Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi

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auf, herumzusülzen. Du bist hier nicht in Beckenham.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Also, kannst du dann bitte aufhören, da herumzustehen und so englisch auszusehen?«
    »Wieso >englisch    »So schockiert, so selbstgerecht und moralisch, so leidenschaftslos und unfähig, dich gehenzulassen. Sie sind engstirnig, diese Engländer. Untertanen eines Königreichs der Vorurteile, das sind sie. Also sei nicht so wie sie!«
    »Charlie ist wirklich total intensiv«, sagte Frankie.
    »Ich machs mir gemütlich«, sagte ich. »Nehmt keine Rücksicht auf mich.«
    »Werden wir nicht«, sagte Charlie gereizt.
    Ich setzte mich in den Sessel vor den zugezogenen Gardinen des Fensters, an die dunkelste Stelle im ganzen Zimmer, und hoffte, daß sie mich vergessen würden. Frankie zog sich aus, und sie streichelten sich auf die traditionelle Art. Frankie bestand fast nur aus Tätowierungen, Haut und Knochen, und es sah fast so aus, als wollte Charlie mit einem Regenschirm ins Bett gehen. Ich süffelte Pina Colada, und während mir angesichts der unwürdigen Situation, in der ich mich befand, der Schweiß ausbrach, dachte ich daran, wie selten man ein anderes Pärchen vögeln sieht. Wie lehrreich es doch sein konnte! Welche neuen Positionen, Stellungen, Zärtlichkeiten man kennenlernen konnte! Es ist wirklich sehr zu empfehlen.
    Frankies Segeltuchtasche stand neben dem Bett, und aus ihr fischte sie nun vier lederne Riemen hervor, die sie Charlie um Hand- und Fußknöchel band. Dann fesselte sie ihn an das breite und schwere Bett und stopfte ihm ein dunkles Taschentuch in den Mund. Nach weiterem Herumwühlen in ihrer Tasche kam etwas zum Vorschein, das wie eine tote Fledermaus aussah. Es war eine Lederkapuze mit Reißverschluß. Frankie zog sie über Charlies Kopf, Reißverschluß nach vorn, kniete sich hin und band die Kapuze fest. Dabei schürzte sie ihre Lippen vor lauter Konzentration und sah aus, als wollte sie ihm einen Knopf annähen. Und schon war es nicht länger Charlie: Es war ein Körper mit einem Sack über dem Kopf, nur noch halb menschlich, bereit zur Exekution.
    Während sie auf ihm saß, küßte, leckte und lutschte Frankie ihn ganz wie eine Geliebte. Ich konnte sehen, daß Charlie sich entspannte. Ich konnte aber auch sehen, wie Frankie eine Kerze nahm, sie über ihn hielt, und so weit drehte, bis das Wachs abtropfte und ihm auf die Brust fiel. Ich mußte laut lachen, so plötzlich bäumte Charlie sich auf und stöhnte. Das würde ihm eine Lehre sein, anderen Menschen nicht auf die Hand zu treten. Dann begoß Frankie ihn von oben bis unten mit Wachs - auf Bauch, Schenkel, Füße und Schwanz. Spätestens dann, wenn mir jemand heißes Wachs auf die Eier getropft hätte, wäre ich an die Decke gegangen. Charlie hatte offensichtlich die gleiche Idee: Er zuckte, warf sich hin und her und brachte das Bett zum Tanzen, aber Frankie ließ sich dadurch nicht davon abbringen, mit der Flamme über Charlies Genitalien zu fahren. Charlie hatte mir am Nachmittag gesagt: »Wir müssen darauf achten, daß ich gut festgebunden bin. Ich will nicht ausweichen können. Wie hat Rimbaud gesagt? >Ich erniedrige mich so tief wie möglich. Es geht darum, durch den Wahnsinn aller Sinne zum Unbekannten vorzustoßen.< Diese französischen Dichter haben eine Menge zu verantworten. Aber ich werde bis zum Letzten gehen.«
    Und während Charlie zum Unbekannten aufbrach, ließ Frankie ihre Lippen über ihn wandern und flüsterte ihm aufmunternd zu: »Hmmm... das fühlt sich gut an. Hey, gefällt dir das, eh? Sei positiv, sei positiv. Und wie ist es hiermit? Mann, das ist fantastisch! Und wie ist das hier, eh? Echt intensiv, Charlie, oder? Ich wußte, daß es dir gefallen würde«, sagte sie, während sie seinen Schwanz wie einen Hot Dog briet. Scheiße, dachte ich, was würde Eva sagen, wenn sie ihren Sohn und mich jetzt so sehen könnte? Diese müßigen Betrachtungen wurden von dem unterbrochen, was nur ich und nicht Charlie sehen konnte. Frankie holte zwei hölzerne Wäscheklammern aus ihrer Tasche, und während sie Charlie in die eine Brustwarze biß, klemmte sie eine Klammer mit großer und ziemlich kräftig aussehender Spannfeder auf die andere Brustwarze. »Entspann dich, relax«, sagte Frankie, doch ziemlich hastig und eindringlich, als hätte sie Angst, zu weit gegangen zu sein. Charlie krümmte sich und schien seine Qual hinausschreien zu wollen, aus dem Mund, den Ohren, überall. Doch als Frankie ihm zusprach, entspannte er sich langsam