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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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sein. Nach allem, was ich gehört habe, werden wir uns in Zukunft ja häufiger sehen.«
    Also kletterte ich durch das Loch und ging auf ihn zu. Er beugte sich vor und legte die Arme um mich. Es war eine zärtliche Umarmung, aber bei ihm war sie nichts Besonderes, so, wie er auch zu jedem x-beliebigen sagte, daß er ihn liebe und damit alle im gleichen Ton ansprach. Ich wollte diesen ganzen Mist durchbrechen.
    Ich griff nach unten und bekam eine gute Handvoll von seinem Hintern zu fassen. Es gab auch reichlich davon, genug, um mich anzumachen. Als er wie erwartet überrascht aufsprang, fuhr ich ihm mit der Hand zwischen die Beine und zupfte einmal so richtig an seinem Bohnensack. Er krümmte sich vor Lachen - sogar dann noch, als er mich quer durch das Zimmer in sein Schlagzeug warf.
    Ich lag da, dem Heulen nahe, und tat so, als hätte ich mir nicht wehgetan, während Charlie weiter auf- und abstapfte, geblümte Klamotten auf die Straße nach unten warf und die mögliche Aufstellung einer Polizeitruppe diskutierte, die Rockgitarristen verhaften und einsperren sollte, die während ihrer Auftritte die Knie beugten.
    Einige Minuten später saß ich unten auf dem Sofa neben Eva, die mir die Stirn mit Küssen bedeckte und flüsterte: »Ihr dummen Jungs, ihr dummen Jungs.« Charlie saß mir gegenüber und sah etwas dämlich drein, während Gott an seiner Seite langsam seine gute Laune verlor. Eva war barfuß, und Dad hatte Jackett und Schlips abgelegt. Er hatte dieses Gipfeltreffen sorgfältig geplant, und jetzt war das Zen der ganzen Sache durcheinander, denn gerade als Dad seinen Mund öffnete, um mit seiner Rede zu beginnen, tropfte mir - eine Folge von meinem Sturz in Charlies Schlagzeug - das Blut aus der Nase in den Schoß.
    Dad begann richtig staatsmännisch, als redete er vor den Vereinten Nationen, und sagte doch tatsächlich, daß er Eva in der Zeit ihrer Bekanntschaft lieben gelernt hätte, und so weiter. Aber bald darauf verließ er die irdische Mühsal des Konkreten und hob zu einem Flug in reinere Sphären ab. »Wir klammern uns an die Vergangenheit, an das Alte«, sagte er, »weil wir Angst haben. Ich hatte Angst davor, Eva zu verletzen, ich hatte Angst davor, Margaret zu verletzen, und die meiste Angst hatte ich davor, mich selbst zu verletzen.« Dieser Sermon ging mir jetzt schon auf die Nerven. »Unsere Leben werden schal, sie werden starr. Vor allem haben wir Angst vor dem Neuen, das uns verändern oder wachsen lassen könnte.« Auf mich hatte es nur die Wirkung, daß meine Muskeln schlaff wurden und sich nutzlos anfühlten, und daß ich über die Straße sprinten wollte, nur um zu spüren, daß ich noch lebte. »Aber das ist kein Leben, das ist der lebende Tod, das ist -«
    Das war genug. Ich unterbrach ihn. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie langweilig dieser ganze Blödsinn ist?« Betroffenes Schweigen breitete sich aus. Scheiß drauf. »Was du sagst, ist vage und bedeutungslos, Dad. Bloß heiße Luft, verstehst du.« Sie sahen mich an. »Wie kann man nur reden, ohne je an die Menschen um sich herum zu denken, bloß weil man in den Klang seiner eigenen Stimme verliebt ist?«
    »Bitte«, flehte Eva, »sei nicht so unhöflich und laß deinen Vater zu Ende reden.«
    »Genau«, sagte Charlie.
    Dad sagte - und es mußte ihm schwerfallen, so wenig zu sagen, nachdem ich ihn so runtergeputzt hatte - »Ich habe mich entschlossen, bei Eva zu bleiben.«
    Und alle drehten sich zu mir und sahen mich mitleidig an. »Was ist mit uns?« fragte ich.
    »Finanziell wird natürlich für euch gesorgt sein, und wir können uns sehen, sooft du willst. Du magst doch Eva und Charlie. Tu einfach so, als bekämst du noch eine Familie dazu.«
    »Und Mum? Bekommt sie auch eine Familie dazu?«

    Dad stand auf und zog sich sein Jackett an. »Ich werde jetzt zu ihr gehen und mit ihr reden.«
    Während wir sitzen blieben, ging Dad nach Hause, um unser gemeinsames Leben zu beenden. Eva, Charlie und ich nahmen uns einen Drink und sprachen von anderen Dingen. Ich sagte, ich müßte mal pissen, lief aber statt dessen aus dem Haus, ging durch die Straßen und fragte mich, was zum Teufel ich machen sollte, und versuchte mir vorzustellen, was Dad zu Mum sagen würde, und wie sie es aufnahm. Dann ging ich in eine Telefonzelle und meldete ein R-Gespräch für Tante Jean an, die wie gewöhnlich besoffen und beleidigend war. Also sagte ich nur, was ich zu sagen hatte, und legte den Hörer wieder auf: »Es wäre wohl besser, wenn du herkommst,

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