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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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die angenehme Bescheidenheit.
Der Mann vor ihm war selbstsicher, klug und großmütig.
Er war ein Prinz, ein Erbe von Wald und Wildnis. Sturm
bemerkte einen schwachen Duft nach Regen und Blättern
und etwas anderes, das er nicht genau erkennen konnte,
obwohl es seltsam vertraut war.
Jack setzte sich auf die Bank in der Schmiede, stützte sein
Kinn in die Hände und beobachtete Sturm mit der dunklen,
schlauen Gründlichkeit eines Raubtiers. »Wie ich schon
sagte, bevor du mich unterbrochen hast«, meinte er, »du
hast mich überrascht.«
»Wo warst du?« fragte Sturm kalt. »Drei Tage war ich bei
den Druiden eingesperrt, und jetzt ist der erste Frühlingstag, und ich kann mich überhaupt nicht mehr vorbereiten…«
Bei Jack Derrys ungerührtem Blick wurden seine Worte
leiser.
»Vielleicht erinnerst du dich noch«, sagte der Gärtner,
»daß ich dir hinten am Vingaard ein paar Räuber vom Hals
gehalten habe.«
»Aber wo…«, fing Sturm wieder an. Jack hob die Hand.
»Aber es waren zwölf«, beharrte Sturm. »Vielleicht sogar
mehr.«
»Vierzehn, meiner Zählung nach«, stellte Jack richtig.
»Wo warst denn du?«
»Aber du hast doch… du sagtest doch…« Sturm kamen
seine eigenen Worte schwach vor, und der Blick der auf
ihm ruhte, war verachtungsvoll.
»Was soll das, Sturm Feuerklinge?« fragte Jack leise.
»Warum suchst du so nach Verrat und Betrug, wo nichts zu
finden ist? Keiner läßt dich in einem verschneiten Schloß
mit frierenden, ausgehungerten Leuten allein zurück.«
Sturm wußte keine Antwort. Müde stand er von dem
Schemel auf und schwankte etwas, als er auf die Beine
kam. Mara sprang schnell hinzu und half ihm, sein Gleichgewicht wiederzufinden.
»Wo warst du?« fragte Sturm wieder dünn, ohne sich
noch um die Antwort zu scheren.
Das Lächeln kehrte in Jacks Gesicht zurück. »Hab’ deine
Spuren verwischt, wie üblich«, erwiderte er. »Du bist aus
dem Gefängnis entkommen, Sturm Feuerklinge, und dazu
braucht man Grips und Geschick und was so dazugehört.
Jetzt ist Frühling, und bis zum Wald ist es nur ein Katzensprung. Wenn du dich von mir führen läßt, bringe ich dich
zum Herrn der Wildnis.«Mehr sagte Jack vor dem Schmied
nicht mehr. Er ignorierte Sturms drängende Fragen und
blieb auf der Schwelle der Schmiede stehen, wo ihm das
Mondlicht in den Rücken schien und ein seltsamer, rätselhafter Zug in den Schatten seines Gesichts lag.
»Komm«, sagte er. »Nimm die Elfe mit, wenn es sein
muß. Komm zu Fuß oder zu Pferd, das spielt keine Rolle.
Aber du mußt mitkommen. Die erste Frühlingsstunde
naht.«
Der Regen ließ nach, als sie vor die Schmiede traten. Cyren hockte naß und zitternd und ausgesprochen schlecht
gelaunt vor dem Stall. Sturm winkte der Spinne mit dem
Schwert zu, worauf sie zurückwich, damit sie die Pferde
zum Satteln herausholen konnten.
Von hier aus bis zum Wald ging alles fast verdächtig
glatt. Es wurde kein Alarm geschlagen, die Warnglocke
ertönte nicht, niemand machte Geschrei, und das Dorf
schien friedlich zu schlafen.
»Glaubst du, Fürst Bonifaz… wartet noch im Wald,
Jack?«
Jack zuckte mit den Achseln und beugte sich auf der zähen, kleinen Eichel tief hinunter. »Wohl nicht«, sagte er.
»Bonifaz ist wieder auf dem Weg nach Solamnia. Wenn er
gesehen hat, daß du nach Dun Ringberg gebracht wurdest,
amüsiert er sich auf dem Heimweg mit grausigen Vorstellungen, was ein Haufen Druiden wohl mit einem solamnischen Gefangenen anstellen mag.«
»Und was hätten sie getan, Jack?« fragte Sturm.
Jack schnaubte. »Vielleicht gar nichts. Außer wenn der
Orden sie bezahlt hat.«
»Der Orden! Sie bezahlt?«
Jack Derry warf Sturm über die Schulter ein kurzes, ironisches Lächeln zu.
»Ich habe zufällig die Sachen der toten Räuber untersucht«, erklärte er. »Nach Hinweisen sozusagen, wo sie
herkamen und wer sie geschickt hat.«
»Und?«
»Jeder von ihnen trug solamnisches Geld bei sich.«Der
Finsterwald schien sich für sie zu öffnen. Hintereinander
ritten sie den schmalen Pfad nördlich des Dorfs entlang.
Als sie einige Schritte in den Wald eingedrungen waren,
schienen die Lichter im Dorf plötzlich alle zu verlöschen;
dichtes Blattwerk umschloß die Wanderer.
Sturm zog sofort das Schwert. Die frisch geschmiedete
Klinge fing den letzten, weißen Strahl Mondlicht auf, als
Solinari hinter ihm in dichtes Föhrendickicht tauchte. Für
den Bruchteil eines Augenblicks schien auf der Klinge ein
Gesicht aufzutauchen – nicht sein

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