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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Reaktionen. Ich weiß nicht warum, aber auf den Schwingen der Thai-Stengel schwebte ich zurück nach Suburbia zu Evas Haus in Beckenham, zurück zu der Nacht, als ich Kordsamthosen mit Schlag trug und Dad den Weg nicht wußte, als ich ihn zu den Three Tuns mitnahm, wo Kevin Ayers spielte und meine Freunde an der Bar standen, die, nachdem sie sich stundenlang in ihren Schlafzimmern auf den Abend vorbereitet hatten, glücklich waren, wenn anerkennende Blicke ihre Kutten streiften. Etwas später saß Charlie, perfekt angezogen, oben auf der Treppe und beobachtete uns. Dann kamen die meditierenden Werbefritzen, und ich kroch über den Rasen und sah meinen Vater auf der Bank und Eva mit waagrecht flatterndem Haar auf ihm. Damals ging ich dann zu Charlie, um mich trösten zu lassen, und jetzt spielte oben seine Platte, er war berühmt und wurde angehimmelt, und ich war ein Schauspieler in einem Theaterstück in London, kannte bedeutende Leute und hielt mich in so großen Häusern wie diesem hier auf, und man akzeptierte mich, lud mich ein, mich ganz allein, und konnte es gar nicht abwarten, mit mir zu vögeln. Und dann war da noch meine Mutter, die sich verraten fühlte und sich ihrem Seelenschmerz hingab. In jener Nacht hatte das Ende unserer Familie seinen Lauf genommen, und alles andere hatte begonnen. Und Gene war tot. Er hatte Gedichte auswendig gewußt, war wütend und immer ohne Arbeit gewesen, und ich wünschte mir, ich hätte ihn kennengelernt, hätte sein Gesicht gesehen. Wie würde ich ihn in Eleanors Augen je ersetzen können?
    Als ich mich aufrichtete, mußte ich erst einmal überlegen, wo ich mich befand. Ich kam mir vor, als hätte jemand in meinem Schädel die Lichter ausgeknipst. Immerhin konnte ich ein Pärchen am anderen Ende des Zimmers erkennen, das sich gegen das Licht vom Flur deutlich abhob. Und in der Tür stand ein irisches Mädchen, als hätte man es aufgefordert hereinzukommen, und sah dem fremden Paar zu, das sich küßte und mit den Händen aneinander herumrieb. Der Mann stieß die Frau auf das Sofa. Sie hatte sich aus irgendeinem Grund das schwarze Kostüm und die rote Bluse ausgezogen, dabei hatte sie doch so hübsch darin ausgesehen.
    Marlene und ich ließen uns auf den Boden gleiten. Ich war in sie eingedrungen, und mir fielen die seltsamsten Dinge auf, zum Beispiel, daß sie starke Muskeln in ihrer Möse hatte, mit denen sie meinen Schwanz so geschickt wie mit Fingern greifen konnte. Wenn sie wollte, daß ich mich nicht mehr in ihr bewegte, dann zog sie einfach ihre Mösenmuskeln zusammen, und ich saß für immer fest.
    Später sah ich, daß das Paar sich getrennt hatte, und wie ein Lkw, der einen Kran geladen hat, trug Pyke seinen steifen Schwanz vor sich her und kam auf mich zu.
    »Das sieht witzig aus«, sagte seine Stimme.
    »Ja, es -«
    Aber noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, schob Englands interessantester und radikalster Theaterdirektor mir seinen Schwanz zwischen die Lippen. Ich wußte diese Auszeichnung zu schätzen, mochte sie aber nicht besonders: Irgendwie hielt ich ihn für etwas aufdringlich. Er hätte ja höflich fragen können. Also verpaßte ich seiner Latte eine saftige Südlondoner Abreibung - nicht richtig brutal, zumindest nicht so schlimm, daß er hätte meine Rolle streichen können, doch hart genug, um ihn zusammenzucken zu lassen. Gerade als ich aufblicken wollte, um zu sehen, wie er darauf reagierte, hörte ich ihn anerkennende Zustimmung seufzen. Glücklicherweise zog sich Pyke aber bald aus meinem Gesicht zurück, denn etwas Wichtiges war geschehen. Er wurde abgelenkt.
    Eleanor ging auf Pyke zu; sie warf sich ihm rasch und leidenschaftlich an den Hals, als wäre er in diesem Moment von unschätzbarer Bedeutung, als hätte sie gehört, daß er ihr eine lebenswichtige Nachricht bringe. Sie nahm Pykes Kopf wie eine kostbare Vase in die Hände und küßte ihn, zog seine leicht geschürzten Lippen zu sich, so wie sie ganz spontan meinen Kopf zu sich gezogen hatte an jenem Morgen, als wir uns im vorderen Zimmer ihrer Wohnung eine Grapefruit teilten. Seine Hand fuhr ihr zwischen die Beine, seine Finger stießen in sie hinein. Während er sie rieb, redete sie in einer Art Singsang auf ihn ein. Gespannt versuchte ich, mir nichts entgehen zu lassen und hörte zu meinem Kummer Eleanor flüstern, wie scharf sie darauf sei, mit ihm zu vögeln, wie sie es schon immer gewollt hätte, seit damals, als sie ihn zum erstenmal gesehen und bewundert hatte im Foyer des

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