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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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er daran dachte, wie viele Menschen sie am Tag in der Klinik heben musste, dann wäre er gern aufgesprungen und hätte sie ein wenig gestützt.
    Doch während er noch darüber nachdachte, war sie bereits den kurzen Gartenweg zu ihrem Haus gegangen und in der Tür verschwunden. Sie hatte ihm nicht mehr zugewinkt. Schade.
    Remmer fuhr langsam an, der Schweiß ließ seine Hände am Lenkrad kleben.
    Zum Glück hatte er den Schlüssel zum Bunker noch in der Tasche. Ihm war der Text eingefallen, er lag wohl noch im Probenraum, der Text von Leefke Konstantin. »Ruhestörung«. Vielleicht war es nur eine Teenager-Reimerei, doch vielleicht hatten die Zeilen auch etwas zu bedeuten. Etwas, das die Polizei besser wissen sollte.

09.
    Meint Britzke hatte nun schon zum vierten oder fünften Mal auf die Uhr geschaut. Axel Sanders ärgerte sich über diese offensichtliche Ungeduld seines Kollegen. Nun gut, dass es bereits Viertel vor fünf war und sie den Besuch bei der Familie des Mädchens noch vor sich hatten, ließ auch Sanders nicht gerade kalt. Er hatte sich keine frischen Sachen eingepackt, keinen Pyjama und keine Zahnbürste. Doch im Gegensatz zu Britzke hatte er auch noch nicht alle Hoffnungen aufgegeben, dass sie das Schiff heute Abend noch erreichen konnten. Es würde alles glatt gehen, die Angehörigen waren bestimmt kooperativer als dieses kleine, frühreife Ding vorhin auf dem Präsidium. Die Zeugenaussagen und das vorläufige medizinische Gutachten bestärkten den Verdacht, dass Leefke Konstantin sich, aus welchem Grund auch immer, in selbstmörderischer Absicht von der Klinikterrasse gestürzt hatte. Es würde mit Sicherheit nichts Unvorhergesehenes mehr passieren.
    Sie klingelten. Ein altes Herrenrad kippte plötzlich direkt neben ihnen um, und Sanders fluchte, denn jetzt hatte die einzige Hose, die er hier auf Norderney dabeihatte, einen schmierigen schwarzen Streifen am Bein. Welcher Idiot parkte sein Rad bloß so dämlich?
    Die Tür des Hauses in der Bismarckstraße wurde von einer Frau geöffnet; sie trug ein wallendendes schwarzes Kleid, und ihre Augen waren rot. Sanders hatte so seine Probleme, wenn zu viel Gefühl ins Spiel kam, obwohl er die Trauer dieser Frau gut verstehen konnte. Aber es verlangsamte seine Arbeit für gewöhnlich enorm, wenn dabei Tränen flossen.
    »Mein aufrichtiges Beileid«, murmelte er. »Wir sind von der Mordkommission Aurich und haben ein paar Fragen an Sie und Ihren Mann. Dürfen wir hereinkommen?«
    Die Frau nickte und schluchzte, und Sanders hatte ein ungutes Gefühl, was die Zügigkeit des bevorstehenden Gespräches anging.
    »Treten Sie ruhig ein. Ihre Kollegin ist bereits da.«
    »Kollegin? Sie meinen, Frau Lütten-Rass? Sie wollte eigentlich gleich nachkommen. Irgendein Ta xifahrer wollte noch dringend eine Aussage machen. Wenn sie jetzt schon hier ist, dann war sie wohl sehr schnell …«
    »Nein, nein. Ihre Kollegin aus Aurich, Wencke Tydmers. Aber warum Sie ausgerechnet diese Frau hier in unseren Fall eingeschaltet haben, ist mir ein Rätsel.«
    »Moment …« Axel Sanders blieb stehen. Er hatte selten das Gefühl, dass er träumte, da er ohnehin nie träumte, weder nachts noch am Tage. Aber Wencke Tydmers? Hier? Das war ein Albtraum, ein echter Albtraum.
    Und das Schlimmste daran war: Als die Frau nur ein paar Schritte weiterging und die Tür zu einem hellen, großen Raum öffnete, da wusste er, dass der Albtraum Wirklichkeit war.
    Auf dem blau geblümten Sofa direkt in der Sonne, die durch die riesigen Fensterscheiben fiel, saß Wencke Tydmers mit ihrer Jeansjacke, den leuchtend roten Haaren und einer Tasse Tee in der Hand. Wieder dieses kurze, heftige Klopfen in seiner Brust, als habe das Herz für einen Moment vergessen zu schlagen und versuchte nun, das Versäumte nachzuholen.
    Sanders blickte zu Meint Britzke und stellte erleichtert fest, dass dieser genauso perplex war. Dann lag er also mit seiner Meinung nicht daneben, dass diese Kollegin hier absolut nichts zu suchen hatte. Für einen kurzen Augenblick wollte er die Worte hinausposaunen, die ihm als Erstes in den Sinn kamen, doch zum Glück war er nicht so ein impulsiver Mensch wie seine Vorgesetzte. Eine goldene Regel der Polizeiarbeit lautete, dass man in Gegenwart von Zeugen oder anderen Zivilpersonen nie und auch wirklich niemals intern relevante Polizeiangelegenheiten besprechen durfte. So riss Sanders sich zusammen und sagte: »Kollegin Tydmers, wie schön, dass Sie uns schon zuvorgekommen sind.« Und jeder,

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