Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
Heirat. Er wird mit einer Konkubine versorgt werden. Warum solltest du das nicht sein?«
    Â»Die Ehre ist zu groß für mich.« Akane fächelte sich heftiger, denn der Vorschlag ließ ihren Puls schneller schlagen und sie erröten. Als Kind waren ihr die Clanlords fast wie Götter vorgekommen, nicht zu vergleichen mit Menschen ihrer Klasse. Sie lebten in einer höherenWelt und wurden nur gelegentlich bei Feierlichkeiten gesehen, die Leute klatschten noch nicht einmal viel über sie. Die Begegnung am Fluss erschien ihr nicht mehr wirklich. Sie konnte sich kaum vorstellen, im selben Raum wie der Clanerbe zu sein, schon gar nicht, Haut an Haut bei ihm zu liegen.
    Â»Um ehrlich zu sein, hatte ich mir manchmal in meinen Träumen so etwas für dich gewünscht«, erwiderte Haruna. »Aber Hayatos Angebot hat mich nachdenklich gemacht. Ich hatte beschlossen, meinen Ehrgeiz um deines Glücks willen zu vergessen, bis der Vorschlag von ihrer Seite kam. Die Otorilösung, so groß die Ehre auch ist, hat viele Nachteile. Dein Leben wäre notgedrungen abgeschiedener. Du müsstest es mit allen Schlossintrigen aufnehmen und natürlich würden sie keine Kinder erlauben.«
    Â»Das ist der Hauptgrund dafür, dass meine Mutter Hayatos Vorschlag unterstützt«, sagte Akane. »Sie sehnt sich nach Enkelkindern. Aber ich wünsche mir keine Kinder. Warum sie in diese Welt setzen, wo sie nur leiden?« Nach einem Augenblick fügte sie hinzu: »Habe ich überhaupt eine Wahl? Bestimmt können doch Lord Shigerus Wünsche nicht abgeschlagen werden?«
    Â»Seine Wünsche sind so noch nicht ausgesprochen worden. Die Familie Mori hat eigentlich nur vorgefühlt. Mir schien jedoch, als rieten sie von allen anderen übereilten Entscheidungen ab, die du treffen könntest.«
    Â»Hayato ist kaum diskret gewesen«, sagte Akane.
    Â»Das stimmt. Jeder weiß, dass er dir einen Antrag gemacht hat.«
    Â»Ich nehme an, ihm wird ebenfalls ›abgeraten‹.«
    Â»Fast mit Sicherheit.«
    Â»Dann wird also von mir erwartet, dass ich Hayato ablehne und nichts tue, bis Lord Shigeru seine Wünsche ausspricht«, sagte Akane, plötzlich war sie wütend.
    Â»Du musst nur tun, was du bisher getan hast: hier bei deiner Mutter bleiben und Hayato nicht mehr sehen. Wie gesagt, Geld steht für dich bereits zur Verfügung. Du brauchst nicht zu arbeiten.«
    Â»Ich arbeite nicht nur für Geld«, sagte Akane. »Wie lange muss ich ohne einen Mann leben?« Ihr bevorzugter Liebhaber fehlte ihr bereits, sie sehnte sich danach, erneut die Intensität der Leidenschaft zu fühlen, die ihr Leid für den Moment betäubt hatte.
    Â»Nicht lange«, versprach Haruna. »Soll ich den Mori eine günstige Antwort bringen?«
    Akane schwieg. Sie hörte ihre Mutter in der Küche, die Geräusche der Straße und des Flusses. Plötzlich stand sie wie von Zorn gepackt auf, ging zur Tür und wieder zurück. »Welche andere Antwort kann ich denn geben?«
    Nachdem Haruna gegangen war, schwieg Akane zu den begierigen Fragen der Mutter und setzte sich stattdessen in die Werkstatt ihres Vaters zwischen die Haufen halb behauener Steine. Hier war es leer und still, sie vermisste den ständigen Lärm, den Schlag des Eisens auf Eisen und den Seufzer von Eisen auf Stein. Wataru war in sein Heimatdorf zurückgekehrt, er meinte, er sei zu alt, für einen anderen zu arbeiten, und Naizo war von einem anderen Steinmetzen eingestellt worden, der bereits angeboten hatte, auch die Steinvorräte ihres Vaters zu kaufen. Bald würden die Ochsenwagen kommen undsie forttragen. Die Luft war voll Staub und die Sonnenstrahlen erschienen dadurch fast verfestigt, als ob sie selbst zu Stein geworden wären. Akane ließ den Blick langsam über all die verschiedenen Grauschattierungen schweifen, die zwischen weiß und fast schwarz lagen: Felsbrocken von den Berghängen, aus dem Flussbett und von der Küste, gehauen, geschleppt und gehoben durch die bloße Kraft von Männern.
    Wie seltsam die Wege des Schicksals sind, überlegte sie. Lord Shigemori hatte den Tod ihres Vaters befohlen. Wenn das nicht geschehen wäre, hätte sie nie die Aufmerksamkeit seines Sohns erregt. Falls sie zu ihm ging, würde sie eine Stellung erreichen, von der ihre Familie nie geträumt haben konnte – doch sie würde keine Kinder haben.
    Aber mein Vater hat

Weitere Kostenlose Bücher