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Der buddhistische Mönch

Der buddhistische Mönch

Titel: Der buddhistische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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es mit Mord zu tun. Und wir sind Polizisten.«
    »Wir befinden uns in Thailand, und vor fünf Minuten habe ich einen Anruf erhalten.«
    »Mehr ist in so einem Fall nicht nötig? Der Anrufer – wie viel wird er zahlen?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Haben Sie denn keinerlei Verantwortungsgefühl?«
    »Hör auf damit, Mondkalb. Ohne deine Ermittlungen wären sie gar nicht umgebracht worden. Wenn ich das Geld nehme, dann nur, um deine schauderhaften Fehler zu kaschieren. Vielleicht bist du derjenige, der hier den Kurs für verantwortungsvolles Handeln besuchen sollte. Wer hat dir überhaupt gesagt, dass du dich so in die Sache mit dem blöden Snuff Movie verbeißen sollst? Die Nutte fehlt niemandem außer dir.«
    Er verwendet seine Teflon-Stimme, um jede Widerrede im Keim zu ersticken. Tja, ich werde wohl die Sache mit Baker weiterverfolgen müssen, denke ich, als ich das Handy zuklappe. Er ist der einzige Anhaltspunkt, der mir bleibt. Aber weiß er etwas?

9
    Drei Stunden später fahre ich mit dem Taxi zur Soi 23, an deren Ecke Lek mich erwartet. Der Wachmann vor Bakers Wohnhaus informiert uns, dass der amerikanische farang nachmittags drei Besucher empfangen hat, zwei von ihnen junge Thai-Männer, vermutlich Englischschüler, einer ein groß gewachsener, gut gekleideter Engländer Anfang vierzig, der lediglich zehn Minuten blieb und das Gebäude mit besorgtem Gesichtsausdruck verließ.
    Als Baker diesmal die Tür öffnet, trägt er ein offenes Hemd und eine lange, weiße Hose, aber keine Schuhe. Sobald wir auf seinen Plastikstühlen sitzen, nehme ich den Faden unseres letzten Gesprächs wieder auf.
    »Ihre Frau Damrong wurde also abgeschoben, Sie mussten eine Weile in den Knast, und dann plötzlich gingen Sie nach Thailand, um Englisch zu unterrichten. Wollen Sie mir erzählen, wie’s dazu kam?«
    Er schüttelt stirnrunzelnd den Kopf, als kämpfte er heldenhaft gegen seinen Stolz an, und gibt schließlich ein übertriebenes Stöhnen von sich. »Natürlich bin ich ihretwegen hier.«
    Mit einem peinlichen Schluchzer fügt er hinzu: »Mich macht das harte Leben an. Ich bin nicht wirklich ein Arschloch, ich tu bloß so. Am Ende gibt’s für mich nur eine Frau, die mir alles geben kann. Um die halbe Welt bin ich gereist und hab mich vier Jahre lang mit den Brosamen begnügt, die sie mir von Zeit zu Zeit hinwarf, und dafür schäm ich mich nicht mal.«
    Mit einem merkwürdig schiefen Lächeln meint er: »Ich beneide Heroinsüchtige. Diese Sucht ist bestimmt leichter loszuwerden als die nach der lebendigsten Frau, die ich kenne.«
    »Die lebendigste Frau«, wiederholt Lek. Nach einem strengen Blick von mir hält er bestürzt die Hand vor den Mund. Baker sieht zuerst ihn an, dann mich und wieder ihn. Mein Schweigen spricht Bände. Wüsste er Bescheid, wäre keine solche Reaktion möglich. Lek und ich lassen ihn nicht aus den Augen. Mit einer Bedächtigkeit, die theatralisch sein mag oder auch nicht, packt er die Rückenlehne eines Stuhls und dreht ihn so herum, dass er zum Fenster hinaussieht, während er sich darauf stützt.
    Mit leiser Stimme fragt er: »Wie ist sie gestorben?«
    »Nun, welche Todesart hatten Sie sich denn für sie vorgestellt, Mr. Baker?«
    Er sieht mich wütend über die Schulter an. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Sie haben gerade Ihre Verbitterung zugegeben und dass Sie ihr emotional verfallen waren. Solche Gefühle gehen normalerweise einher mit Mordgedanken. Wie haben Sie sie in ihrer Phantasie umgebracht?« Er starrt mich stumm an. »Nun, offenbar entsprechen meine Vernehmungsmethoden nicht dem westlichen Standard, Mr. Baker. Das tut mir leid. Sie wissen ja, wie wir Thai-Cops sind: Wir haben praktisch keine Ausbildung genossen und können uns nur auf unsere grobe Dritte-Welt-Intuition beziehungsweise das verlassen, was wir mit Hilfe unserer volkstümlichen Mittel über das menschliche Wesen erahnen. Aber Sie haben doch hin und wieder davon geträumt, sie zu ermorden, oder?«
    Offenbar bin ich zu einem anderen, interessanteren Baker vorgedrungen. »Sie ist umgebracht worden? Tja, in puncto Mordgedanken ihr gegenüber bekenne ich mich schuldig, aber da befinde ich mich in guter Gesellschaft: Im Geist hätten unzählige Männer in Bangkok sie um die Ecke bringen wollen.«
    Dann plötzlich gewinnt ohne Vorwarnung ein anderer Aspekt seiner Persönlichkeit die Oberhand. »Tot? Verdammt, ihr Typen bringt mich echt zum Kotzen. Ihr sagt mir, dass meine Exfrau tot ist,

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