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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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Schwarm Mittelklassemädchen in teuren Klamotten, lauter Töchtern von Medienbaronen. Es war schon seltsam: Dies hier war ein subventioniertes Theater, und ich war von lauter Radikalen umgeben, doch alle - die Leute, die hier arbeiteten, die Journalisten, die Fans des Ensembles, andere Regisseure und Schauspieler -, alle wollten nur die Antwort auf eine Frage: Würde das Stück erfolgreich sein oder nicht?
    Um der wachsenden Spannung und Unruhe zu entfliehen, besuchte ich eines Sonntagmorgens Changez in seinem neuen Haus. Sie waren großartig, diese Vegetarier, aber ich hatte ein ungutes Gefühl, wenn ich daran dachte, wie sie reagieren würden, wenn sie herausfanden, daß Changez ein fetter, nutzloser Taugenichts war und daß er ihnen auf der Pelle liegen würde.
    Zuerst erkannte ich ihn überhaupt nicht wieder. Unter anderem lag das an der Umgebung, in der er jetzt lebte. Die gute alte Blase saß in der ganz in Kiefernholz gehaltenen Gemeinschaftsküche, umgeben von Pflanzen und radikalen
    Zeitschriften. An den Wänden hingen Poster, die zu Demonstrationen gegen Südafrika und Rhodesien, zu Komitees und Urlauben in Cuba und Albanien aufriefen. Changez hatte sich die Haare geschnitten und seinen Flaubertschnauzbart abrasiert; und er trug einen großen, grauen, bis zum Hals zugeknöpften Overall. »Du siehst aus wie ein Automechaniker«, sagte ich. Er strahlte mich an. Man hatte die Anklage wegen Totschlags gegen ihn fallengelassen, als feststand, daß Onkel Anwar an Herzversagen gestorben war. »Ich werde jetzt das Beste aus meinem Leben machen, yaar«, sagte er.
    Mit Changez am Tisch saßen Simon und ein junges, blondes Mädchen namens Sophie, das Muffins aß. Sie hatte gerade anarchistische Zeitungen vor Fabriktoren verkauft.
    Als Changez sich zu meiner Überraschung erbot, Milch aus dem Laden zu holen, fragte ich, wie es ihm gehe, ob alles in Ordnung sei. Kam er mit dem Leben hier zurecht? Mir war klar, daß der Ton meiner Frage andeutete, daß ich Changez für jemanden hielt, der eigentlich in eine psychiatrische Anstalt gehörte. Aber Simon und Sophie mochten Changez. Sophie nannte ihn einmal einen »behinderten Einwanderer«, und ich schätze, das war eine zutreffende Beschreibung für den Dildo-Killer. Vielleicht verschaffte ihm das in diesem Haus eine gewisse Vertrauenswürdigkeit. Offenbar hatte er auch Verstand genug bewiesen, sich nicht lang und breit darüber auszulassen, daß er aus einer Familie kam, die Rennpferde besaß. Und er mußte wohl auch die vielen Geschichten, die er mir von seinen unzähligen Dienern erzählt hatte, ausgespart haben, ebenso die Analysen der Eigenschaften, die seiner Ansicht nach für einen guten Diener, Koch oder Straßenkehrer unabdinglich waren.
    »Ich liebe das Gemeinschaftsleben, Karim«, sagte Changez, als wir später zusammen spazierengingen. »Bei uns herrscht Familienatmosphäre, ohne daß einem irgendwelche Tanten die Ohren vollkeifen. Außer bei den Meetings, yaar. Alle fünf Minuten ein Meeting; dann hocken wir da und diskutieren, über den Garten, das Essen, über die Situation in England, die Situation in Chile und die Situation in der Tschechoslowakei. Die Demokratie geht mit ihnen durch, yaar. Trotzdem, es ist verdammt interessant, vor allem die Nackten, die man jeden Tag sieht.«
    »Welche Nackten?«
    »Nackte eben, vollständig nackte Nackte.«
    »Was für vollständig nackte Nackte?«
    »Wir sind im Haus fünf Frauen und nur zwei Typen, Simon und ich, die die Welt der Männer repräsentieren. Und die Mädchen - ganz nach dem kommunistischen Prinzip, daß man keine Scham zu verbergen braucht - laufen ohne Kleider herum. Ihre Brüste ohne BH! Ihre Büsche unverhüllt!« »Wahnsinn -«
    »Aber ich kann nicht bleiben -«
    »Was, nach allem, was du mir erzählt hast? Warum nicht, Blase? Überleg doch mal, was ich dir da besorgt habe! Denk an die hüllenlosen Brüste am Frühstückstisch!«
    »Karim, es bricht mir das Herz, wirklich. Aber Jamila treibt es mit diesem netten Jungen Simon. Und wie sie dabei stöhnt und brüllt! Sie teilen sich das Zimmer neben meinem. Jeden Abend höre ich sie im Bett herumtoben. Mir wird noch das verdammte Trommelfell platzen.«
    »Eines Tages mußte das ja passieren, Changez. Wenn du willst, besorg ich dir ein paar Ohrstöpsel.« Und ich kicherte leise bei dem Gedanken, daß Changez Nacht für Nacht mitanhören mußte, wie es der Liebe seines Lebens im Nachbarzimmer besorgt wurde. »Warum tauschst du nicht dein Zimmer mit jemand

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