Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
oder nur stehen bleiben sollte, wandte ich mich Hilfe suchend an James.
König Edward platzte lachend heraus. Es war ein herzliches Lachen, und was immer ihn bewegen mochte, es ließ ihn fast vom Stuhl fallen. »Das macht doch immer wieder Spaß!« Meine Verwirrung legte sich keineswegs. »Kommt schon, junger Illeniel, setzt Euch bitte! Ich habe mir einfach nur einen Scherz auf Eure Kosten erlaubt. Verzeiht einem alten Mann seine kleinen Vergnügungen.« Der Nebel lichtete sich, und mir wurde klar, dass ich auf ihn hereingefallen war. Mit hochrotem Gesicht setzte ich mich wieder.
»Danke, Euer Majestät.« Mehr zu sagen traute ich mich nicht. Der Scherz kam mir nicht besonders lustig vor, wenn man bedachte, dass ich gar keine andere Möglichkeit gehabt hatte, als auf genau diese Weise zu reagieren. Diese Erwägungen behielt ich allerdings für mich.
»Es ist lange her, dass wir das letzte Mal eine Gelegenheit hatten, uns auszutauschen, James.« Edward hatte mich offenbar völlig vergessen.
»Ja, Euer Majestät. Ich bin eine ganze Weile nicht mehr in Albamarl gewesen«, antwortete der Herzog.
»Belassen wir es doch bei Edward. Ich sagte ja schon, dass Ihr mich bei privaten Treffen mit dem Vornamen anreden dürft«, erwiderte der König.
»Das weiß ich doch, aber es ist mir lieber, dies noch einmal ausdrücklich zu hören, ehe ich auf einen Eurer Scherze hereinfalle, Edward.« James grinste breit, und die beiden lachten. Ich war sicher, dass sie dies alles für ungeheuer komisch hielten.
»Was treibt Euch dazu, so früh am Tag zu trinken, mein Freund?«, fragte Edward.
»Mein verdammter Sohn hat beschlossen, sich der Priesterschaft des Abendsterns anzuschließen.«
»Ah! Das hätte ich bedenken sollen. Dann habt Ihr die Neuigkeiten wohl soeben erst erfahren?« Edwards Miene verriet, dass es hier eine Geschichte zu erzählen gab.
»Das ist alles, was ich bisher gehört habe. Ist ihm etwas zugestoßen?«
»Wie es scheint, ist Euer Junge jetzt ein Heiliger. Letzte Woche heilte er einen Mann, der abgestochen worden war. Seitdem schleppen die Menschen in hellen Scharen ihre Kranken zum Tempel der Millicenth. Die Priester sagen, er sei von der Herrin des Abendsterns persönlich auserwählt worden.«
»Das ist doch Unsinn! Marcus ist so wenig ein Heiliger wie ein Hirsch in der Brunst! Er ist in die Stadt gekommen, um eine Braut zu suchen, und nach allem, was ich gehört habe, hat er sich seitdem bemüht, seinen Docht in jede verfügbare Edelfrau der Stadt zu tunken! Mein einziger Trost ist, dass er wenigstens keine Huren aufsucht. Warum sollte die Göttin ausgerechnet ihn erwählen?« Es ist wohl keine Frage, dass ich geradezu erschüttert war, als ich James vor dem König so sprechen hörte.
»Die Götter wählen, wen sie wollen. Wer sind wir denn, dass wir ihnen hineinreden wollten? Allerdings verschafft Euch das für den morgigen Tag einen gewissen Vorteil.« Edward schien sich nicht an der ausdrucksstarken Sprache des Herzogs zu stören.
»Wie das?«
»Ich höre Tremonts Anklage an – wegen des Todes seines Sohnes. Marcus wird sicherlich in den Zeugenstand gerufen werden. Nur wenige werden behaupten, dass ein Mann, der von Millicenth erwählt wurde, nicht die Wahrheit sagt.« Der König lächelte.
James war keineswegs zufrieden. »So etwas brauche ich nicht, um den Namen des Hauses Lancaster reinzuwaschen. Hunderte Menschen haben gesehen, was dort geschah. Der alte Tremont sollte die Sache auf sich beruhen lassen. Dabei kommt nichts als böses Blut heraus.«
»Er hat seine beiden Söhne verloren und kann vielleicht nicht mehr klar denken. Seid Ihr nicht sogar einmal befreundet gewesen?« Das war mir neu. Diese Unterhaltung erwies sich als sehr aufschlussreich.
»Ja, in unserer Jugend. Er ist ein guter Mann und konnte es nur nicht ertragen, dass Ginny mir vor ihm den Vorzug gab. Das ist ein alberner Grund, mir so lange zu zürnen.« Ginny war seine Frau, Genevieve Lancaster. Sie war zwar keine alte Dame, aber die Vorstellung, zwei Edelleute hätten sich um Genevieve gestritten, erschreckte mich dann doch.
Edward kicherte. »Der Grund scheint nur für den Sieger ein alberner zu sein. Seine derzeitige Gemahlin ist so verrückt wie eine Märzkatze, und jetzt hat er auch noch beide Söhne verloren. Lasst nicht die Möglichkeit außer Acht, dass die Umstände Euren alten Freund verändert haben könnten. Er ist verbittert und hegt einen Groll.« Der König sah mich an. »Junger Illeniel, mit Euch habe ich
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