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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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stimmte Elise ihr zu und nahm einen Schluck von ihrem Martini. »Die Frage ist, was ich tun soll. Zur Polizei zu gehen, wäre mir unerträglich.«
    Annie beugte sich vor. »Alles der Reihe nach, Elise. Vielleicht solltest du ihn zuerst einmal anrufen. Ich bin sicher, daß er vernünftig ist und mit sich reden läßt.« Sie nahm ihr Glas Pellegrino zur Hand. »Was schadet es, wenn du mit ihm sprichst?«
    Elise versuchte, ihre Verwirrung nicht zu zeigen. Bevor sie etwas sagen konnte, warf Brenda ein: »Jede Menge. Es würde ihn ermutigen.« Sie winkte einem Ober und bestellte eine Cola Light. Ziemlich töricht, sie war ja ohnehin schon so fett. »Wo ich herkomme, weiß man, wie man mit Ratten und Erpressern umgehen muß. Ich könnte meinen Onkel Nunzio anrufen, damit er jemanden vorbeischickt, der ihm die Beine bricht.« Brenda lächelte angesichts Elises Unbehagen. »Das wird er verstehen.«
    Das hilft mir alles nicht, dachte Elise erbost und fühlte sich mit einem Mal sehr allein. Der Martini war auch keine Hilfe. Wie immer, wenn sie in großen Schwierigkeiten war, dachte sie an Onkel Bob. Ich werde ihn aufsuchen. Er wird wissen, was zu tun ist, und vielleicht wird er etwas unternehmen.
    »Leesie, Liebes, wie schön, dich zu sehen.« Der zerbrechliche Mann war aufgestanden und hielt sich steif aufrecht. Auch so war er kaum über eins fünfundsechzig groß. Als er ihr entgegenkam, war sein Schritt so energisch wie immer. Elise hatte Angst davor, daß Onkel Bob Blogee eines Tages anfangen könnte, genauso abzubauen wir ihre Mutter, daß die Anzeichen des schleichenden Todes sichtbar würden. Dann wäre sie wirklich ganz allein, für immer. Es war beruhigend, daß er aussah wie immer: dürr, zerbrechlich, glatzköpfig und zerknittert. Er mußte schon weit in den Siebzigern sein, dachte Elise, aber so lange sie sich erinnern konnte, hatte er immer so ausgesehen.
    Robert Staire Blogee gehörte zu den reichsten Männern in den Vereinigten Staaten und vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Seine Mutter stammte aus Pittsburgh und war die Erbin eines Stahl- und Kohleimperiums gewesen. Sein Vater war der berühmt-berüchtigte Black Jack Blogee, Sohn eines Spekulanten aus Oklahoma, der schlau genug gewesen war, sich die Rechte an über achthunderttausend Morgen ölergiebigen Landes im Südwesten zu sichern. Kein Wunder, daß sein Vermögen sogar das von Elise in den Schatten stellte.
    Zusätzlich zu dem Vermögen hatte er die Geschäftstüchtigkeit und die Lebenslust seines Vaters und von seiner Mutter die Liebe zur Schönheit geerbt. Wenn er es bedauerte, daß seine körperliche Statur seinen finanziellen Möglichkeiten so wenig entsprach, dann zeigte er es jedenfalls nicht. Schließlich war auch Andrew Carnegie, der andere Magnat aus Pittsburgh, kaum größer gewesen, ohne daß es ihm geschadet hätte. Bob Blogee hatte schon vor langer Zeit erkannt, worauf es ankam: Man lebt nur einmal – also muß man das Leben genießen und versuchen, Gutes zu tun.
    Onkel Bob tat beides in großem Stil. Er stiftete – anonym – große Summen an karitative Einrichtungen und gab häufig rauschende Feste. Er war nur ein Nennonkel von Elise, ein Cousin um mehrere Ecken. Seit sie sich kannten, hatte ›Onkel‹ Bob sich ihrer besonders angenommen. Er stand immer mit Rat und Tat zur Verfügung, bot ihr eine Schulter zum Ausweinen und feierte mit ihr, wenn es etwas zu feiern gab.
    Er kümmerte sich um ihre Angelegenheiten. Er hatte dafür gesorgt, daß ihre erste Ehe annulliert wurde, und war der Brautführer bei ihrer Hochzeit mit Bill gewesen. Jetzt half er ihr bei der Scheidung. Mit Scheidungen kannte er sich aus, nachdem er selbst einige hinter sich hatte. Er verurteilte Elise nie und schien immer begeistert zu sein über alles, was sie erreichte. Er pflegte einen großen Freundeskreis und hatte ein gutes Verhältnis zu seinen drei früheren Frauen. Derzeit arbeitete er an seinen Memoiren, die er Die Autobiographie eines Niemand nannte. Alles in allem war er ein Schatz von einem Mann.
    Wie immer tat es gut, ihn wiederzusehen. Elise mußte sich bücken, als er ihr einen Kuß gab – kein Gesellschaftsküßchen, sondern einen echten Kuß auf ihre Wange.
    »Wie geht es deiner Mutter? Es ist einen Monat her, seit ich Helena zuletzt gesehen habe.«
    »Es geht ihr so gut, wie es die Umstände gestatten«, antwortete Elise. »Ich mache mir eher Sorgen um mich.«
    »Am Telefon hast du dich gar nicht gut angehört, Leesie. Und vergib mir bitte,

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