Gegenwart zu konzentrieren. Aber der damalige Vorfall war durch tiefen Schmerz über Verrat und Tod noch komplizierter geworden. Fadis Mutter hatte ihm den Tod ihrer einzigen Tochter nie verziehen. Abbud ibn Azizâ Mutter hätte ihn nie mit einer so schrecklichen Bürde belastet. Aber sie war eine Muslima; Fadis Mutter war Christin â das machte den groÃen Unterschied. Er selbst war Sarah ibn Aschaf unzählige Male begegnet, hatte jedoch bis zu jener Nacht in Odessa nie einen zweiten Gedanken auf sie verschwendet. Fadi dagegen war ein halber Engländer; wer konnte ergründen, wie er über seine Schwester dachte, was er in Bezug auf sie empfand?
»Fadi, der von Karim al-Jamil ausgearbeitete Plan bereitet mir allmählich Sorgen.« Fadi blieb stumm; er starrte weiter blicklos geradeaus. Hatte er ihn überhaupt gehört? Das musste Abbud ibn Aziz annehmen, also fuhr er fort: »Erstens: die übertriebene Geheimhaltung. Ich stelle dir Fragen, und du weigerst dich, sie zu beantworten. Ich versuche, die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen, und werde von deinem Bruder und dir behindert. Zweitens: das extrem hohe Risiko. Misslingt unser Vorhaben, ist das gesamte Dujja-Netzwerk gefährdet, und unser wichtigster Geldgeber könnte enttarnt werden.«
»Wieso fängst du jetzt davon an?« Fadi hatte sich nicht bewegt, war mit seinem Blick nicht in die Gegenwart zurückgekehrt. Er sah einem Gespenst so ähnlich, dass Abbud ibn Aziz ein kalter Schauder über den Rücken lief.
»Diese beiden Punkte haben mir von Anfang an Sorgen gemacht. Aber jetzt habe ich entdeckt, wer diese Frau ist, mit der Karim al-Jamil ein Verhältnis hat.«
»Seine Geliebte«, sagte Fadi. »Was ist mit ihr?«
»Dein Vater hat eine Ungläubige zu seiner Geliebten gemacht, Fadi. Später ist sie seine Ehefrau geworden.«
Fadis Kopf fuhr herum. Seine dunklen Augen glichen denen eines Mungos, der eine Kobra fixiert. »Du gehst zu weit, Abbud ibn Aziz. Du sprichst jetzt von meiner Mutter.«
Abbud ibn Aziz spürte erneut einen eisigen Schauder. »Ich spreche von Islam und Christentum. Fadi, mein Freund, wir schmachten unter christlicher Besatzung, die unsere Lebensart bedroht. Das ist der Kampf, den wir zu führen und zu gewinnen geschworen haben. Hier stehen unsere Traditionen, unsere gesamte kulturelle Identität auf dem Spiel.
Und nun schläft Karim al-Jamil mit einer Ungläubigen, ergieÃt sich in sie, erzählt ihr ⦠Wer weiÃ, was er ihr alles anvertraut? Würde das unter unseren Leuten bekannt,
Weitere Kostenlose Bücher