Der Bund der Illusionisten 1
flüsterte er und deutete in die Richtung. Zehn Minuten später hatte er eine Zofe für mich organisiert, eine Mahlzeit hochschicken lassen, heiÃes Wasser für ein Bad in Auftrag gegeben und mich mit einigen sauberen Kleidern versorgt. Dann ging er.
Mit unendlicher Erleichterung zog ich meine Sandalen aus, während ich darüber nachdachte, dass ich mich nie daran gewöhnen würde, in einem Gebäude Schuhe zu tragen. Ich fand die Idee, den Schmutz von drauÃen in den Wohnbereich zu tragen, abstoÃend.
Eine Stunde später, nachdem ich gebadet und gegessen und mich umgezogen hatte, legte ich mich hin und ruhte mich aus.
Vier Stunden später wurde ich geweckt, als jemand an meine Tür klopfte. Es war Garis, und Brand stand hinter ihm. » Ihr werdet erwartet«, sagte er. » Beide.«
Ich warf einen Blick aus dem Fenster; die Sonne ging gerade an einem wie Flickwerk wirkenden Himmel unter. » Wer erwartet uns?«, fragte ich.
» Nun, Temellin hat nach euch geschickt«, antwortete er, während ich meine Sandalen zuschnürte, » aber in Wirklichkeit handelt es sich um eine Zusammenkunft aller Magoroth.« Als wir drei kurz darauf über eine Seilbrücke eilten, erklärte er uns, was in der Zwischenzeit passiert war. » Pinar hat allen lang und breit von ihrem Verdacht erzählt. Sie ist mit ihrer Gruppe gestern angekommen, weil unsere Strecke länger war als ihre, und daher hat sie Zeit genug gehabt, ihr Gift zu verbreiten. Wir waren die Letzten, die eingetroffen sind, leider.«
Bevor ich darauf antworten konnte, erklang aus dem Raum unter der Brücke eine männliche Stimme. » He, Garis. Tavia sagt, ich soll dir sagen, dass sie dir deine hübschen Wimpern langzieht, wenn du nicht bald in ihre Pritsche kommst!«
Garis war jung genug, um eher zu erröten als zu lachen. Er hob bestätigend eine Hand und zuckte mir gegenüber verlegen mit den Schultern. » Es könnte sein, dass es nicht leicht für dich wird.«
» Ich bin sicher, dass ich es überleben werde«, sagte ich, als wir an einer Gruppe kleiner Jungen und Mädchen vorbeikamen, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren; sie alle hatten frisch gewaschene Kindergesichter und sahen wie alle Kinder aus, die auf dem Weg ins Bett waren. Die ältere Theura, die sie hütete, warf mir einen neugierigen Blick und ein breites, zahnloses Lächeln zu.
» Wir sind da.« Garis öffnete eine Tür und schob uns ins Zimmer.
Es waren etwa dreiÃig Leute anwesend; zu viele, dachte ich, als dass sie alle den höchsten Rang bekleidet haben könnten. Ich vermutete, dass es sich bei den paar älteren Magori um die geachteten, rangniedereren Lehrer der ursprünglichen zehn Magoroth-Kinder handelte. Brand und ich wurden allen vorgestellt, die wir noch nicht gesehen hatten. Pinar grüÃte uns voller Zuversicht; sie verbarg ihre Boshaftigkeit, als sie den Kopf neigte. Jahan und Jessah, die verheirateten Magoroth-Geschwister, kamen zu mir und begrüÃten mich. Ich hatte immer noch nicht herausgefunden, warum Jahan mir an dem Tag, als wir uns in Madrinya getroffen hatten, so vertraut vorgekommen war.
Temellin lächelte mich an, aber ich spürte seine Anspannung. Was immer vor unserer Ankunft in dem Zimmer passiert war, hatte ihm nicht gefallen. » Derya«, sagte er. » Wir sind übereingekommen, dass wir als Erstes herausfinden müssen, wer du bist. Wir möchten dazu die Haut von deinem Cabochon zurückschneiden. Hast du etwas dagegen?«
Ich lächelte als Antwort. » Nein, natürlich nicht. Wer wird es tun?« Ich streckte meine Hand aus.
» Ich.« Es war Korden, der jetzt vortrat. Er zog sein Schwert aus der Scheide.
Ich beäugte die scharfe Klinge zögernd. » Ist das nicht ein bisschen zu groà für die Aufgabe, Korden?«
Er lächelte schwach. » Wenn ich mein Magorschwert benutze, wird es nicht wehtun, im Gegensatz zu einem Messer.« Er nahm meine linke Hand in seine rechte und zog mit einer raschen Bewegung der Klinge eine Linie über meine Handfläche. Blut bildete sich, aber ich spürte nichts. Er legte die Waffe beiseite und berührte beide Seiten des Schnitts mit einem Daumen, zog dann das Fleisch weg, das sich vom Cabochon löste.
Das lodernde Licht überraschte uns alle. Es war, als wäre es in meiner Hand gefangen gewesen und hätte sich danach gesehnt zu entkommen. Es
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