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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Otori muss wissen, dass ich nur ein Gesandter bin. Ich hege keine Feindseligkeit gegen Sie. Ich weiß wenig über die Geschichte unserer Familien – über die unglückliche Sache mit Lady Shirakawa –, doch das Verhalten meines Vaters hat meine Mutter, als sie noch lebte, und mich sehr oft verärgert. Ich glaube nicht, dass er ganz ohne Schuld war.«
    Ohne Schuld? , dachte Takeo. Er trug die ganze Schuld – für das Leid und die Entstellung meiner Frau, für den Mordan Amano Tenzo, die sinnlose Tötung meines ersten Pferdes Raku und für den Tod all jener in der Schlacht von Kusahara und auf dem Rückzug. Er schwieg.
    Kono fuhr fort: »Lord Otoris Ruhm hat sich über alle Acht Inseln verbreitet. Der Kaiser selbst hat davon gehört. Seine Göttliche Majestät und sein Hof bewundern die Art, auf die Sie den Drei Ländern Frieden gebracht haben.«
    Â»Ihr Interesse schmeichelt mir.«
    Â»Doch leider hatten all Ihre großen Leistungen nie den Segen des Kaisers.« Kono verbarg seine Falschheit hinter einem freundlichen, verständnisvollen Lächeln. »Und im Übrigen gründen sie auf einem unglücklichen Tod – ich will nicht unbedingt von Mord sprechen –, dem Tod des vom Kaiser anerkannten Repräsentanten der Drei Länder, Arai Daiichi.«
    Â»Wie Ihr Vater ist Lord Arai beim Erdbeben ums Leben gekommen.«
    Â»Meines Wissens wurde Lord Arai von einem Ihrer Gefolgsleute erschossen, dem Piraten Terada Fumio, schon damals ein Verbrecher. Die Erde bebte, weil der Himmel tief über diesen Verrat an einem obersten Befehlshaber erschrak – das jedenfalls glaubt man in der Hauptstadt. Und es gab weitere, nicht aufgeklärte Tode, die dem Kaiser damals große Sorge bereitet haben. Zum Beispiel der von Lord Shirakawa, der möglicherweise von einem gewissen Kondo Kiichi getötet wurde, der wiederum in Ihren Diensten stand und auch in den Tod meines Vaters verwickelt war.«
    Â»Kondo ist schon seit Jahren tot«, erwiderte Takeo.»All das ist längst Geschichte. In den Drei Ländern glaubt man, dass der Himmel dabei half, die Brüder meines Großvaters und die Arai für ihre Untaten zu bestrafen. Arai hatte kurz zuvor meine unbewaffneten Männer angegriffen. Wenn es irgendeinen Verrat gegeben hat, dann hat er ihn begangen.« Die Erde hat vollbracht, was der Himmel begehrte.
    Â»Nun, sein Sohn, Lord Zenko, war Augenzeuge, und ein so redlicher Mann wird die Wahrheit sagen«, sagte Kono schonungslos. »Meine unerfreuliche Pflicht ist die, Lord Otori über Folgendes in Kenntnis zu setzen: Da Sie nie um die Erlaubnis oder das Wohlwollen des Kaisers nachgesucht und nie Steuern oder Tribute an die Hauptstadt abgeführt haben, ist Ihre Herrschaft unrechtmäßig, und man fordert Sie auf, abzudanken. Ihr Leben wird verschont werden, wenn Sie für den Rest Ihres Lebens auf einer abgelegenen Insel ins Exil gehen. Das Erbschwert der Otori muss dem Kaiser zurückgegeben werden.«
    Â»Es ist unfassbar für mich, dass Sie es wagen, mir eine solche Botschaft zu überbringen«, erwiderte Takeo und überspielte Schock und Zorn. »Unter meiner Herrschaft sind die Drei Länder zu Frieden und Wohlstand gelangt. Ich werde erst abdanken, wenn meine Tochter alt genug ist, um mein Erbe anzutreten. Ich bin bereit, mit dem Kaiser und jedem, der friedlich auf mich zugeht, Verträge zu schließen. Ich habe drei Töchter, für die ich gern strategische Ehen arrangiere. Doch ich werde mich nicht durch Drohungen einschüchtern lassen.«
    Â»Damit hat niemand ernsthaft gerechnet«, murmelte Kono mit ausdrucksloser Miene.
    Mit Nachdruck fuhr Takeo fort: »Warum sind Sie so unvermittelt hier erschienen? Welches Interesse hat der Kaiser vor Jahren gezeigt, als Iida Sadamu die Drei Länder ausgebeutet und ihre Bevölkerung ermordet hat? Hat Iida etwa mit dem Segen des Himmels gehandelt?«
    Er sah, dass Minoru unmerklich den Kopf bewegte, und versuchte, sich zu zügeln. Natürlich hoffte Kono, ihn zu erzürnen und zu offenem Trotz zu veranlassen, der als weiterer Akt der Rebellion gedeutet werden konnte.
    Dahinter stecken Zenko und Hana , dachte er. Aber es muss noch einen anderen Grund dafür geben, dass sie – und der Kaiser – zu diesem Zeitpunkt gegen mich vorzugehen wagen. Welche Schwäche nutzen sie aus? Über welche zusätzliche Stärke glauben

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