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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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nächsten Moment, zitterte sie lotrecht im Holz der Tischplatte, und die Vibrationen erklangen im ganzen Raum, während sie dort bebte.
    Vor Schock rührte sich niemand, und niemand sprach auch nur ein Wort.
    Zwei Tränen liefen mir über die Wangen.
    Am Ende war ich es, die das verständnislose Schweigen brach, um eine Erklärung abzugeben. » Ich habe einmal meinen Cabochon an deinen Schwertgriff gelegt, Temellin. Du wirst die Klinge von jemand anderem benutzen müssen.« Ich drehte den Kopf leicht zur Seite, wo Garis mit vor Entsetzen kalkweißem Gesicht saß, noch immer den halb gefüllten Löffel in der Hand. » Garis, gib dem Illusionisten deine Waffe.«
    Garis rührte sich nicht.
    Temellin stand immer noch vor mir; sein Gesicht zeigte jetzt eine Mischung unterschiedlicher Gefühle: In das Entsetzen über das, was er gerade getan hatte, mischte sich Erleichterung darüber, dass er nicht erfolgreich gewesen war, und ein Schuldgefühl, weil er es überhaupt versucht hatte– und all das wurde überdeckt von bitterer, rasender Wut. Auf mich.
    Jetzt erklang Pinars Stimme; sie erhöhte das Entsetzen noch mehr. » Hier, Tem, nimm meine Klinge.«
    Aber Temellin hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, ging an seiner Frau vorbei; er stieß Aemid zur Seite und eilte auf die Tür zu. Bevor er den Raum verließ, nickte er Korden zu. » Bewache sie«, sagte er. » Und auch ihn«, fügte er mit einem Kopfnicken in Brands Richtung hinzu. Und dann war er weg.
    Garis sah mich an; in seinem Gesicht stand die inständige Bitte, dass irgendjemand ihm sagte, dass nichts von alldem passiert war. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte leise: » Was Brand gesagt hat, ist genauso wahr.« Dann ging ich quer durch den Raum auf Korden zu.
    Â» Dein Schwert«, sagte er.
    Ich nahm es aus der Scheide und reichte es ihm mit dem Griff voran. Er nahm es und legte unverschämterweise seinen Cabochon in die Höhlung des Griffes.
    Â» Gibt es hier irgendwelche Käfige, Korden?«, fragte ich ironisch.
    Â» Dein Zimmer wird genügen.« Er war starr vor Wut, aber ich spürte, dass sie sich nicht nur gegen mich richtete. Vielleicht auch auf Pinar, weil sie ihre Nachricht auf so schroffe, unsensible Weise überbracht und ihren Ehemann verletzt hatte? Oder auf Temellin, weil er mir überhaupt erst vertraut hatte? » Wir sind nicht die Bruderschaft«, fügte er hinzu.
    Ich neigte den Kopf und richtete den Blick auf Pinar, die neben ihm stand. Ihr Gesicht war verzerrt, und in ihm mischten sich Elend und bitterer Zorn; in ihrem Sieg hatte sie alles verloren, was sie sich jemals gewünscht hatte, und das wusste sie. Die Erkenntnis, dass sie– auch wenn sie Recht gehabt hatte, auch wenn sie wahrnehmungsfähiger gewesen war als alle anderen– immer noch verlieren konnte, war ein Schock für sie. Und vermutlich der Grund, warum nackte Emotionen aufblitzten und ihren Verstand einen Moment lang entblößten, als sie der Person gegenüberstand, die ihrer Meinung nach für diesen Verlust verantwortlich war. Der Moment war so kurz, dass ich bezweifelte, dass sonst noch irgendjemand etwas gesehen hatte, aber ich sah es– und ich war entsetzt, denn meine Sinne erhaschten eine rotgezackte Linie, die sich quer über ihren Verstand hinzog.
    Es kostete mich Mühe, den Blick abzuwenden und Aemid die Hand auf den Arm zu legen. » Aemid, es geht dir nicht gut. Du hättest diese Reise nicht machen sollen.« Sie sah wirklich krank aus; ihr Teint war gräulich, die Augen eingesunken, und die Haut hing lose über den Gesichtsknochen.
    Â» Es war nötig.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Du hättest mehr Vertrauen in das Blut der Magori haben sollen. Es war unnötig.«
    Ich ging zur Tür.
    Sie schlossen mich in meinem Zimmer ein, erzeugten mit den Beschwörungen ihrer Schwerter einen Kreis, und da sie welche benutzten, die ich noch nicht gelernt hatte, wusste ich auch nicht, wie ich sie hätte brechen können. Dann ließen sie mich allein.
    Ich war so müde, dass ich augenblicklich einschlief. Der Schmerz kam erst am nächsten Tag, als ich immer und immer wieder Temellins Gesicht sah, wie er sein Schwert auf mich schleuderte, in der Absicht, mich zu töten.

21
    Am nächsten Morgen erwachte ich in einem anderen Zimmer. Da war ein zusätzlicher kleiner, abgetrennter Raum, den es bisher nicht

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