Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
heißt das?«
»Soraya ist im Krankenhaus«, berichtete der Minister. »Sie ist kollabiert und musste notoperiert werden.«
Peter war so geschockt, dass er sich fast vom Tropf losgerissen hätte. »Wie geht es ihr?«
»Stabil, soweit ich weiß. Delia ist bei ihr. Sie ist kaum von Sorayas Bett gewichen.«
»Wo liegt sie?«
»Im selben Krankenhaus wie Sie, aber Sie klingen nicht so, als wären Sie in der Verfassung …«
»Mir geht’s gut«, versetzte Peter etwas zu scharf, wie ihm im nächsten Augenblick bewusst wurde. »Sorry, Sir, diese Sache im Jachthafen hat mir ein bisschen zugesetzt.«
»Alles klar. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Sobald Sie den Mann finden, der Sie angegriffen hat, will ich es erfahren, okay?«
»Ja, Sir.«
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. »Was Richards betrifft, wollen Sie ihn festnehmen oder weitermachen lassen?«
»Geben Sie mir ein, zwei Tage, bis ich weiß, was er vorhat. Ich will sehen, was passiert, jetzt wo ich von Brick abgehauen bin.«
»Schade, dass wir nicht wissen, wen Sie für ihn hätten töten sollen.«
»Das tut mir auch leid, Boss. Aber vielleicht war es überhaupt niemand. Brick ist ein Typ, der andere gern testet. Ich hatte jedenfalls genug davon, außerdem musste ich der Spur mit dem Schlüssel nachgehen.«
»Alles klar. Aber ab jetzt müssen wir Richards als Bedrohung betrachten.«
»Absolut, Boss. Aber vielleicht kommen wir durch ihn zu handfesten Beweisen für Bricks Machenschaften.«
»Wenn Sie meinen.« Hendricks wirkte nicht überzeugt. »Aber wenn Sie Unterstützung brauchen …«
»Dann melde ich mich.«
»Tun Sie das. Und bis dahin schicke ich Ihnen jemanden zu Ihrem Schutz.«
»Genau das werden Sie nicht tun, Sir. Bei allem Respekt, ich kann meinen Job nicht machen, wenn mir jemand auf Schritt und Tritt folgt. Ich bin kein Schreibtischhengst. Ich kann auf mich aufpassen.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Sir?«
»Peter, dann passen Sie aber bitte ab jetzt ein bisschen besser auf sich auf«, sagte Hendricks, ehe er die Verbindung trennte.
»Ihr habt zwei Möglichkeiten«, sagte der Leichenbestatter, »entweder ihr schlaft am Boden oder in einem Sarg.«
»Schöne Seide«, meinte Rebekka und strich über den Rand eines Sarges.
Der Bestatter grinste. »Weich wie eine Wolke.« Er war ein blasser, dünner Mann mit Trichterbrust, Menjoubärtchen und den geröteten Lippen einer Frau. Seine Hände wirkten wie zartes Porzellan, die Fingernägel waren lackiert. Er stellte sich als Diego de la Rivera vor.
»Ihr habt die Wahl«, sagte er. »Ich hole euch, wenn es so weit ist.«
»Sie sind sicher, dass Maceo Encarnacións Leute Sie rufen werden?«, fragte Bourne.
»Mehr als das«, sagte de la Rivera. »Ich bin sicher, Maceo Encarnación selbst wird mich rufen.«
»Wie kommen Sie darauf?«
De la Riveras Lippen zuckten. »Ich bin mit seiner Schwester verheiratet.«
Das gefiel Bourne gar nicht. »Ist Blut nicht immer noch dicker als Wasser?«
De la Riveras Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ich bin nicht mit Maceo Encarnación verwandt. Der Mann hat Geld wie Heu, aber seine eigene Schwester behandelt er wie Dreck.« Er spuckte auf den Boden. »Und mich? Er gibt mir Aufträge und glaubt, mich damit zu erniedrigen. ›Du bist nur an meinem Geld interessiert‹, sagt er zu mir, dabei will ich nur, dass er uns wie Menschen behandelt. Aber was tut er? Er lädt uns nicht mal zu sich nach Hause ein. Nein, der Kerl kann mir gestohlen bleiben, und meiner Frau auch. Also, von mir aus könnt ihr sein Haus anzünden, wenn ihr wollt.«
Er ging ohne ein weiteres Wort hinaus und schaltete das Licht aus. Die Lampe auf seinem Schreibtisch brannte noch, sie schien immer eingeschaltet zu bleiben, auch wenn er nicht da war. Man hörte nur noch das tiefe, gleichmäßige Summen der Kühlanlage im Keller, das gespenstisch durch den Betonboden drang.
»Möchtest du dich hinlegen?« Rebekka blickte von Bourne, dessen Gesichtsausdruck sie zum Lachen brachte, zu dem offenen Sarg. »Ich auch nicht.«
Bourne faltete den detaillierten Stadtplan auseinander, den El Enterrador ihm gegeben hatte, und begann ihn im schwachen Licht der Schreibtischlampe zu studieren. »Sind wir uns darüber einig, wie wir vorgehen, sobald wir drin sind?«
»Zuerst Rowland, dann Maceo Encarnación.«
Bourne schüttelte den Kopf. »Zuerst Rowland, dann verschwinden wir.«
»Was ist mit Encarnación?«
Bourne blickte zu ihr auf. Das Licht der Lampe
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