Der Bourne Betrug
Todeskampf um sich getreten hatte. Kleine Tiegel, zersplitterte Fläschchen und Prothesen lagen überall herum. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
»Er sieht so traurig aus, wie er zusammengesunken auf dem Stuhl hockt«, sagte Muta.
»Er fühlt keine Trauer mehr«, sagte Fadi. »Für ihn hat aller Schmerz, alles Vergnügen ein Ende.«
Muta starrte in Omars glasige Augen, deren Pupillen im Tod starr geweitet waren. »Du hast ihm das Genick gebrochen. So sauber, so präzise.«
Fadi setzte sich auf den Wannenrand. Nach kurzem Zögern hob Muta einen elektrischen Haarschneider von den Marmorfliesen auf. Fadi hatte einen Spiegel mit Saugnäpfen an den Kacheln hinter der Wanne befestigt. Jetzt starrte er hinein und verfolgte jede Bewegung, als Muta sich daranmachte, ihm die Haare zu kürzen.
Als er fertig war, stand Fadi auf. Er starrte sein Bild im Spiegel über dem Waschbecken an, dann betrachtete er wieder Omar. Er drehte sich zur Seite, und Muta drehte Omars Kopf in dieselbe Richtung. Dann kam die andere Seite dran.
»Hier etwas weniger â¦Â« Fadi deutete auf seinen Hinterkopf. »⦠wo Omar bereits kahl ist.«
Als er mit Mutas Arbeit zufrieden war, modellierte er sich
Omars Nase, Omars leichten Ãberbiss und Omars lange Ohrläppchen.
Gemeinsam zogen sie Omar seine Kellnerkleidung, Socken und Schuhe aus. Fadi vergaà auch seine Unterwäsche nicht, die er als Erstes anzog. Die Absicht war, hundertprozentig authentisch zu wirken.
»La ilaha ill allah.« Muta grinste. »Jeder Zoll der pakistanische Ober.«
Fadi nickte. »Dann wirdâs Zeit.«
Im Salon der Suite nahm er das Tablett mit, das Omar gebracht hatte. DrauÃen auf dem Flur betrat er den Personalaufzug in den Keller. Dort zog er einen PDA heraus und rief den Kellergeschossplan des Hotels auf. Die Schaltzentrale für Stromversorgung, Klimaanlage und Sprinklersysteme zu finden dauerte keine drei Minuten. Drinnen schraubte er die Abdeckung des Sprinklerschaltfelds ab und ersetzte die Kabel für den vierten Stock. Die Farbkodierung würde richtig aussehen, falls jemand sie kontrollierte, aber der Anschluss war jetzt stromlos, sodass alle Sprinkler im vierten Stock stillgelegt waren.
Mit demselben Aufzug kehrte er in den vierten Stock zurück. Als im ersten Stock ein Zimmermädchen zustieg, probierte er seine Imitation von Omars Stimme an ihr aus. Sie stieg im dritten Stock aus, ohne den geringsten Verdacht geschöpft zu haben.
In der Suite der Brüder Silver ging er ins Bad. Aus dem unteren Fach seines Hartschalenkoffers holte er eine kleine Sprühdose und zwei Metallflaschen mit Schwefelkohlenstoff. Eine davon leerte er gleich in Omars Schoà aus, worauf der Gestank nach faulen Eiern die Luft verpestete. DrauÃen im Salon kippte er die zweite Flasche unter dem Fenster aus, wo die Säume der schweren Vorhänge auf dem Boden schleiften. AnschlieÃend besprühte er das schwer entflammbare Gewebe mit einem Mittel, das es brennbar machen würde.
Zum Schluss fragte er: »Hast du alles, was du brauchst?«
»Ich habe nichts vergessen, Fadi.«
Fadi verschwand wieder im Bad, um den Brandbeschleuniger in Omars Schoà anzuzünden. Buchstäblich nichts von ihm, kein erkennbares Stück Fleisch oder Knochen, würde die Glut des Höllenfeuers überdauern, das die Brandbeschleuniger entfachen würden. Während Muta zusah, zündete Fadi die Vorhangsäume im Salon an, bevor sie beide die Suite verlieÃen. Sie gingen fast sofort auseinander: Muta ibn Aziz zur Treppe, Fadi wieder zum Personalaufzug. Zwei Minuten später verlieà er das Hotel durch einen Nebenausgang: Omar, der eine Zigarettenpause machte. Nach dreiundvierzig Sekunden gesellte Muta sich zu ihm.
Sie waren eben von der 20 th Street auf die H Street abgebogen, wo sie hinter einem Gebäude der George Washington University sicher waren, als der Brand, der alle drei Räume der Suite der Brüder Silver in Schutt und Asche legen würde, das Fenster im vierten Stock mit einem gewaltigen Knall zersplittern lieÃ.
Von Rufen, Schreien und anschwellendem Sirenengeheul umgeben, schlenderten sie die StraÃe entlang weiter. Eine rot flackernde Lohe stieg in die Nacht auf: der herzzerreiÃende Feuerschein von Unglück und Tod.
Fadi und Muta ibn Aziz kannten ihn beide gut.
Â
Welten von Luxus und internationalem Terrorismus entfernt, war Washington
Weitere Kostenlose Bücher