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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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Das mag zehn, fünfzehn Jahre her sein! Ich glaube, auch Albero nahm daran teil.«
    »Albero? Das ist großartig! Dann können wir ihn darauf ansprechen – er wird uns weiter helfen!«, rief Laetitia euphorisch aus.
    »Vergesst es. Albero ist nicht in der Stadt. Außerdem … «
    »Außerdem was?«
    »Außerdem halte ich es – nachdem, was Brigitta widerfahren ist – für klüger, wenn wir diskreter vorgehen und nicht in ganz Trier herumplärren, wonach wir suchen.«
    Laetitia senkte beschämt den Kopf. Sebastian trat verlegen von einem Bein auf das andere, als er merkte, dass er ihre Schuldgefühle schürte. »Wie Ihr seht«, meinte er schließlich, »haben wir eine ganze Menge Fäden in der Hand, die wir nur zu einem sichtbaren Muster zusammenweben müssen. Und unser nächster Schritt wird darin bestehen, zu klären, wer sich damals beim Apulienzug zum Bund der silbernen Lanze zusammenschloss. Wir brauchen nur herauszufinden, wie die Namen der zwölf Männer lauten, oder eigentlich bloß zehn, wenn wir Burkhard und Euren Großvater abziehen.«
    »Ach, nur das ist es, was wir als Nächstes herausfinden müssen«, entgegnete Laetitia, die Hände über der Brust verschränkt. »Und Ihr wisst natürlich bereits exakt, wie wir das bewerkstelligen sollen, auch ohne Albero oder sonst jemanden in der Stadt zu befragen.«
    »Nicht nur das«, gab Sebastian in gleichermaßen spöttischem Ton zurück, »ich weiß nicht nur, wie wir das herausfinden, sondern vor allen Dingen wo.«
    Kaum hatte Sebastian geendet, fuhr er herum. Auch Laetitias Ohren waren auf ein knackendes Geräusch aufmerksam geworden. Beide Augenpaare hefteten sich auf die Mauer, deren Verlauf nur wenige Schritte entfernt in einem rechten Winkel die Richtung änderte. Wie aus dem Nichts trat von dort Gerwins dünne Gestalt hervor, der ihnen beiden einen flüchtigen Gruß zuhaspelte, um dann mit gesenktem Blick vorbeizuhasten. An Sebastians zornig glitzernden Augen erriet Laetitia, dass durch seinen Kopf der gleiche Gedanke spukte wie durch ihren: Gerwin führte nicht der Zufall her, sondern seine dreist hinterherspionierende Nase.

Kapitel 9
     
    Drei mit Sehnsucht erwartete Glockenschläge bereiteten der Qual ein Ende. Eingezwängt unter einem mächtigen Regal in der erzbischöflichen Bibliothek nahm Laetitia das zum Gebet rufende Geläut wie eine Befreiung von Höllenmarter wahr. Arme und Beine fühlten sich steif gefroren an aufgrund des feuchtkalten Abendwinds, der durch die Ritzen des Gemäuers blies. Der Glockenton ließ die beiden Schreiber endlich den Federkiel zur Seite zu legen. Gleich würde Laetitia sich aus ihrem engen Versteck befreien, den Rücken durchstrecken und ihre schmerzenden Beine ausschütteln können. Noch war geschäftiges Rascheln der Aufbrechenden zu vernehmen, doch es ebbte bald ab. Nach und nach verlosch eine Lampe um die andere. Wenige Minuten später knarrte die Eingangstür, um danach ächzend ins Schloss zu fallen. Jetzt brach Laetitias Stunde an.
    Voller Ungeduld kroch sie unter dem Regal hervor. Dann klopfte sie sich ihre Tunika ab, wobei übermütiger Staub aufwirbelte. Einen idealeren Abend hätte Gott für Laetitias Vorhaben kaum schaffen können, denn es herrschte keine absolute Finsternis. Der einsichtige Mond sandte einen Lichtstrahl, der gerade so viel Kraft besaß, dass sie sich in der Bibliothek orientieren konnte, ohne den am Nachmittag eingesteckten Feuerstein zu benutzen. Kein verräterischer Kerzenschein würde nach außen dringen. Außerdem hielt Sebastian in der Nähe Wache, um sie zu warnen, falls unerwünschter Besuch drohte.
    Ganz sachte glitt Laetitia zwischen den Bücherschränken hindurch. Alles war still. Nur das dreiste Ticken der Holzwürmer, die sich gefräßig in das Holz der hohen Regale bohrten, und ihr eigener Atem waren zu vernehmen. Sie empfand eine unruhige Spannung. Laetitia verharrte einen Moment und spähte über ihre Schulter. Die Schatten der Nacht ängstigten sie und ihr wurde mit jedem Atemzug unheimlicher zumute. Trotzdem zwang sie sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nun, da Brigitta nicht mehr reden konnte, leuchtete das Amulett mit der silbernen Lanze als wichtigster Hoffnungsschimmer, um eine Spur zum Mörder zu weisen. Wenn Sebastian recht behielt, hatte Balderich einige Seiten der ›Gesta Alberonis‹, den Aufzeichnungen, die das Wirken des Erzbischofs dokumentierten, der Apulienheerfahrt Kaiser Lothars gewidmet. Mit etwas Glück konnte sie darin nicht nur Hinweise

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