Der Clan der Wildkatzen
unaufhörlich. Aber Aconite fühlte den rauschenden Flügelschlag des Milans und setzte– zu spät– zu einem Sprung an, um dem großen Vogel den Bauch mit den Krallen aufzureißen. Sie verfehlte ihr Ziel und Tooths Klauen packten sie im Nacken.
» Ich habe sie bewacht«, sagte er zu der Katze, die sich hin und her warf, ehe er einmal kräftig mit den Krallen zuckte. Dann ließ er Aconites Körper ins Gras fallen. Sie zu töten hatte ihm keine Freude bereitet, aber es war notwendig gewesen.
Der Rest wurde zur verheerenden Niederlage für die Unbezähmbaren. Jene, die nicht sofort den Tod fanden, wurden von einigen Schreinkatzen zu einer Reihe Großfußhäuser an der Straße gehetzt. Manche wagten sich in den Verkehr und versuchten, auf die andere Seite zu fliehen, andere schauderten beim Anblick der Autos und suchten Schutz am schmutzigen Kanal. Sie hatten weniger Angst vor den Schweinen als vor den grimmigen Kriegern vom Schrein.
In der Nähe des Verrammelten Hauses brüllte Ozzy immer noch in der Gegend herum. Die einzigen Wesen, die ihn nicht zu hören schienen, waren die Großfüße. » Das ist der beste Spaziergang meines Lebens!«, sagte er glücklich. » Ich hatte nicht mehr so viel Spaß seit den Tagen, als ich im Nationalpark die Jeeps der Großfüße gejagt habe! Aber– du wirkst müde, Mara . W ird es dir zu anstrengend?«
Der Tiger bemerkte, dass es Maras ganze Kraft kostete, weiterzusenden. Doch die Schlacht war so gut wie vorbei; die meisten Unbezähmbaren waren entweder tot oder in die Flucht geschlagen.
Ozzy brüllte noch einmal und der Sender schien in der Luft zu schimmern. » Beraal«, rief Mara, » ich schaffe es nicht noch länger. Ich bringe Ozzy nach Hause.«
Beraal sah zu ihrer Schülerin und erinnerte sich an das winzige Kätzchen, das vor nicht allzu langer Zeit den Schlaf aller Katzen von Nizamuddin mit seinem Gejammer gestört hatte. Und dann verblasste sie, ihr Sender, der einen Tiger auf das blutige Schlachtfeld gebracht hatte. Mara schwebte müde vor Ozzy her, und er folgte ihr wie ein Ozeanriese, der von einem Schlepper gezogen wird. Er brüllte ein letztes Mal, weil es so viel Spaß machte, und dann begann die Luft um das ungleiche Paar zu flimmern. Schließend waren sie verschwunden.
Katar humpelte zu Beraal und Hulo gesellte sich zu ihnen. Die Erde stank nach Blut und Traurigkeit. Angst hing immer noch in den Ästen der Bäume. Beraal blickte zu den Großfüßen hinauf und sah, wie sie von den Fenstern aus zuschauten. Ozzy und Mara würden sie nicht gesehen haben, denn was das Netz und das Einklinken betraf, so waren die Großfüße offensichtlich taub und blind. Aber ohne Frage war ihnen die Schlacht zwischen den Unbezähmbaren und den Wilden Katzen nicht entgangen. Ganz sicher hatte ihnen das nicht gefallen, und Beraal hoffte, dass nun keine schlechten Zeiten für die Katzen und die anderen Streuner von Nizamuddin anbrachen. Großfüße waren eigenartige Wesen, die durch ihre Ängste unberechenbar waren.
Einmal hatte Beraal einen eher unbedeutenden Vorfall von einem Balkon aus beobachtet. Der dicke Großfuß, der darunter wohnte, hatte seinen Morgenspaziergang gemacht und mit einem Spazierstock nach einem der Hunde geschlagen, einem ganz netten Kerl namens Prince. Vielleicht hatte er Prince auf dem falschen Fuß erwischt oder der Hund hatte einfach schlechte Laune gehabt, jedenfalls hatte Prince den Großfuß angeknurrt und nach seinen Knöcheln geschnappt. Er hatte ihn sanft gebissen, nicht zu fest, sondern gerade so viel, um dem Großfuß eine Lektion zu erteilen.
Aber der Kerl hatte in seiner rauen Großfußsprache herumgebrüllt, den ganzen Tag böse auf den Hund eingeredet und ein paar andere unglückliche Tiere verprügelt, die er auf der Straße erwischte. Und am nächsten Tag war ein Lieferwagen vorgefahren. Die Großfüße, die auf die Hunde losgingen, strahlten bittere Härte aus, und der Angstgestank vom Inneren des Wagens war für die anderen Tiere kaum zu ertragen, während sie zuschauen mussten, wie ihre alten Freunde aus dem Park verschleppt wurden.
» Helft uns, die bringen uns um!«, riefen die Hunde. D ar unter war auch ein kleiner süßer mit goldenen Haaren, d er Beraals Freund gewesen war. Der Geruch der Großfüße und der des Wagens machten ihr klar, dass sie recht hatten.
Als sie jetzt daran dachte, lief es ihr immer noch kalt den Rücken hinunter. Sie beobachtete, wie sich die Großfüße auf den Dachterrassen bewegten, und fragte sich, was
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