Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
das tue ich nicht.«
    »Angelo«, sagte sie leise.
    »Ja.« Allmählich ging es ihm auf die Nerven.
    Sie zögerte einen Augenblick.
    »Ja?« wiederholte er.
    »Mein Horoskop sagt, daß es gut ausgeht.«
    »Was geht gut aus?«
    »Sie wissen ja«, erklärte sie. »Sie, ich. Stier und Jungfrau.«
    »Ach ja, natürlich«, sagte er völlig verblüfft.
    »Dann ist alles in Ordnung«, erklärte sie lächernd und stellte ihr Glas auf den Bartisch. »Und wir können ins Bett gehen.« Sie legte ihm die Arme um den Hals.
    »Einen Augenblick!« protestierte er. »Hab’ ich denn da nichts mitzureden?«
    »Eigentlich nicht. Es steht alles in den Sternen.«
    »Ich bin aber gar kein Stier. Ich bin ein Löwe!«
    Sie sah ihn gekränkt an. »Was ist denn los, Angelo?« fragte sie. »Willst du mich denn nicht heiraten?«
    Drittes Buch 1971
    Im kleinen Verhandlungssaal des alten Holzgebäudes, das in dem Städtchen auf halbem Weg zwischen Seattle und Spokane als Kreisgericht diente, wurde es still. Schweigend traten die Geschworenen der Reihe nach ein und nahmen auf den Holzstühlen Platz. Der Vorsitzende, ein großer Mann mit von Wind und Wetter gegerbtem Gesicht, ging zu seinem Stuhl und setzte sich. Er gab dem Gerichtsdiener einen Wink.
    Der Mann wandte sich dem Saal zu: »Die Sitzung der Leichenschaukommission zur Zeugeneinvernahme im Todesfall von Sylvester Peerless am Steuer eines Testwagens ist eröffnet.« Er warf einen Blick auf das Blatt Papier in seiner Hand. »Das Gericht ruft Miss Cindy Morris als Zeugin auf.«
    Cindy wandte sich an Angelo. »Ich bin so nervös. Was soll ich ihnen sagen?«
    Angelo beruhigte sie. »Sag ihnen die Wahrheit. Das ist am besten.«
    Sie stand auf. Ein anerkennendes Murmeln begleitete sie auf ihrem Weg zum Zeugenstand; der eng anliegende Overall mit der Inschrift BETHLEHEM MOTORS auf dem Rücken betonte ihre weiblichen Formen.
    Der Gerichtsdiener vereidigte sie schnell und fragte nach ihrem Namen.
    »Cindy Morris.«
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte er und ging zu seinem Stuhl zurück. Als sie sich setzte, stand der Kreisstaatsanwalt auf. Er
    war wie alle Männer dieser Gegend groß und sah aus, als sei er einer Reklame für Zigaretten entstiegen. Doch das Aussehen eines Freiluftmenschen beeinträchtigte nicht den intelligenten Blick seiner grauen Augen.
    Er blieb vor ihr stehen und fragte sie mit trügerisch sanftem, westlichem Näseln: »Wie alt sind Sie, Miss Morris?«
    »Vierundzwanzig«, antwortete sie.
    »Vierundzwanzig«, wiederholte er nickend.
    »Ja.«
    »Sie sind bei Bethlehem Motors angestellt?«
    »Ja.«
    »In welcher Eigenschaft?«
    »Als Testfahrerin und Design-Beraterin.«
    »Erklären Sie bitte Ihre Aufgaben.«
    »Ich fahre die Wagen und erstatte dem Leiter der Design- und Konstruktionsabteilung unter besonderer Berücksichtigung des weiblichen Standpunktes Bericht über die Wagen.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon auf diese Art bei Bethlehem Motors?«
    »Seit etwa anderthalb Jahren.«
    »Wie viele Wagen haben Sie im Laufe dieser Zeit gefahren und getestet?«
    »Neunzehn, glaube ich.«
    »Betrachten Sie Ihre Arbeit als gefährlich?«
    »Eigentlich nicht.«
    Der Staatsanwalt sah sie an. »Eine merkwürdige Antwort. Wie meinen Sie das?«
    »Wenn ich einen Wagen auf der Testbahn fahre, wo alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, fühle ich mich bedeutend sicherer als beim Fahren im Alltagsverkehr.«
    Er schwieg einen Augenblick, dann nickte er. »Ich verstehe.« Er ging zu seinem Tisch zurück und nahm ein Blatt Papier in die Hand, mit dem er zu ihr zurückkam. »Waren Sie mit dem verstorbenen Fahrer, Sylvester Peerless, bekannt?«
    »Ja.«
    »In welcher Weise?«
    »Wir waren gute Freunde.«
    Der Staatsanwalt sah in seine Papiere. »Ich habe hier die Abschrift des Anmeldeformulars vom Starlight Motel. Ich zitiere: Mr. und Mrs. Sylvester Peerless, Tarzana, California. Dahinter in Klammern: Cindy Morris. Waren Sie mit Mr. Peerless verheiratet?«
    »Nein.«
    »Wie erklären Sie sich dann das Anmeldeformular?«
    »Ich sagte, wir waren gute Freunde. Wir hatten ein Doppelzimmer. Ich wußte nicht, wie Peerless uns angemeldet hatte.«
    Der Staatsanwalt lächelte. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie nichts weiter waren als Zimmergenossen?«
    Cindy lächelte ihn an, ihre Nervosität war vollkommen verschwunden. Auf diese Art Unterhaltung verstand sie sich. »Das habe nicht ich gesagt, sondern Sie. Wenn Sie wissen wollen, ob Peerless und ich miteinander geschlafen hatten, warum

Weitere Kostenlose Bücher