Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Klinge auf die anderen fallen. »Ich verstehe nicht.«
»Ganz einfach, alter Knabe. Sie bleiben hier und warten. Bogs wird jemanden herbringen. Ihr plaudert ein bisschen, alles ganz nett, bis Bogs Ihnen das Signal gibt …« Er deutete mit dem Kopf auf die Rasierklingen.
»Was?« Es schnürte ihm die Kehle zu. »Sie meinen, ich soll diese Person mit einer solchen Klinge umbringen?«
»Sie können auch alle vier nehmen, wenn Sie wollen.«
Peter schluckte. »Ich glaube nicht …«
Brick beugte sich ruckartig vor und packte Peters rechtes Handgelenk mit eisernem Griff. »Es ist mir scheißegal, was Sie glauben. Tun Sie’s einfach.«
»Herrgott.« Peter kämpfte die Panik nieder, die in ihm aufstieg. Denk nach , sagte er sich. »Wir sind völlig abgeschieden hier draußen. Wäre eine Pistole nicht einfacher?«
»Jeder Hosenscheißer kann einen Kerl aus nächster Nähe umnieten.« Er formte seine freie Hand zur Pistole und drückte ihm den Zeigefinger an die Schläfe. Im nächsten Augenblick lächelte er und ließ ihn los. »Ich will sehen, aus welchem Holz Sie geschnitzt sind. Ob ich Ihnen größere Sachen anvertrauen kann.« Er stand auf. »Sie wollten für mich arbeiten. Das ist der Weg, den Sie gewählt haben. Ihre Chance, sich hochzuarbeiten.« Er zwinkerte, und sein Lächeln verschwand. »Vermasseln Sie’s nicht.«
Die einzige regelmäßige Zusammenkunft, an der Soraya teilnahm, war eine wöchentliche Pokerrunde im Haus des Bürgermeisters. Und auch das war etwas, das sie mit Delia verband: Beide Frauen waren von Natur aus zurückhaltend, scheuten aber keine Herausforderung, schon gar nicht beim Pokern. In diesen besonderen Stunden am grünen Spieltisch inmitten der Elite der Washingtoner Politik war sich Delia über ihre Gefühle für Soraya klar geworden. Die irritierende sexuelle Spannung hatte sich nach und nach in dem warmen Gefühl einer tiefen Freundschaft aufgelöst. Sie erkannte, dass sie sich zu Soraya hingezogen fühlte, aber nicht im körperlichen Sinn. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Soraya weder lesbisch noch bisexuell war. Es gab also nichts, was ihre Freundschaft komplizieren könnte. Und Soraya nahm Delia als Freundin genau so an, wie sie war. Zum ersten Mal in ihrem Leben schämte sich Delia nicht, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Nie fühlte sie sich beurteilt, deshalb fiel es ihr leicht, Soraya an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen.
Delia nahm sich einen Stuhl, setzte sich zu ihrer Freundin ans Bett und nahm ihre Hand. Sorayas Augen flatterten auf. Ihre Lider schimmerten bläulich, dazu passte der benommene Blick, als wäre sie schlimm verprügelt worden.
»Hallo, Raya.«
»Deel …«
Am Kopf und an beiden Armen hingen Schläuche. Scheußliche Dinger , dachte Delia und versuchte vergeblich, nicht hinzusehen.
»Ich schätze, du lässt mich lieber nicht in den Spiegel schauen.« Soraya versuchte zu lächeln, doch es wollte nicht recht gelingen. Ihr Lächeln wirkte seltsam verzerrt, und einen atemlosen Moment lang fürchtete Delia, die Operation könnte die Nerven dieser Gesichtshälfte irgendwie beeinträchtigt haben. Doch als Soraya zu sprechen begann, wurde ihr klar, dass es nur an der Müdigkeit und den Nachwirkungen der Narkose lag.
»Wie fühlst du dich, Raya?«
»So schlecht, wie ich aussehe. Vielleicht sogar noch schlechter.«
Jetzt war es Delia, die lächelte. »Aber es ist alles in Ordnung.«
»Hendricks hat gesagt, dem Baby geht’s gut.«
Delia nickte. »Das stimmt. Keine Probleme.«
Soraya seufzte, sichtlich erleichtert. »Was haben die Ärzte gesagt, wann ich hier rauskann?«
Delia lachte. »Warum? Hast du’s so eilig, wieder zu arbeiten?«
»Ich habe einen Job zu machen.«
Delia beugte sich zu ihr. »Im Moment ist es dein Job, gesund zu werden – für dich selbst und das Baby.« Sie nahm die Hand ihrer Freundin. »Hör zu, Raya, ich habe etwas getan … etwas, das du nicht wolltest. Aber unter den Umständen dachte ich … ich habe Charles von dem Baby erzählt.«
Von Schuldgefühlen überwältigt, schloss Soraya die Augen. Doch sie wusste, dass sie bei diesem Weg bleiben musste, auch wenn es ihr noch so schwerfiel.
»Es tut mir leid, Raya. Wirklich. Aber ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich dachte, er sollte es wissen.«
»Du bist nun mal ein anständiger Mensch, Deel«, sagte Soraya. »Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich hätte es wissen müssen.« In Wahrheit hatte sie es gewusst. Sie hatte darauf
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