Der Bund der Illusionisten 1
sobald er geheilt ist, was in ein oder zwei Wochen der Fall sein sollte.«
» Und wieso ist Pinar noch hier?«
» Ãhm, nunâ¦Â« Er zögerte und errötete. » Sie ist schwanger. Natürlich noch nicht sehr lange, aber sie ist nicht mehr sehr jung und trägt den nächsten Illusionisten in sich. Temellin wollte nicht, dass sie mitreitet.«
Es schmerzte, unlogischerweise. Ich schob den Schmerz jedoch beiseite; ich hatte jetzt keine Zeit dafür. Und dann kam mir völlig ungebeten der Gedanke: ein weiteres Kind. Eine weitere Frau, die an meiner Stelle sterben könnte⦠ich schob auch diesen Gedanken weg. Ich würde später darüber nachdenken. » Garis, ich möchte, dass du mich befreist, damit ich mich um die Eisernen kümmern kann.«
» Shirin, du weiÃt, dass ich das nicht tun kann.« Es gab keinen anderen Stuhl mehr, und daher lieà er sich auf meine Pritsche fallen und begann, an den Fäden meiner Decke zu zupfen.
» Du musst es aber tun. Zuerst werde ich dir die ganze Wahrheit über mich sagen. Darüber, wie und wieso ich ein Kamerad der Bruderschaft geworden bin. Dann möchte ich, dass du gehst und Aemid holstâ wie geht es ihr eigentlich? Reftim sagte, schon besser.«
» Das stimmt. Sie meint, sie würde sich zehn Jahre jünger fühlen. Offensichtlich war ihr Herz schwach, und einige Magori haben ihr mit ihren Heilfähigkeiten geholfen. Aber sie wirkt immer noch nicht glücklich. Und sie spricht auch nicht viel mit den anderen.«
» Und Brand?«
» Ihm geht es gut. Er hat sich am Anfang zu Tode gelangweilt, aber dann hat er von Temellin die Erlaubnis bekommen, wieder in den Ãbungsraum zum Waffentraining zu gehenâ unter strikter Beobachtung und Bewachung. Ich glaube nicht, dass Temellin vorhat, ihn dauerhaft einzusperren. Ich besuche ihn manchmal in seinem Zimmer, und auch einige der anderen tun das. Er hat sich mit vielen angefreundet, während er mit den Soldaten trainiert hat, musst du wissen. Er ist sehr beliebt. Caleh hat darum gebeten, bei ihm schlafen zu dürfen, also ist er auch auf der Pritsche nicht allein.«
Ich verzog den Mund zu einem ironischen Lächeln. Das war typisch Brand.
» Garis, ich möchte, dass du mit Aemid zu Brand gehst und ihm in ihrem Beisein Fragen über mich stellst, so dass sie das bestätigen kann, was er über meine Vergangenheit sagt. Frag ihn auch nach Pinars erstem Attentat auf mich. Frag Reftim nach dem zweiten; vielleicht erzählt er dir davon. Ich weiÃ, dass er sich deswegen schuldig fühlt. Wenn du das alles getan hast, glaubst du mir vielleicht eher. Aber zuerst möchte ich dir von mir erzählen, davon, wie es überhaupt dazu kam, dass ich zur Bruderschaft gegangen bin.«
Er sah mich argwöhnisch an, als würde er sich fragen, was für einen Trick ich mir jetzt wieder ausgedacht hatte.
Ich leckte mir die trockenen Lippen. » Es ist nicht leicht, die Geschichte zu erzählen. Brand war es, der mich dazu gedrängt hat, die Wahrheit zu sehen. Selbst da wollte ich nicht glauben, was so schmerzhaft war. Ich bin benutzt worden, Garis. Ich bin mein ganzes Leben lang benutzt worden, und zwar von den Männern, denen ich am meisten gefallen wollte.
Ich erinnere mich nicht besonders gut an mein früheres Leben in Kardiastan. Aber ich weiÃ, dass ich irgendwann voller Angst war und mich bei Fremden befand und wusste, dass meine Mutter tot war. Dann kam dieser Mann und behandelte mich freundlich. Ich fand, dass er sehr hübsch war. Er sagte, er würde mich nach Hause bringen und für mich sorgen, und das tat er auch. SchlieÃlich nahm er mich mit zu sich in sein Haus in Tyr und gab mir alles, was ich wollte. Er lehrte mich, ihn Pater zu nennen. Ich verehrte ihn. Seine Frau beachtete mich nicht, aber Aemid war bei mir und sorgte für mich, und daher kümmerte es mich nicht.
Ich wuchs in der Vorstellung auf, dass ich Glück hatte, einen so wundervollen Vater zu besitzen. Ich habe ihn nicht sehr oft gesehen, denn er war ein beschäftigter und wichtiger Mann, und alle sagten, dass er sowieso viel zu viel Zeit mit mir verbringen würde. Die ganze Zeit dachte ich, er würde es tun, weil er mich liebte. WeiÃt du, wie sehr Kinder sich täuschen können, Garis? Wenn sie wirklich glauben wollen, dass etwas wahr ist?«
Es war eine rhetorische Frage, und deshalb beantwortete er sie auch nicht, aber ich
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