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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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du siehst auch gar nicht gut aus. Setz dich, Liebes.«
    Niemand sonst nannte sie noch Leesie, nicht einmal ihre Mutter. Es war ihr Kindername. Ihr Vater hatte ihn ihr gegeben, und nur ihre Eltern hatten ihn benutzt. Es war schön und beruhigend, ihn wieder einmal zu hören. Dankbar sank sie in einen Sessel.
    Die Wände des Zimmers, Bibliothek und Arbeitszimmer von Onkel Bob, standen voll mit Büchern aus seiner wunderbaren Sammlung, Bücher, die er auch tatsächlich las. Wo keine Bücher die Wände bedeckten, hingen Gemälde, einige davon waren berühmt. Über dem riesigen Kamin hing ein Selbstporträt van Goghs und gegenüber dem Schreibtisch ein exquisiter Vermeer, mit einer brieflesenden Dame, deren Gesicht von tiefen Sorgen gezeichnet schien. Ausgesprochen passend, dachte Elise, als sie ihrem Onkel wortlos den zerknitterten Brief reichte.
    Er überflog ihn schnell und blickte sie dann fragend an. »Was bedeutet das? Was ist das für ein Manuskript? Etwas Anstößiges?«
    »Nein, natürlich nicht!« Der Gedanke ließ sie wieder etwas zu sich kommen. Sie schüttelte sich vor Abscheu.
    »So etwas kommt vor.« Onkel Bob wies mit dem Kopf auf den van Gogh. Er machte eine rücksichtsvolle Pause und räusperte sich. »Also, was hat er dir geschickt?«
    »Ein Drehbuch.«
    »Taugt es was?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie beinahe unwirsch. »Aber das ist nicht der Punkt. Ich sorge mich wegen der damit verbundenen Drohung.«
    »Welche Drohung?«
    »Der Ton.«
    »Welcher Ton?«
    So ging das nicht weiter. Normalerweise begriff Onkel Bob immer sehr schnell; er war sehr genau, aber auch sehr intuitiv. Elise seufzte. Sie hatte gehofft, daß sie nicht alles würde erklären müssen, die ganzen beschämenden Details. Aber sie kam wohl nicht darum herum.
    Sie sprudelte alles heraus. Cynthias Selbstmord, das Begräbnis, Bemelman's Bar und ihre Entgleisung. Sie stellte sich völlig bloß. Als sie alles erzählt hatte, wagte sie kaum, ihn anzusehen.
    »Bist du sehr enttäuscht von mir?«
    Aber er strahlte sie an. »Du kannst mich gar nicht enttäuschen, Elise. Du bist einfach wundervoll und so talentiert. Ich habe es bedauert, daß du damals deine Karriere aufgegeben hast – aber es war dein Wunsch.« Er tätschelte ihr lächelnd die Hand. »Ich freue mich, daß du bekommen hast, was du brauchtest, gerade als du es gebraucht hast.«
    Elise hatte sich solche Sorgen gemacht, daß Onkel Bob sie verurteilen würde. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nicht gewußt, wie sehr er für sie wie ein Vater war.
    »Und jetzt befürchtest du, daß dieser junge Fotograf und Drehbuchschreiber intime Fotos von dir gemacht hat?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Glaubst du, daß er es darauf angelegt hatte?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das nehme ich eigentlich auch nicht an, mein Liebes. Auf Grund deines bisherigen Verhaltens hätte man das kaum planen können. Kann es sein, daß man dir irgend etwas in den Drink getan hat?«
    »O nein, Onkel Bob, nichts dergleichen.« Sie konnte ihm nichts von ihrer Trinkerei erzählen, darüber, wie oft sie die Kontrolle verlor. Unmöglich, ihm zu sagen, daß sie einfach einen Blackout gehabt hatte, daß sie nicht wußte, wie sie überhaupt nach Hause gekommen war. Und was machte das für einen Unterschied? Sie setzte von neuem an. »Es könnte sich auf die Scheidung auswirken.«
    »Ja, schon, aber ich habe Bill einigermaßen in der Hand. Schließlich will er sich ja so schnell wie möglich wiederverheiraten, die eine Erbin durch eine andere ersetzen, wenn du mir diese Bemerkung verzeihst.« Er lachte leise. »Ich freue mich, daß du diesen Waschlappen endlich los wirst. Ehrlich gesagt, er hat mich immer zu Tode gelangweilt, dieser aufgeblasene Wicht. Nächste Woche sollten die Papiere zur Unterzeichnung fertig sein. Also, was kann dieses Schreiben damit zu tun haben, falls es wirklich eine Drohung ist?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Elise holte tief Luft. Vielleicht hatte Onkel Bob ja recht. Sie sehnte sich nach Ruhe und wünschte, daß ihre Kopfschmerzen aufhörten.
    »Schau, wenn dieser junge Mann dir solche Unannehmlichkeiten bereitet, wie wäre es dann, wenn ich ihn einmal auf ein kurzes Gespräch einlade? Ich werde Erkundigungen einholen lassen, und wenn mit ihm alles in Ordnung ist, und ich nehme an, das ist so, dann sieht es ganz danach aus, als ob du da einen glühenden Verehrer hast. Ganz einfach.« Er lächelte. »Ist er gut im Bett?«
    Sie war schockiert. Onkel Bob nannte immer alles beim Namen, aber

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