Der Clan
setzen.«
Nummer Eins knurrte. »Und wie, glaubst du, ist dieses Unternehmen aufgebaut worden? Genau auf dieser Konzeption. Auf der Zukunft eines einzigen Wagens.«
»Die Zeiten haben sich geändert«, sagte Loren, »die Wirtschaft ist anders. Das erweiterte Produktionsprogramm hat sich als Retter unseres Unternehmens erwiesen.«
»Ich bezweifle keineswegs den Wert der anderen Abteilungen«, sagte Nummer Eins. »Aber ich stimme nicht der Ansicht bei, daß sie uns gerettet haben. Vielmehr glaube ich, daß sie uns beinahe unser Unternehmen gekostet haben. Unser Automobilgeschäft ist fast am Ende. Bei uns wedelt der Schwanz jetzt mit dem Hund.«
»In den dreißig Jahren, seit du das Unternehmen geleitet hast, haben sich die Umstände geändert«, meinte Loren hartnäckig. »Die letzten neuen amerikanischen Wagen auf dem Markt waren der Henry J. und der Edsel. Und schau dir an, was mit ihnen passiert ist. Kaiser ist nicht mehr im Geschäft, und der Edsel hat Ford beinahe ruiniert.«
»Kaiser hätte es geschafft, wenn er weitergemacht hätte, aber er war kein Automann«, sagte Nummer Eins. »Und der Edsel hat Ford nicht aufgehalten; die sind heute größer als je zuvor. Nächstes Jahr kommen sie mit dem Sub-Compact-Car heraus. Glaubst du, sie würden das tun, wenn sie meinen, daß sie damit Geld verlieren?«
»Sie müssen wohl«, antwortete Loren. »Sie müssen der ausländischen Konkurrenz die Stirn bieten. Wir brauchen das nicht. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben.«
»Du vielleicht, aber ich nicht«, sagte Nummer Eins. »Mir paßt es nicht, den Vetter zweiten Grades in einem Geschäft zu spielen, in dem wir einmal zur Stammfamilie gehört haben.« Er sah mich an, dann wieder Loren. »Wenn das deine Einstellung ist, wüßte ich nicht, weshalb wir noch weiter im Automobilgeschäft bleiben.«
»Es ist leicht möglich, daß wir im nächsten Jahr nicht mehr drin sind«, erwiderte Loren unumwunden. »Wir können es uns nicht mehr leisten.«
»Aus dem Autogeschäft gehen wir nur über meine Leiche«, sagte Nummer Eins eisig.
Loren schwieg. Er sah nicht gut aus. Unter seinen Augen lagen blaue Ringe, sein Gesicht war angespannt und vor Übermüdung gedunsen. Einen Augenblick lang tat er mir leid. Er hatte von allen Seiten Böses abbekommen, zu Hause wie im Büro. Aber seine nächsten Worte vertrieben mein Mitleid.
Er starrte seinem Großvater in die Augen und sprach ebenso kalt wie er. Es schien fast, als seien nur die beiden im Zimmer: »Bei einer gestern abgehaltenen Sondersitzung des Firmenvorstands wurden drei Beschlüsse gefaßt:
Erstens die sofortige Entlassung Angelo Perinos als Vizepräsident der Gesellschaft.
Zweitens die Eröffnung eines Strafprozesses gegen Mr. Perino wegen Verpflichtung der Gesellschaft zu gewissen Ausgaben ohne entsprechende vorschriftsmäßige Ermächtigung.
Drittens die Erstellung eines Antrags an die Gerichte des Staates Michigan zur Ernennung eines Zwangsverwalters für deinen Aktienbesitz in der Gesellschaft, bis festgestellt werden kann, ob du völlig geschäftsfähig und für deine Handlungen verantwortlich bist.«
Nummer Eins schwieg, sein Blick blieb auf Lorens Gesicht gerichtet. Er seufzte. »Willst du die Sache auf diese Weise austragen?«
Loren nickte und stand auf. »Kommen Sie, Dan. Die Besprechung ist zu Ende.«
»Nicht ganz«, sagte Nummer Eins mit ruhiger Stimme. Er schob Loren ein Blatt Papier über den Tisch zu. »Lies das!«
Loren warf einen Blick darauf. Er wurde blaß, seine Züge wirkten noch gespannter als zuvor. »Das kannst du nicht tun!«
»Ich habe es bereits getan«, antwortete Nummer Eins. »Alles ganz ordentlich und legal. Du kannst sogar den amtlichen Stempel darauf sehen, der es beglaubigt. Als Hauptaktionär und Abstimmungstreuhänder von achtzig Prozent der Gesellschaft bin ich berechtigt, jeden oder alle Direktoren des Unternehmens mit oder ohne Grund abzusetzen. Und das habe ich getan. Eure gestrige Vorstandssitzung hat euch nichts genützt. Alle Direktoren sind seit Montag entlassen.«
Loren stand reglos.
»Setz dich lieber hin, mein Sohn«, sagte Nummer Eins sanft. Loren rührte sich nicht.
Die Stimme von Nummer Eins klang noch immer sanft. »Du kannst zwischen zwei Dingen wählen: gehen oder bleiben. Dein Vater und ich waren nicht immer der gleichen Ansicht, aber wir sind beisammengeblieben.«
Loren setzte sich langsam. Er sprach noch immer nicht.
Nummer Eins nickte. »So ist es besser«, sagte er. »Nun können wir zum
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