Der Bourne Betrug
Fadi von sich abzuschütteln und sich im Wasser kniend aufzurichten.
Er streckte die Hände nach Fadi aus. Im selben Augenblick war vom weit entfernten Ende des Korridors her ein donnerndes Brausen zu hören. Obwohl Fadi aus dem rechten Ohr blutete, schien er die Wirkung des geplatzten Trommelfells bereits abzuschütteln. Als Bourne ihn packen wollte, spürte er, wie Fadis Malaiendolch über seinen Handrücken zuckte und eine blutende Schnittwunde zurücklieÃ.
Bourne riss seinen Gürtel aus den Hosenschlaufen, wickelte ihn sich um die Hand und benutzte diesen Lederpanzer dazu, Fadis DolchstöÃe abzuwehren. Unter der scharfen Klinge löste das Leder sich jedoch unaufhaltsam auf. In wenigen Augenblicken würde er schutzlos sein.
Das Brausen wurde zu einem dumpfen Röhren. Was kam dort auf sie zu? Mit der unnatürlichen Kraft der Verzweiflung verstärkte Fadi, der seinen Vorteil erkannte, seinen Angriff mit präzisen DolchstöÃen. Unter diesem Ansturm musste Bourne in Richtung Operationssaal zurückweichen.
Dann nahm er aus dem Augenwinkel heraus eine verschwommene Bewegung wahr. Jemand kam aus der offen stehenden
OP-Tür gehuscht. Eine Frau: Katja. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihre Hände waren rot von Blut â von Martins Blut. Dies war die Frau, mit der Lindros hatte flüchten wollen. Aber Fadi hatte die beiden aufgespürt. Weshalb hatte Martin sich nicht mit ihr versteckt, wie Bourne es ihm dringend geraten hatte? Das lieà sich nicht mehr klären.
»Sehen Sie nur, was sie ihm angetan haben!«, schluchzte Katja.
In ihrer Hand sah Bourne etwas Metallisches blitzen.
Sie watete auf den Korridor hinaus, kam auf Bourne zu. In diesem Augenblick wurde das Röhren fast ohrenbetäubend laut. Katja drehte den Kopf zur Seite und starrte den Korridor entlang. Als Bourne ihrem Blick folgte, sah er eine gewaltige Flutwelle heranrauschen.
Fadis Dolch zuckte ein letztes Mal über seinen provisorischen Handschutz. Alle Lederschichten fielen zur Seite und lieÃen seine blutigen Knöchel sehen.
»Zurück!«, forderte er Katja auf. »In Deckung!«
Stattdessen watete sie weiter auf ihn zu. Inzwischen war das Wasser jedoch hüfttief und die Strömung so stark, dass sie nicht mehr vorwärts kam. Fadi versuchte einen tödlichen Dolchstoà anzubringen, aber Bourne trat ihm unter Wasser gegen die Beine und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Sein Stoà ging ins Leere; Bournes defensiver Unterarm schlug ihm die geflammte Klinge aus der Hand.
Katja, die erkannte, dass sie nicht mehr vorankam, warf Bourne den metallischen Gegenstand zu.
Seine Hand packte zu und bekam den Gegenstand in der Mitte zu fassen: ein gut zwanzig Zentimeter langes Amputiermesser von Collins. Er fasste das Messer am Griff, stieà Fadi die scharfe Klinge mit geschmeidig kraftvoller Bewegung unter dem Kehlkopf in den Hals und riss sie durchs Schlüsselbein nach unten in den Brustraum.
Fadi starrte ihn mit offen stehendem Mund an. Im Augenblick seines Todes war er gelähmt, hilflos, zu keinem Gedanken mehr imstande. Als sei die Zeit für ihn stehen geblieben. Während seine Augen trüb wurden, lieÃen sie erkennen, dass er angestrengt etwas zu begreifen versuchte. Aber auch das misslang ihm.
Jetzt war die Flutwelle fast heran. Bourne blieb nichts anderes übrig, als sich auf Fadis aufgeschlitzten Oberkörper zu stellen. Er schob seine gekrümmten Finger durchs Abdeckgitter des Abluftschachts über ihm und zog sich daran hoch. Dann streckte er Katja eine Hand hin. Später konnte er nicht sagen, ob sie ihn hätte erreichen können, wenn sie gewollt hätte. Während er sie anschrie, stand sie nur da und starrte ins Leere.
Bourne war kurz davor, loszulassen und Katja zu sich herzuholen, als die Flutwelle ihn mit der Gewalt einer Riesenfaust traf und ihm den Atem raubte. Wie der auf dem Ras Dejen hausende Dämon heulend spülte sie Fadis Leiche unter ihm hinweg und riss Katja an ihr wild schäumendes Herz. Noahs Sintflut gleich röhrte die Woge tosend durch die gesamte Anlage, ertränkte jeden, der ihr im Weg stand, und scheuerte alle Gänge und Räume sauber.
KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG
In Fahd al-Saâuds tapferem Herzen lebte die Ãberzeugung, eines Tages â nicht schon bald, vielleicht nicht einmal zu seinen Lebzeiten â werde der Krieg gegen die Stammeskrieger, die es darauf anlegten,
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