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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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huschte. Das hätte er nicht gesehen, wenn er nicht aufrecht gegangen wäre. In hohem Bogen sprang er über den Strauch, landete auf allen vieren und buddelte wie verrückt. Die gespreizte Vorderpfote war kräftiger geworden, seit er sie nicht mehr schonte. Inzwischen dachte er kaum noch daran.
    Donnerherz trottete zu ihm hin. Im selben Moment flog eine riesige Staubwolke auf und ein Fellpfeil schoss aus dem Nest hervor. Erschrocken taumelte Faolan zurück und überschlug sich, als ihm etwas ins Genick sprang. Scharfe Wühlklauen bohrten sich in seinen Nacken. Faolan sprang in die Luft und wirbelte herum, versuchte den grässlichen Angreifer loszuwerden. Das Hermelin war viel kleiner als er, kaum größer als ein Eichhörnchen, aber es war stark. Die scharfen Klauen und Zähne bohrten sich noch tiefer in Faolans Fleisch, sodass er laut aufjaulte. Donnerherz brüllte, aber was sollte sie tun? Sie konnte das Hermelin nicht von seinem Rücken herunterschlagen, ohne Faolan zu verletzen. Die beiden Gegner kämpften erbittert: Der Wolfswelpe hatte gerade das Nest des Hermelinweibchens zerstört, dessen Junge vor Angst zitterten. Wenn das Hermelin an die lebenswichtige Schlagader an Faolans Hals kam, war es aus mit dem Wolfsjungen.
    Donnerherz geriet in Panik. Faolan wurde sichtlich schwächer. Das hier war sein erster blutiger Kampf. Die Bärin unternahm einen Scheinangriff, aber das Hermelin beachtete sie nicht. Faolan ging in die Knie, richtete sich wieder auf und schoss diesmal zur Flussböschung. Mit einem himmelhohen Sprung warf er sich ins Wasser. Die Bärin tauchte hinter ihm her. Angstvoll schaute sie zu, wie sein Kopf die Wasserfläche durchstieß. Rote Striemen zogen sich an seinem Nacken hinunter. Doch dann sah sie, wie das Hermelin auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses an der steilen Schlammböschung hinaufschlich.
    Nachts im Bau, während draußen die Blätter im warmen Sommerwind raschelten, leckte Donnerherz Faolans Wunden. Zum Glück waren sie nicht so tief, wie sie befürchtet hatte. Die Wunden würden verheilen, aber Donnerherz spürte die neue Rastlosigkeit in dem Welpen. Er saugte nicht. Milch interessierte ihn nicht mehr. Er wollte Blut.

Den ganzen Sommer über gingen die Lektionen weiter. Faolan lernte begeistert. Er konnte sich immer besser aufrichten und legte jetzt auch größere Strecken aufrecht zurück. Seine Hinterbeine wurden unglaublich stark. Da sie beweglicher waren als die eines Bären, konnte er sehr hoch springen. Nichts machte ihm mehr Vergnügen, als seine neuen Fähigkeiten vorzuführen.
    In der Nähe des Baus stand eine gewaltige Fichte, deren unterste Äste beinahe so hoch waren wie Donnerherz’ Schultern, wenn sie aufrecht stand. Fast jeden Nachmittag gingen sie zu diesem Baum. Faolan übte und übte: Er hatte sich in den Kopf gesetzt, die Äste zu erreichen, indem er auf seinen Hinterbeinen hochsprang.
    „Schau her! Schau her!“, bellte er. Jeden Tag kam er seinem Ziel ein wenig näher. „Schau her zu mir, Donnerherz! Du passt ja gar nicht auf!“, knurrte er. „Ich bin fast oben!“
    Und eines Tages war es so weit. Schwupp! , hing er über einem der Äste. Faolan konnte es selbst kaum glauben. „Urskadamus!“, japste er. Der Fluch ließ Donnerherz aufhorchen.
    „Wo hast du denn das gelernt?“, brummte sie.
    „Na, von dir!“
    Die Bärin schnaubte belustigt.
    „Lach mich nicht aus! Ich hänge fest!“
    „Du bist zu hoch gesprungen! Du hast nicht aufgepasst!“, rief sie ihm verschmitzt zu.
    „Und wie komme ich jetzt wieder runter?“
    „Ich weiß es nicht. Mir ist so was noch nie passiert“, erwiderte Donnerherz.
    Faolan stieß ein klägliches Winseln aus.
    „Kein Gewinsel!“, schimpfte die Bärin. Dann drehte sie sich um und trottete davon.
    Faolan starrte entsetzt auf ihren breiten Rücken. „Du lässt mich hier einfach zurück?“
    „Dir wird schon was einfallen, wie du da wieder herunterkommst“, sagte die Bärin, ohne sich umzudrehen. „Du bist das klügste Junge, das ich je gesehen habe.“
    Ein paar Sekunden später hörte sie einen dumpfen Aufprall. Faolan war auf den Boden geplumpst.
    Bald darauf lief er neben ihr und wedelte mit dem Schwanz. „Ich hab’s geschafft!“
    „Das wusste ich doch!“ Die Bärin drehte den Kopf herum und gab ihm einen sanften Stoß mit der Schnauze.
    Den ganzen Sommer lang wuchs der Wolfswelpe. Nur im Vergleich zu ihren eigenen Jungen erschien er Donnerherz immer noch sehr klein. Für einen Wolfswelpen war

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