Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Bäume und eine schöne, angenehme Landschaft.«
»Wir sollten uns bald auf den Weg machen und ein Versteck suchen, wo wir ausruhen können«, schlug der Unbekannte vor. »Es ist möglicherweise der Gesundheit abträglich, zu lange hier zu verweilen.«
»Wenn ihr bleibt, wird euch sicher nichts geschehen«, widersprach Darrick. »Aber sobald ihr weiter nach Westen vorstoßt, wird es meiner Ansicht nach gefährlich.«
»Wie auch immer …« Der Unbekannte stand auf und wartete, bis auch Denser sich erhoben hatte, bevor er zu seinem Pferd ging. »Thraun, du weißt den Weg?«
Thraun nickte und schwang sich in den Sattel. »Ich habe die Karten lange genug studiert.«
Hirad gab Darrick die Hand. »Halte den Pass offen, ja? Es könnte sein, dass wir es auf dem Rückweg eilig haben.«
»Passt ihr nur auf, dass ihr alle am Leben bleibt. Du bist mir noch ein paar Trainingskämpfe schuldig.«
»Wie steht es? Vier zu zwei, glaube ich?«
»Vier zu drei. Viel Glück.«
Der Rabe ritt davon und war bald außer Sicht.
28
Die Burg und Stadt namens Blackthorne, deren Fischereiflotte an Land verfrachtet und versteckt worden war, lag in einem flachen Tal im Windschatten der Berge, wo die Felsen ans Meer stießen. Die taktische Bedeutung dieses Standorts war den Erbauern der Stadt keineswegs entgangen. Von hier aus konnte man die Wege nach Norden bis Understone und nach Gyernath im Südosten kontrollieren.
Blackthorne war der Ansicht, dass die Wesmen seine Stadt vor allem erobern wollten, um von hier aus Überfälle auf Darrick und den Pass zu unternehmen, und in zweiter Linie wohl auch, um den Hafen im Südosten anzugreifen. Er hatte keinen Zweifel, dass die Kontrolle über den Pass für die Wesmen von überragender Bedeutung war, weil sie nur dort die Möglichkeit hatten, einen großen Angriff auf die Kolleg-Städte in Gang zu bringen und so den Schlüssel für die Unterwerfung ganz Balaias in die Hände zu bekommen.
Die Verteidiger, die am Strand gesiegt hatten, erreichten die Burg noch am Vormittag des bewölkten, kühlen und windigen Tages. Unterwegs hatten sie Späher zurückgelassen,
um den Vorstoß der Wesmen ins Landesinnere zu überwachen. Im Westen war der Himmel düster, und da der Wind die schweren Wolken in ihre Richtung trieb, war mit Regen zu rechnen. Die Verteidigung der Burg zu organisieren, war eine recht einfache Aufgabe. Da der größte Teil der nicht kämpfenden Bevölkerung schon ins weitaus besser verteidigte Gyernath ausgewichen oder gleich nach Korina gegangen war, hatte Blackthorne sich für eine zweistufige Verteidigungsstrategie entschieden.
Die Außenmauern der Stadt waren stark und gut in Schuss, aber sicher nicht dazu gebaut, einer so großen Zahl von Angreifern, wie die Wesmen sie in die Schlacht werfen würden, lange zu widerstehen. Blackthorne hatte drei Viertel seiner Bogenschützen und weitere fünfzig Offensiv-Magier – beide Truppenteile durch Defensivmagie geschützt – auf den Mauern postiert. Sobald die ersten Wesmen die Mauern durchbrachen, sollten sie sich zurückziehen.
Die wichtigste Verteidigungsanlage war natürlich die Burg selbst. Sie war am Nordrand der Stadt errichtet worden, um Angriffe der Wesmen vom Pass her zu unterbinden. Die Außenmauern waren mehr als siebzig Fuß hoch, im Innern standen der Burgfried und sechs Türme, die als Aussichtspunkte dienten und es erlaubten, die eigenen Kämpfer zu unterstützen und ihnen durch Bogenschützen Deckung zu geben.
Das Nordtor der Burg, das gewöhnlich dem Handelsverkehr offen stand – der Marktplatz befand sich innerhalb der Burgmauern – war verschlossen und mit Stahlbändern verstärkt worden. Die Türme am Tor überragten einen nach oben offenen Durchgang, der eine tödliche Falle darstellte. Die Mauer, vor der bald die Wesmen stehen würden, war hoch und bot ähnlich gute Schusspositionen.
Vor dem Nordtor war Kavallerie stationiert, um die Vorhut
der Wesmen schon vor der Burg abzufangen und zum Strand zurückzutreiben. Innerhalb der Mauern warteten die kampffähigen Bürger, auf den Wällen waren Bogenschützen, Schwertkämpfer und Magier postiert. Im Burgfried, einem einfachen runden Bau mit Flachdach und einer Brüstung, die die Außenmauer noch einmal um fünfzig Fuß überragte, warteten die Barone, die Heiler, Leibwächter, Köche und viele von Gresses Söldnern.
Die Brüstung, die »Krone« genannt wurde, weil sie ein wenig schief auf dem Burgfried zu sitzen schien, war mit schweren Armbrüsten,
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