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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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mir überreicht wurde. Als ich dann aber sprach, war meine Stimme ruhig; auch das war eine Fähigkeit der Bruderschaft.
    Â» Ich kann mich nicht an meinen echten Namen erinnern. General Gayed hat mir einen neuen gegeben.« Das stimmte, auch wenn es sich bei dem neuen Namen um einen guten tyranischen handelte: Ligea. » Er hat mich gefunden und nach Tyr gebracht, als ich etwas jünger als drei war. Das war im zehnten Jahr von Senna Timonius’ Exaltarchat, im vierten Monat, glaube ich. Was die Zeit davor betrifft… ich erinnere mich an die Frau, von der ich glaube, dass sie meine Mutter war. Eine Magoria, schätze ich. Sie hatte ein Schwert, und goldenes Licht strömte von ihr aus. Leute waren da, die gerufen und geschrien haben. Vorhänge. Ich wollte einen Blick durch die Vorhänge hindurch werfen, aber jemand hat mich daran gehindert. Eine andere Frau. Und dann ist sie ebenfalls verschwunden, und ich hatte schreckliche Angst und war von Fremden umgeben. Es ist viel gekämpft worden. Und da war Blut.« Meine linke Hand hatte sich zur Faust geballt, und es kostete mich Mühe, sie wieder zu entspannen. » An viel mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    Zerise biss sich auf die Lippe und dachte nach.
    Ich starrte sie an und dachte: Ich habe diese Art Narbe schon irgendwann einmal gesehen. Und dann erinnerte ich mich. Ein Mann, der in den Käfigen in Tyr eingesperrt gewesen war, hatte die gleiche Narbe auf der Wange gehabt. Ein Rebell. Man hatte mir gesagt, dass es eine Waffe der Legionäre geben würde, die eine solche Verletzung verursachte– ein rundes Metallstück mit zackigen Ecken, das mittels einer Schleuder verschossen wurde. Die Legionäre bezeichneten sie als Schlitzscheibe.
    Â» Fast drei Jahre alt im vierten Monat des zehnten Jahres des vorherigen Exaltarchats«, sagte Zerise. » Lasst mich nachdenken… das würde bedeuten, dass du um den fünften oder sechsten Monat des kardischen Jahres Veshol-Dreiundzwanzig geboren wurdest. Damals sind zwei Magorias geboren worden.«
    Â» Heilige Illusion!« Der Ausruf kam von Temellin.
    Zerise nickte. » Ja. Shirin. Magoria Shirin ist im fünften Monat auf die Welt gekommen. Sie muss es sein.«
    Â» Und wer war die andere?«, hakte Korden nach.
    Zerise wandte sich an Temellin. » Deine Kusine Sarana, Illusionist Temellin. Magoria Sarana war nur einen Monat jünger als Magoria Shirin.«
    Das Schweigen, das sich jetzt ausbreitete, war von einer so gewaltigen, von allen geteilten Intensität, dass es den Anschein hatte, als könnte man es beinahe greifen. Mein Blick schoss von einer Person zur nächsten; ich verstand nicht, warum alle so angespannt waren. Ich wusste, dass etwas Bedeutendes ungesagt geblieben war, und ich verfluchte mich für meine Unwissenheit, aber ich wusste nicht, wie ich etwas daran hätte ändern können. Alle waren entsetzt– nein, mehr als das–, sie wirkten regelrecht am Boden zerstört bei der Vorstellung, dass ich Sarana sein könnte. Gefühle strömten aufgeregt im Raum umher.
    Sogar Garis war bestürzt. » Bist du sicher, dass sie Shirin ist?«, fragte er.
    Â» Oh, sie kann nicht Sarana sein«, sagte Zerise. Sie verströmte in großzügigen Wogen tröstliche Ruhe, die beredter war als ihre Worte. » Illusionist Solad hat Magoria Saranas Leiche selbst zur Beerdigung zurückgebracht. Wir alle sind zu den Wehklage-Feierlichkeiten gegangen.«
    Â» Es besteht kein Zweifel? Eine Verwechslung ist ausgeschlossen?« Temellin hatte diese Frage gestellt, und seine Stimme klang unvertraut in meinen Ohren; sie war schroff und beinahe brutal.
    Â» Oh, ja. Völlig unmöglich. Illusionist Solad hat sie selbst erkannt. Und er war schließlich ihr Vater. Sie ist nicht verstümmelt gewesen, sondern wurde durch einen Pfeil ins Herz getötet. Er selbst hat sie kurz nach dem Überfall gefunden. Er war losgeritten, um ihre Mutter zur Rückkehr zu bewegen, verstehst du… er hat sie in ein Tuch gehüllt, ebenso wie ihre Mutter Wendia, und ist mit ihnen in seinem Howdah nach Madrinya zurückgeritten. Ich war dabei, als sie angekommen sind. Er war am Boden zerstört. Er hat das Kind angebetet. Und er hat auch Wendia geliebt. Tränen sind ihm über die Wangen gelaufen. Glaubst du nicht, er hätte weitergesucht, wenn er auch nur den leisesten Zweifel gehabt hätte, dass die Leichen, die er bei sich hatte,

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