Der Bund der Illusionisten 1
Abscheulichkeit war, gezeugt von einem Mann, der sein Onkel wie auch sein Vater war. Dass es zerstört werden musste, selbst wenn dies meinen Tod bedeutete. Vielleicht mochten sie Paarungen unter Geschwistern genauso wenig wie ich. Wenn das allerdings der Fall war, wieso ging es dann um mein Kind und nicht zum Beispiel um die von Jahan und Jessah? Sie hatten bereits Kinder. Mehrere sogar. Wieso meins? Wieso ich?
Ich bedeckte mein Gesicht mit den Händen, um meinen Schrecken vor Brand zu verbergen.
» Dann lass uns nach Tyr zurückkehren«, sagte er. Ausnahmsweise einmal lieà ihn seine Fähigkeit, Ruhe zu bewahren, im Stich. Sein Gesicht war vor Schock aschfahl. » Sag Rathrox, dass du versagt hast. Zieh dich zurück. Lebe dein eigenes Leben.«
» Ich kann nicht nach Tyrans zurückkehren. Ich würde des Verrats angeklagt werden. Niemand verlässt die Bruderschaft ohne Zustimmung von Rathrox. Niemand bricht einen Auftrag einfach so ab, ohne wegen Pflichtverletzung bestraft zu werden.«
Er konnte es nicht glauben. » Bestraft? Verrat? Du glaubst, sie würden dich verbrennen?«
» Oh, nein. Verbrennen tun sie nur diejenigen, die keine Bürger sind. Verräter, die Bürger waren, werden gekreuzigt.«
» Das würden sie nicht wagen! Du bist Gayeds Tochter. Du bist melodramatisch.«
Bei der Göttin, ich wünschte, ich wäre es. Ich konnte bereits spüren, wie mir die Nägel in die Hände getrieben wurden, konnte das Blut auf meine Arme tropfen sehen, konnte den rauen Spott von Männern wie Hargen Bivius hören. » Aber es geht noch um etwas anderes, nicht wahr?«
Wir starrten uns an, während er darüber nachdachte, was ich meinen könnte. » Sie haben dich reingelegt«, sagte er schlieÃlich weich. » Alle drei. Korbus, Rathrox und Gayed. Dein ganzes Leben war auf diesen Moment hin ausgerichtet. Auf diesen Moment, in dem du in einer Position sein würdest, da sie dich als Werkzeug ihrer Rache an Kardiastan benutzen können.«
Ich nickte. Ãbelkeit sickerte wie Gift durch mich hindurch. Gayed. Ich dachte, er hätte mich geliebt ⦠ich zwang mich, vernünftig zu bleiben, sachlich und ruhig. » Wenn ich versage und zurückkehre, ohne die Aufgabe beendet zu haben, werden sie sich rächen und mich stürzen. Es wird irgendeine fingierte Anklage geben, um mich als heruntergekommen und durch und durch verräterisch darzustellen. Was glaubst duâ würden sie wohl vor einer Kreuzigung zurückschrecken? Ich glaube nicht. Wie auch immer, zumindest würden sie mir alles wegnehmen, was mir gehört, eingeschlossen meinen Ruf und meine Ehrbarkeit. Mein Leben würde keine zehn Sestus mehr wert sein.« Tyr, dachte ich. Ich hatte die Stadt einmal geliebt.
» Beim Vortex, verdammt.« Seine nächsten Worte sprach er mit drängender Leidenschaft. » Dann können wir weggehen, irgendwohin. Wir können sie alle hinter uns zurücklassen: Karden, Tyraner, die Bruderschaft. Ihnen allen entkommen. Du könntest dir woanders ein neues Leben aufbauen. Vielleicht in Altan. Oder sogar auÃerhalb der Grenzen des Exaltarchats.«
» Ja. Nein. Ich weià nicht.«
» Hier gibt es nichts, das dich hält.«
Ich schwieg lange Zeit und sah aus dem Fenster auf die Ansammlung verrückter Gebäude, die jetzt seltsame Formen in der Dunkelheit darstellten. SchlieÃlich sagte ich: » Es ist auch sein Sohn. Er hat Rechte als Vater.«
Ich hörte das schwache Geräusch, mit dem er seinen Atem ausstieÃ: ein Seufzer, mit dem er akzeptierte, dass mein Verlust ihm keinen Vorteil brachte.
» Sag Temellin nichts von dieser Schwangerschaft, Brand. Ich werde es ihm auf meine Weise sagen, zu dem von mir gewählten Zeitpunkt.«
» Ich werde zu niemandem etwas sagen. Das hier geht nur uns beide etwas an.«
Oh, Göttin, dachte ich. Wenn es nur so wäre. Aber da waren die Illusionierer⦠Wollten sie das Kind, um eine Abscheulichkeit zu vernichten? Oder aus einem anderen Grund? Brauchten sie ein Kind, um neues Blut zu bekommen und sich zu verjüngen, wer oder was auch immer sie sein mochten? Sollte er ein neuer Illusionierer werden, also einer von ihnen? Ich hatte noch nie davon gehört, dass eine Mutter das Trauma überlebt hatte, ein Kind aus dem Bauch herausgeschnitten zu bekommen. Die Magori besaÃen Heilkräfte, das wusste ich, aber ich bezweifelte, dass dazu
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