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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Rebecca zum letzten Mal ihre Wohnung verlassen hat. In Anbetracht der Umstände sind Sie die Einzige, die darüber Auskunft geben kann. Daher möchte ich Sie bitten, mir Schritt für Schritt zu zeigen, was Sie verändert haben.«
    » Ah, verstehe.« Sie ging kurz mit mir durch, was sie getan hatte, und zeigte mir das Schlafzimmer, in das nicht viel mehr hineinpasste als ein Doppelbett und ein Kleiderschrank, dann das Badezimmer – eine winzige, mit Marmor ausgekleidete Zelle, deren sämtliche Ablageflächen vor Kosmetik überquollen. Ich folgte ihr, verlor dabei aber bald jede Hoffnung, noch ein paar verwertbare Hinweise zu finden. Das Bettzeug war gewaschen, die Böden frisch gesaugt, auf sämtlichen Flächen war Staub gewischt, Bad und Küche sorgfältig geputzt. Überall, wo vielleicht etwas Aufschlussreiches zu finden gewesen wäre, hatte Louise schon gehandelt.
    » Die Wohnung hatte es wohl ziemlich nötig, oder?«
    » Das war nichts Ungewöhnliches. Rebecca war eigentlich permanent von Chaos umgeben.«
    » Es ist nicht so einfach, Ordnung zu halten, wenn man dafür nicht geboren ist«, sagte ich mitfühlend. Ich schaute mich gerade in dem kleinen Flur um und fand mich plötzlich Auge in Auge mit Sam wieder. Als ich mich ein Stück weiter drehte, stand ich dicht vor Louise. » Die Wohnung ist ja nicht eben riesig. Ich kann mir gut vorstellen, wie leicht sie unordentlich wird. Hat Rebecca sich hier wohlgefühlt?«
    » Ich habe sie nie danach gefragt. Aber da sie schon gut ein Jahr hier gewohnt hat, kann es so unangenehm nicht gewesen sein.«
    » Hat sie denn allein hier gelebt?«
    » Offiziell schon.« Louise kam allmählich ins Stottern. » Äh, also ab und zu hat schon mal jemand hier übernachtet. Und gelegentlich blieb auch jemand länger als ein paar Nächte. Aber im Grunde genommen hat sie hier allein gewohnt.«
    » Haben Sie jemanden davon kennen gelernt?«
    Louise schüttelte den Kopf. » Sie hatte noch nicht den Richtigen gefunden. Es gab keinen, den sie mir vorstellen wollte. Vor allem, da ich mit Gil ja nicht gerade optimal zurechtkam.«
    » Also können Sie uns keine Namen oder Kontaktdaten der Betreffenden nennen?«
    » Nein. Aber Sie werden ja vermutlich ihr E-Mail-Account und ihr Telefon überprüfen. Dabei finden Sie sicher alles Nötige über sie heraus. Bei Ermittlungen in einem Mordfall bleibt dem Opfer ja kaum noch eine Privatsphäre, wie ich gerade sehe.«
    » Kaum, das stimmt.« Ich würde Rebecca Haworths Leben auf den Kopf stellen, durchschütteln und schauen, ob etwas Verwertbares herausfiel. Als ich daran dachte, verschränkte ich die Arme, lehnte mich an die Wand und fühlte mich plötzlich unendlich erschöpft. Konzentrier dich, Maeve. Mit großer Mühe sagte ich: » Gibt es sonst noch etwas, das wir aus Ihrer Sicht wissen sollten, Louise? Etwas, das Sie vielleicht beunruhigt?«
    Ich rechnete damit, dass sie verneinte. Aber stattdessen biss sie sich auf die Lippen. » Also… Es gibt da eine Kleinigkeit. Aber wahrscheinlich spielt es gar keine Rolle.«
    » Erzählen Sie ruhig«, forderte ich sie auf.
    » Ich habe nur… also ich denke, dass gestern vielleicht jemand hier war. Jemand, mit dem Rebecca etwas getrunken hat. Im Wohnzimmer standen nämlich zwei Gläser, in denen noch ein Rest Wein war. Sie hat nie allein Alkohol getrunken, Detective, sondern immer nur in Gesellschaft. Außerdem ist mir aufgefallen, dass an einem der Gläser Lippenstiftreste waren und an dem anderen nicht.«
    Ich hob eine Augenbraue. » Wollen Sie bei uns anheuern?«
    » Ist mir halt nur aufgefallen«, antwortete sie pikiert, wobei sie leicht errötete. » Ich habe versucht herauszufinden, wer hier gewesen sein könnte.«
    » Warum denn?«
    Das war eine naheliegende Frage, die Louise jedoch noch mehr zu verunsichern schien. Sie wandte ihren Blick ab und schluckte, ehe sie ein » weil– darum eben« hervorbrachte.
    » Also, weil was jetzt genau?«
    » Wenn Sie es denn unbedingt wissen müssen– weil ich mich gefragt habe, ob sie sich vielleicht wieder mit Gil traf.« Die Worte platzten aus ihr heraus, als hätte sie sich zuvor zwingen müssen, sie zurückzuhalten. » Bei unserem letzten Treffen hat sie mir erzählt, dass sie vielleicht wieder Kontakt zu ihm aufnehmen will. Ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht für eine gute Idee halte, und wir haben uns fast gestritten deswegen.«
    » Fast?«
    » Ich hatte nie Streit mit Rebecca. Jedenfalls keinen richtigen. Wir konnten uns gegenseitig alles sagen.«
    Ah

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