Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
hinunterging. Doch es war unmöglich, dass er sie durch die geschlossene Tür gehört hatte.
8
„Bist du verrückt?“, fuhr Raphael ihn an.
Dante zuckte mit den Schultern und trat mit dem Fuß gegen den Grill des Kamins, sodass das Feuer ihm mit einem Zischen antwortete. „Was soll ich sonst tun? Sie freilassen, damit sie es erneut versucht? Das werde ich nicht zulassen.“
„Du bist dem Mädchen gegenüber überraschend fürsorglich. Das klingt nicht nach dir. Bist du dir sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“ Raphaels unverschämtes Schmunzeln trug kein bisschen dazu bei, Dante zu beschwichtigen.
„Du bist der Richtige, so zu reden. Du bist weich geworden, seit du geheiratet hast.“
„Du weißt, ich kann dich hören, Dante, nicht wahr?“, kam Isabellas Stimme vom Sofa.
„Ich versuche nur, mir deinen Gemahl vom Halse zu halten, meine Liebe.“
„Damit er deine Handlungen nicht in Frage stellt?“, konterte sie.
„Ich bin mein eigener Herr. Was ich tue, geht weder dich noch deinen Gemahl etwas an.“
„Was wird aus dem Mädchen?“, warf Raphael ein und setzte sich neben seine Frau.
„Ich verspreche dir, dass ich ihr kein Leid zufügen werde. Ich bin kein kompletter Mistkerl.“
„Das bleibt abzuwarten“, kam Violas Stimme von der Tür.
Dante sprang von seinem Sessel und wirbelte herum. Viola trat in den Raum. Sie trug das Kleid, das sie schon zuvor getragen hatte, das gleiche, das er ihr vor vielen Stunden abgestreift hatte. Die Erinnerung daran war noch frisch und brachte seinen Puls zum Rasen. Er versuchte, seine erhitzte Reaktion auf ihre Anwesenheit zu dämpfen.
„Ich würde jetzt gerne Ihr Haus verlassen, aber es scheint, als hätte jemand versehentlich die Tür verschlossen, und ich kann sie nicht öffnen.“ Sie wandte sich Raphael zu, der sich von dem Sofa erhoben hatte. „Vielleicht würden Sie mir helfen, damit ich mich verabschieden kann? Meine Eltern werden sich sorgen, dass ich so lange weg war.“
Ihr Lächeln war zuckersüß, aber Dante wusste, dass Viola alles andere als süß war. Und er würde nicht darauf hereinfallen.
„Raphael di Santori“, stellte sich sein Bruder vor. „Dante ist mein Bruder.“ Dann wandte sich Raphael zu seiner Frau, die sich neben ihn gestellt hatte. „Meine Gemahlin Isabella.“
„Es ist mir ein Vergnügen. Viola Costa. Es tut mir leid, Sie belästigt zu haben. Wenn Sie gestatten, würde ich gerne zu meiner Unterkunft zurückkehren.“ Sie zauberte ein weiteres süßes Lächeln auf ihre Lippen und wandte sich in Richtung Tür.
Ihre letzten Worte hallten in Dantes Kopf wider. Sie wollte zu ihrer Unterkunft zurückkehren, nicht nach Hause, hatte sie gesagt. Sonderbar. Er wagte zu spekulieren: „Wenn du mir erlaubst, Viola, werde ich dich gerne zu deinem Hotel begleiten, um sicherzustellen, dass du dort unversehrt ankommst. Wo bist du abgestiegen?“
„Im Aristo – “ Sie unterbrach sich, aber Dante hatte genug gehört.
„So wie ich es mir schon dachte. Du gehst nicht nach Hause zu deinen Eltern. Wenn ich raten darf, würde ich vermuten, dass deine Eltern keine Ahnung haben, wo du dich aufhältst.“ An der Art, wie sich ihre Wangen färbten, erkannte Dante, dass er recht hatte. „Tja. In diesem Fall tut es mir leid, meine junge Dame. Aber ich fühle mich verpflichtet, dich unter meiner Aufsicht zu behalten, wo dir kein Schaden zukommen kann. Ich bin gerne bereit, deine Eltern in der Zwischenzeit zu kontaktieren, sodass sie kommen können, um dich abzuholen.“
Viola kniff die Augen zusammen. „Das wird nicht nötig sein. Ich finde meinen eigenen Weg nach Hause.“
„Nein, ich muss darauf bestehen. Sobald deine Eltern hier sind, werde ich dich gerne in ihre Obhut übergeben.“ Er wandte sich an seinen Bruder. „Ich denke, das ist das Mindeste, was wir als gastfreundliche Venezianer tun können, findest du nicht auch, Raphael?“
Überraschenderweise stimmte ihm sein Bruder zu, obwohl er dabei seine Stirn runzelte. „Ich fürchte, es wäre unklug, einer jungen Dame ohne eine Anstandsdame oder eine Begleiterin zu erlauben, unser Haus zu verlassen. Wenn Sie mir die Namen Ihrer Eltern und deren Adresse geben, werde ich persönlich einen Boten schicken und ihnen Ihren Aufenthaltsort mitteilen, Signorina Costa.“
Viola schnaubte und machte ein paar Schritte auf Dante zu. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie war eine Ausreißerin und wollte nicht gefunden werden. Das kam ihm gelegen, da er sie hier
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