Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath
der Halbelf in
der plötzlichen Stille, während er langsam seine Hand
wegnahm. ’ »Schwätzer… Sonnenrad«, kam die Antwort.
»Von der Kommunikationsgilde.«
Gno m e gehörten je nach Beruf den unterschiedlichsten
Gilden an – bäuerlichen, philosophischen, lehrenden und
vielen anderen. »Von der Gnomischen Kommunikationsgilde habe ich noch nie gehört«, stellte Tanis fest.
»Das wirst du aber, sobald ich hiermit fertig bin«, sagte
Schwätzer, der sich wieder seinem Projekt zuwandte.
Nachdem die Aufregung über den Brand vorbei war,
schien ihm das Langsamsprechen leichter zu fallen. »Ich
werde sie gründen, sobald ich diesen Mechanismus fertig
habe.«
Tanis betrachtete den Apparat, der aus Zahnrädern in allen möglichen Größen, Drähten in drei Farben und einem
gigantischen Horn bestand, das wie eine Winde geformt
war. Die Spitze des Horns saß in einem kleinen Kästchen,
das nicht größer war als der Daumen des Halbelfs.
»Kommt einem etwas groß vor, um bloß Mechanismus dazu zu sagen«, fand der Halbelf.
»Oh, natürlich hat es einen viel längeren Namen. Es ist
nämlich ein…«
»Nein!« rief Tanis gerade noch rechtzeitig. »Mechanismus reicht völlig.«
Schwätzer wirkte enttäuscht. Aber er zuckte mit den
Schultern und fuhr fort, Unmengen von Knöpfen und
Schaltern an der Maschine neu einzustellen. Schließlich
stellte er sich auf einen Stuhl, um nach einem Knopf zu
greifen, den er »Demarkationsregelungsverstärker« nannte.
»Wozu ist der?« fragte Tanis schließlich.
»Wozu?« wiederholte Schwätzer. Da er auf dem Stuhl
stand, befand sich sein ungläubiges Gesicht direkt vor dem
von Tanis. »Er verstärkt die Option der Demarkationsregelung. Ist doch ganz logisch, oder, Halbelf?«
Tanis blickte wieder auf den glänzenden Apparat, der allerdings von Asche übersät war. Dann schaute er zurück zu
Schwätzer Sonnenrad. Der Gnom seufzte tief und setzte
sich auf den Stuhl. »Dieser Apparat wird das Leben auf
Ansalon revolutionieren.«
Tanis blickte vom Schwätzer zu der Maschine. »So.«
Der Gnom nickte he ft ig. »Er wird allen Rassen ermöglichen, miteinander zu sprechen, ohne auch nur in der Nähe des
anderen zu sein. «
»So.« Tanis fragte sich, ob Schwätzer Sonnenrad sich am
Kopf gestoßen hatte, als er durch die Tür gepurzelt war.
»So«, stieß der Halbelf wieder aus, ohne seinen Blick von
der Maschine zu wenden.
»Warum?« wollte der Gnom wissen. »Wonach sieht er
denn sonst aus?«
Tanis lief vor dem Apparat auf und ab. »Es sieht aus, als
sei sein Hauptzweck, Lärm zu machen.« Der Gnom sah ihn
mißtrauisch an. Der Halbelf wollte einen Kippschalter berühren, woraufhin Schwätzer Sonnenrad in hektischer Eile
von seinem Stuhl hüpfte.
»Das ist ein sorgfältig justierter Mechanismus! Kein
Spielzeug für Amateure .«
Schwätzers Gesichtsausdruck verriet dem Halbelfen, daß
der Gnom ihn für ungefähr so intelligent wie einen Gossenzwerg hielt. »Das hier«, er zeigte auf das blütenförmige
Horn, »sammelt Sonnenlicht, leitet es durch meinen besonderen Lichtleitungsapparat«, er zeigte auf das Kästchen am
Ende des Horns, »und nimmt die Schallwellen normaler
Sprache auf«, e r w ies auf eine Reihe kleiner Zahnrädchen,
die durch Kupferdraht miteinander verbunden waren,
»und übersetzt die Schallululationen in Lichtpermutationsvektoren«, er zeigte Tanis eine Spule, die mit noch mehr
Draht umwickelt war, und ein mit Symbolen bedecktes Papier, »die emp fa ngen und wieder in Schallwellen umgeformt werden, die das normale Ohr verstehen kann!« Er
trat zurück und verschränkte die Arme vor seiner schmalen
Brust. Ganz o ff ensichtlich erwartete er begeisterten Applaus.
»Was du nicht sagst«, meinte Tanis. Er wußte nicht, was
er sagen sollte. »Wozu?«
Die violetten Augen des Gno m s quollen hervor. »Wozu?
Wozu?« Über seine Wangen und Nase zog sich ein knallroter Streifen. Tanis hoffte, daß sie kein Zeichen dafür waren,
daß den Gnom der Schlag traf.
Schwätzer Sonnenrad senkte den Kopf. Die Röte wich
aus seinem Gesicht. »Wie erfährt man heutzutage, was los
ist?« fragte er in fast väterlichem Ton, so als würde er einem Kind Tautropfen erklären.
Tanis überlegte. »Von Freunden. Im Wirtshaus. Indem
man auf der Straße die Ohren aufsperrt.«
»Und in größeren Städten?«
Tanis runzelte die Stirn. »Größere Wirtshäuser?« riet er.
»Marktschreier!« krähte Schwätzer triumphierend. »Oh.
Marktschreier.«
»Denk doch nach – einer steht
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