Der Club der Teufelinnen
Brenda sich über das Essen hermachte, konnte sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Sie sehen, Essen kann also doch gut schmecken und gleichzeitig guttun.«
»Jetzt hören Sie sich an wie unsere Oberstufen-Lehrerin: ›Kinder, welches sind die vier wichtigsten Nahrungsmittel?‹ Ich habe dann immer zu Ginny Skelton, die neben mir saß, gesagt: ›Schokomalz, Cheeseburger, Pommes und Kohlsalat.‹ Ginny machte sich bei so etwas immer fast in die Hosen vor Lachen.«
Diana lächelte, dann wurde sie ernst. Sie sahen sich beide einen Augenblick schweigend an. Dann senkte Brenda den Blick und begann, mit dem Besteck zu spielen.
»Wissen Sie, Brenda, Sie bedeuten mir mittlerweile sehr viel.« Diana überlegte kurz. »Als ich das letzte Mal versuchte, Ihnen zu sagen, was ich für Sie empfinde, haben Sie mich unterbrochen, aber Sie sind wirklich etwas Besonderes.«
Brenda langte über den Tisch und ergriff Dianas Hand. »Du brauchst nichts weiter zu sagen, Diana. Ich weiß Bescheid. Seit diesem Gespräch habe auch ich ständig darüber nachdenken müssen. Noch nie war jemand so lieb zu mir, hat mich so genommen, wie ich bin. Ich muß dauernd an dich denken. Du hast mir beigestanden, und dafür habe ich dich sehr gern.«
»Genau das habe ich versucht, dir zu sagen. Ich liebe dich.«
Brenda spürte, wie ihr Herz einen Satz tat. Sie wollte sagen: »Ich dich auch!« aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie mußte husten und endlich konnte sie hören, wie sie hervorbrachte: »Und ich dich auch, Diana.« Es war ein tolles Gefühl.
Diana lächelte. Schweigend saßen sie und blickten sich an. Dann fiel Brenda das Essen auf dem Tisch ein, und sie brach den Bann. »Wie auch immer. Das wäre nun geregelt, also laß uns essen. Was haben Inder zum Nachtisch?«
Shelby Cushman war mit Jon Rosen zum Lunch verabredet. Es war ein Geschäftsessen, und natürlich würde sie es bezahlen. Sie würden im ›Boxtree‹ speisen, einmal, weil es sehr teuer war, aber auch sehr intim. Jon Rosen war nicht nur der einflußreichste Kunstkritiker Amerikas, er war zudem auch noch ausgesprochen attraktiv.
Wenn Morty die Rechnung sehen würde, würde er schreien, aber er würde sie nicht zu sehen bekommen. Shelby hatte schließlich ihr eigenes Geld. In den letzten Monaten hatte sie viele der Bilder, die sie für ihre Galerie kaufte, mit ihrem eigenen Geld bezahlt. Sie kaufte die Bilder von den Künstlern, verkaufte sie an Mortys Galerie und strich dabei einen gepfefferten Profit ein.
Nun ja, dachte sie, als sie ihre ohnehin schon langen Wimpern mit Mascara tuschte, schließlich mußte eine Frau sehen, wo sie blieb. Keiner war für ewig verheiratet, und Morton war nicht gerade generös. Immer machte er Theater, wenn er einen Scheck ausstellen mußte. Ich muß eben für mich selber sorgen, sagte sie sich.
Das Geld war in einem Schließfach in Zürich deponiert. Sie hatte eine Abmachung mit einem Kurier getroffen, der den Transport besorgte. Und der Schlüssel war sicher in der Galerie versteckt.
In mancherlei Hinsicht war sie ein altmodisches Mädchen. Bankkonten mit unerfreulichen Spuren auf Papier und zu versteuernden Zinsen kamen für sie nicht in Frage. Sie fand, daß die Galerie als gemeinsames Vermögen ausreichte. Und wenn sie Verluste machte, dann betraf das jedenfalls nicht ihr Geld. Sie lief in der Tat nicht so gut, wie sie erwartet hatte. Trotz des sanften Drängens ihrer Mutter von Atlanta aus und trotz ihres eigenen Drängens in New York hatte sie noch nicht genügend Leute mit Geld heranziehen können. Sie verstand nicht, warum. War es wegen Morton? Andere Leute waren auch über ihre Herkunft hinausgewachsen.
Shelby war fertig mit ihrem Augen-Make-up und lockerte ihr langes, gelb-blondes Haar. Wirklich gut sah sie aus. Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre tief roten Lippen. Sie konnte es kaum erwarten, Jon Rosen zu treffen.
Mary Birmingham Griffin trug eine Sonnenbrille und hatte ihr hellblondes Haar zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengefaßt. Ein weiter Mantel und alte Jeans trugen zusätzlich zu dem für sie sonst ungewöhnlichen legeren Anstrich und auch, so hoffte sie zumindest, zu ihrer Verkleidung bei. Als sie aus dem Taxi stieg, bezahlte sie den Fahrer mit dem wenigen Kleingeld, das sie dabei hatte – außer den zehntausend Dollar in lauter druckfrischen Hundertdollarnoten.
Mary überquerte den abfallübersäten Gehweg neben der Amsterdamer Avenue. Zu ihrer Linken erhob sich der majestätische Turm von St.
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