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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zu, während sie Jinx an ihnen vorübersteuerte, sprach sogar ein paar Worte mit ein oder zwei von ihnen. Mit Jinx sprach sie erst wieder, als sie in die Dunkelheit des Eisenbahntunnels eingetaucht waren.
    »Und jetzt erklär mir«, sagte sie, die Augen fest auf das Mädchen gerichtet, »was du da zusammenredest!«
    »Er hat es nicht getan«, sagte Jinx, und ihre Stimme bebte vor Zorn.
    »Wer hat was nich getan? Von wem redest du?«
    »Von den Typen, die gestern Abend in den Käfig gekommen sind – und die du heut Morgen rausgeworfen hast.«
    Tillies Miene verfinsterte sich. »Was is' mit ihnen?«
    »Ich weiß nix über den Großen, aber der andere – Jeff Converse – er hat nix getan.«
    »Das hast du mir schon heut Morgen gesagt, aber so steht's nich in der Zeitung.«
    »Ich weiß, was in der Zeitung steht. Ich weiß, was in allen Zeitungen gestanden hat, weil ich heute in der Bibliothek war und sie gelesen hab. Und weißt du was? Sie haben nicht Recht. Ich hab dir gesagt, ich war dort. Und ich hab gesehn, was an dem Abend passiert is. Dass der Typ ihr helfen wollte. Es war Bobby Gomez, der's getan hat. Er hat sie überfallen, und der andere Typ is aus einem Zug ausgestiegen und wollte nur ...«
    Tilly zuckte mit den Schultern. »Selbst wenn du Recht hättest, es macht keinen Unterschied nich mehr – die Jäger sind schon hinter ihm her. Er is so gut wie tot.«
    »Nicht wenn er rauskommt.«
    »Aber er wird nich rauskommen«, antwortete Tillie. »Keiner von ihnen kommt raus.«
    Jinx trat einen Schritt von Tillie zurück. »Bisher hat auch noch keiner Hilfe gehabt.«
    »Was willst du ...?« Doch noch ehe sie ihre Frage beendet hatte, wusste Tillie, was Jinx tun wollte. Sie streckte die Hand aus, um das Mädchen zu packen, aber Jinx war zu flink für sie. Mit einem Satz war sie aus Tillies Reichweite und verschwand schnell in der Dunkelheit. »Jinx!«, rief Tillie. Sie bekam keine Antwort, und ein paar Sekunden später sah sie den dunklen Schatten des Mädchens durch den Lichtkegel einer der schwachen Lampen gleiten, die hoch oben an der Tunnelwand befestigt waren. »Komm zurück!«, stieß Tillie hervor. »Auch wenn du sie findest, wird nur eins passiern, die Jäger werden auch dich töten.«
    Aber Jinx rannte jetzt. Tillie hörte das Geräusch ihrer Schritte, das sich mit dem verhallenden Echo ihrer Worte vermischte.
    Einen Augenblick später waren auch diese Geräusche nicht mehr zu hören, und im Tunnel wurde es still.
     
    Perry Randall saß am Schreibtisch seiner mit Nussbaumholz paneelierten Bibliothek mit Blick auf den Central Park. Sein Schreibtisch stand dem Fenster gegenüber, die Vorhänge waren weit offen, und die Morgensonne überflutete den Raum. Hätte er innegehalten, um den Ausblick zu genießen, wäre ihm die Pracht der für kurze Zeit in allen Farben lodernden Bäume aufgefallen.
    Aber Perry hatte nicht aus dem Fenster geschaut – seit er die für Heather bestimmte Nachricht abgehört hatte, telefonierte er ununterbrochen. Er hatte ein halbes Dutzend Leute angerufen, und als keiner ihm seine Frage beantworten konnte, hatte er ihnen aufgetragen, sich um elf Uhr vormittags mit ihm zu treffen. »Im Club.« Obwohl er Mitglied in vier über ganz Manhattan verteilten Clubs war, der Bar Association, dem Metropolitan und dem Yale Club, wusste jeder, den er anrief, dass er den Club der Hundert meinte. Über hundert Jahre alt, war er für seine Mitglieder einfach »Der Club«, und für die Außenseiter, die ihn kannten und hofften eines Tages Mitglied zu werden, »Die Hundert«.
    Allen anderen war er völlig unbekannt.
    Die Hundert war aus einem einzigen Grund gegründet worden: Um den hundert mächtigsten Männern der Stadt eine private Zuflucht zu bieten, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Rasse oder Religion. Von den kleinlichen Snobismen und Bigotterien der besser bekannten über die ganze Stadt verstreuten Clubs hatte jedes Mitglied von Die Hundert sich losgesagt, zumindest im Hinblick auf die anderen Mitglieder. Viel kleiner als Perrys andere Clubs, befand sich der Club der Hundert noch immer in dem Sandsteinhaus aus dem 19. Jahrhundert in der 100 West Fifty-third Street, das eigens für ihn erbaut worden war, und seit dem Jahr seiner Gründung hatte sich auch kaum etwas geändert. Da die Zahl der Mitglieder nie erweitert werden durfte, hatte es nie einen Grund gegeben, umzuziehen. In dem Bewusstsein, dass die Macht sich mit der Zeit unvermeidlicherweise verschieben würde, enthielt die

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