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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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jedes einzelne Wort:
    »'Tis true, ’tis day; what though it be?
    O wilt thou therefore risefrom me?
    Why should we rise? because ’tis light?
    Did we lie downe, because ’twas night?
    Love which in spight of darkness brought us hither;
    Should in despight of light keepe us together.«
    Es war eine kraftvolle, männliche Stimme, die nicht von oben kam, wie ich zuerst dachte - ein Engel konnte es also nicht sein -, sondern von der Seite. Ich ging ihr nach, bis ich zum Wintergarten kam und dort den Typen mit den silbernen Haaren fand, der neben dem Mädchen in einer Hollywoodschaukel saß. Er sprach zu ihr - nein, er las ihr aus einem kleinen, ledergebundenen Buch vor, das er in der Hand hielt - und hielt seinen Mund so nah an ihr Gesicht, als wollte er die Worte in sie hineinstopfen. Sie saß teilnahmslos da, roch nach Patschuli und wischte sich zweimal eine Haarsträhne aus den Augen, während er weiterlas:
    »The serpent is shut outfrom Paradise.
    The wounded deer must seek the herb no more In which its heart-cure lies...«
    Das Mädchen langweilte sich zu Tode, lebte aber auf, als sie mich, den ewig lauernden Voyeur, entdeckte. »Tschuldigung«, sagte ich und drehte mich um.
    »Karim, warum gehst du mir aus dem Weg?«
    Jetzt erst erkannte ich Charlie.
    »Tu ich nicht. Ich meine, will ich nicht. Warum hast du dir die Haare silbern gefärbt?«
    »Macht mehr Spaß so.«
    »Ich habe dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, Charlie. Was war los? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    »Kein Grund zur Panik, mein Kleiner. Ich habe mich auf den Rest meines Lebens vorbereitet. Und auf sonst noch so einiges.«
    Das faszinierte mich.
    »Ehrlich? Wie sieht denn der Rest deines Lebens aus? Weißt du das schon?«
    »Wenn ich in die Zukunft blicke, seh ich drei Dinge: Erfolg, Erfolg -«
    »Und Erfolg«, ergänzte das Mädchen träge.
    »Das hoffe ich doch«, sagte ich. »Gut so, Mann.«
    Das Mädchen grinste ironisch. »Mein Kleiner«, kicherte sie. Dann streifte sie mit den Lippen sein Ohr. »Charlie, kannst du mir nicht noch etwas vorlesen?«
    Also stand Charlie wieder auf und las uns beiden vor, aber ich fühlte mich nicht mehr besonders gut. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich wie ein Trottel. Ich brauchte jetzt sofort eine Dosis von Gottes Kopfmedizin, aber ich wollte mich nicht von Charlie trennen. Warum war er silberhaarig geworden? Standen wir vielleicht am Anfang einer neuen Haar-Ära, von der ich überhaupt noch nichts bemerkt hatte? Widerwillig ging ich zurück ins Wohnzimmer. Dads Auftritt bestand aus einer halben Stunde gezischten Anweisungen plus Fragen, einer halben Stunde Yoga sowie Meditation. Zum Schluß, als alle aufgestanden waren und sich schläfrig unterhielten, sagte Tante Jean ziemlich barsch Hallo. Ich sah, daß sie gehen wollte, zugleich aber den Blick nicht abwenden konnte von einem erleichterten und lächelnden Dad am anderen Ende des Zimmers. Eva stand neben ihm, und einige Leute warteten darauf, mehr von seiner Lehre zu erfahren. Andere fragten ihn, ob er auch in ihr Haus käme und dort Sitzungen abhalten würde. Eva war besitzergreifend geworden und entführte ihn den Langweilern, während er allen ein königliches Nicken schenkte.
    Bevor ich ging, tauschten Helen und ich unsere Adressen und Telefonnummern aus. Charlie und das Mädchen stritten sich in der Halle. Charlie wollte, daß das Mädchen mit zu ihm komme, aber sie bestand darauf, ihrer eigenen Wege zu gehen, der kleine Dummkopf. »Aber warum willst du mich denn nicht?« fragte er. »Ich will dich wirklich. Ich liebe dich jetzt.«
    Warum war er so uncool? Aber ich fragte mich, ob es mir wohl gleichgültig sein würde, wenn einmal der Tag käme, an dem ich jemanden wollte und er oder sie mich ablehnte. Ich schnaubte verächtlich in seine Richtung und wartete draußen auf Dad und Eva.
    Das war es also. Helen war unglücklich in mich verliebt, und ich war unglücklich in Charlie verliebt, und er war unglücklich in Miss Patschuli verliebt, und sie war bestimmt in einen anderen armen Teufel unglücklich verliebt. Das einzig glücklich verliebte Paar waren Gott und Eva. Ich fand es furchtbar, hinter ihnen im gleichen Wagen sitzen und mit ansehen zu müssen, wie Eva ihre Arme überall um Dad herumschlang. Um sie in die Schranken zu weisen, sah Dad sich gezwungen, gebieterisch einen Finger zu heben - in den Eva hineinbiß. Und ich saß da wie ein lieber Junge und tat so, als gäbe es mich nicht.
    War Dad wirklich in Eva verliebt? Unsere

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