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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Leitwölfin angeführt wurde. Faolan hatte ihn lange beobachtet. Die Leitwölfin war ein goldfarbenes, schon etwas in die Jahre gekommenes Tier. Ihr Name war Namara, wie er durch das Heulen der Skrielin erfahren hatte.
    Das Territorium, das Faolan jetzt durchquerte, gehörte dem Clan der MacAngus. Dieser Clan ließ vor Faolans Augen die Szenen lebendig werden, die er in den Höhlenbildern gesehen hatte. Seit er auf dem Bergrücken herumstreunte, hatte er schon Wölfe aus mehreren MacAngus-Rudeln gesichtet. Er hielt sich daher weiter oben unter einem Felskamm, der einen dichten Vorhang von zackigen Schatten warf und gute Deckung bot.
    Faolan hatte schnell gelernt, unbemerkt zwischen den Schatten hindurchzuhuschen. Im Stillen nannte er es „den Rhythmus der Schatten“. Morgens und abends waren die Schatten der Sonne am längsten. Das war ein großer Vorteil für ihn, denn in der Mittagszeit ruhten die Wölfe häufig.
    Während Faolan durch die Schatten schlich, kam es ihm vor, als lebte er in zwei Welten gleichzeitig. Die eine war wie ein schöner Traum. Er gehörte zu dem gemalten Rudel auf den Höhlenwänden und fügte sich leichtfüßig in den silbernen Wolfsstrom ein. In der anderen Welt, die er vom Bergrücken aus beobachtete, war er ein junger Knochennager, der in gebührendem Abstand vom Rudel geduldig darauf wartete, beim Fressen an die Reihe zu kommen. In seinen Augen war das eine schreiende Ungerechtigkeit, denn er hatte den kleinen gelben Wolf trotz seines verkümmerten Beins rennen sehen. Er hatte gesehen, wie er herumstürzte, um einem Rentier den Weg zu verstellen, das in eine andere Richtung auszubrechen drohte. Trotzdem musste er sich mit den Überresten begnügen, die meist nur aus Knorpel und Sehnen bestanden. Aber so war es Brauch bei den Wolfsclans.
    Die Zeit der Herbststürme war gekommen. In den Nächten, in denen das Wetter am heftigsten tobte, wagte Faolan sich näher heran. Sintflutartige Regengüsse rauschten oft herunter. Wenn der Himmel von Blitz und Donner zerrissen wurde, sammelten sich die Wölfe in Höhlen und die Skrielin „lasen das Himmelsfeuer“.
    Eines Abends, als Blitz um Blitz über den Himmel zuckte, schlich Faolan näher heran, als er es je gewagt hatte. Die Blitz-Vorheulerin erzählte die Geschichte von einem Clanführer aus der Zeit der Langen Kälte, der alt und zahnlos geworden war. Er hatte nicht nur sein Gehör verloren, auch sein Augenlicht trübte sich immer mehr. Nach der Sitte der Altwölfe war er an einen abgelegenen Ort gegangen, um die drei Schritte des Cleave Hwlyn zu vollziehen – die Trennung von seinem Clan, seinem Rudel und schließlich von seinem eigenen Körper. Der alte Clanführer verließ die Erde und erlebte, wie schön es war, aus seinem Pelz zu schlüpfen und sich in weichen Dunst aufzulösen. Noch einmal blickte er über die Schulter auf das Fell zurück, das im Mondlicht schimmerte. Stumm und kalt lagen seine Knochen am Boden und er wunderte sich, wie wenig sie ihm in Wahrheit bedeuteten. Dann lief er davon. Voll Übermut und quicklebendig wie ein junger Welpe sprang er auf die ersten Sprossen der Sternenleiter, die zum Sternenpfad und zur himmlischen Höhle der Seelen am äußersten Punkt des Sternbilds des Großen Wolfs führte.
    Der alte Wolf war schon halbwegs die Sternenleiter hinauf, als der Himmel zu rumpeln begann. Ein scharfes Krachen ertönte, eine heiße weiße Zickzacklinie flammte auf und der Himmel riss mitten durch. Die Sternenleiter erbebte und der alte Clanführer stürzte ins Bodenlose. Hilflos scharrte er mit den Pfoten in der Luft und versuchte sich an die Sternenleiter zu klammern. Aber die Leiter war fort. Es gab keine Sterne mehr, nur die tosende Schwärze der Nacht, durchzuckt von grellen Blitzen. Der Lärm war ohrenbetäubend und die Welt viel zu hell. Wie kann das sein? , dachte der alte Clanführer. Ich bin doch taub und fast blind!
    Er blickte sich um. Von seinem alten Fell und den Knochen war nichts mehr zu sehen. Ungläubig schaute er an sich hinunter: Seine Pfoten waren nicht neblig, sondern standen fest im Schlamm. Er hob eine davon hoch und starrte staunend auf den Pfotenabdruck. Ich bin nicht alt, sondern jung. Ich bin auf der Erde und nicht in der Höhle der Seelen. Meine Zeit ist noch nicht gekommen!
    Sobald die Skrielin geendet hatte, drang ein vielstimmiges Heulen aus der Höhle, in der sich das Rudel versammelt hatte.
    „Und seither“, heulte das Rudel, „tragen unsere Oberhäupter Pelze und Halsketten

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