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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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gedacht, ob ich dich mal besuche.« Ein wölfisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Mary unterdrückte ein Schaudern. »Aber dann dachte ich, besser nicht.«
    Bobby bewegte sich auf seinem Stuhl. Mary beobachtete ihn. Da sie mit dem Taxi gekommen war, würde sie wohl die Oberhand behalten. Aber Bobby schien irgendwie anders, härter. Er stammte von hier, war in Harlem aufgewachsen und hatte an der Columbia studiert, mit einem Sportstipendium. Alles, wonach ihm der Sinn stand, war Ballspielen und Partys feiern. Als sie nach New York gekommen war und ihn bei einem Universitätsmatch gesehen hatte, hatte ihr der Atem gestockt angesichts seiner Fähigkeiten auf dem Platz. Und als Liebhaber war er sogar noch besser. Sie hatte gehofft, daß er es in den Nationalen Box-Verband schaffen würde, ein Außenseiter, der auch sie zum Erfolg tragen würde. Aber er konnte sich einfach nicht zum regelmäßigen Training und zum Studium zwingen und hatte schließlich alles hingeschmissen. Er war ein Versager, aber sie nicht, und sie würde sich auch nicht von ihm hinabziehen lassen. Jetzt aber war er gefährlich. Jetzt wußte er, daß er ein Versager war. Ihr Außenseiter war ihr dunkles Geheimnis geworden.
    »Okay, Bobby. Ich kann dir helfen, aber nur dies eine Mal. Ich schwöre bei Gott, daß ich die Bullen auf dich hetzen werde, wenn du mich noch einmal anrufst, egal aus welchem Grund. Und du weißt, daß ich das fertigbringe.«
    »He, Baby. Ich mag es nich', wenn man mir droht. Keiner mag das, klar?«
    Mary wußte, was er damit sagen wollte, mochte es sich aber nicht eingestehen. »Na gut, Bobby. Das ist alles, was ich mir gespart habe. Nimm's und zieh ab, und ruf mich nie wieder an.«
    Sie schob den Umschlag zu ihm hinüber. Er sah hinein, und seine Augen wurden groß. Sie konnte sehen, wie seine Kinnmuskeln hervortraten, als er die Zähne zusammenbiß.
    »Also, das ist …«
    »Das ist was, Bobby?«
    »Du bist mit einem der reichsten Männer von der Wall Street verheiratet, Baby. Du wohnst in einem Fifth-Avenue-Apartment. So steht's in der Zeitung.« Seine Stimme war fast zu einem Flüstern geworden. »Also komm mir nich mit so 'm Scheiß von wegen gespart und so.«
    Er stopfte den Umschlag in seine Tasche. »Du kannst mir sagen, daß das alles is', was du gerade an Barem parat hattest, und meinetwegen auch: ›Das ist alles, was du von mir bekommst, Bobby.‹ Aber mach hier nich' auf arm.«
    Er lehnte sich zurück und lächelte. »Ich glaube, wir beide verstehn uns, wa?«
    Sie nickte.
    »Haste Lust?«
    Sie verspürte ein leises Ziehen zwischen ihren Beinen. Genau das, was sie jetzt brauchen könnte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Zu schade, Baby. Du warst nämlich die beste weiße Muschi, die ich je gehabt hab'.«
    Sie stand auf. »Alles Gute zum Erntedank, Bobby«, sagte sie und verließ V&T, voller Hoffnung, daß sie ihn nie wiedersehen möge, aber mit der Gewißheit, daß Bobby doch noch nicht aus ihrem Leben getreten war.
    Für Miguel De Los Santos war es ein Vergnügen, Annie auszuführen. Das hier war nicht gerade die beste Adresse, aber es mußte eben sein. Trotz dieses albernen Huts war er regelrecht abgefahren auf diese Paradise. Sie war unbestreitbar attraktiv, sogar schon bei dem ersten Treffen, als sie wie eine Katze um den heißen Brei geschlichen war. Inzwischen waren sie bereits zweimal zum Essen ausgegangen, einmal zum Lunch und einmal zum Abendessen. Aber das war jedesmal in ihrem Revier gewesen. Als er sie heute zum Lunch eingeladen hatte, hatte er sich für Asia de Cuba entschieden, um ihre Reaktion zu testen. Es war ein kubanisch-chinesisches Restaurant mit erschwinglichen Preisen, dazu auf der westlichen Seite der Stadt gelegen, näher zu seiner Gegend statt zu ihrer. Nicht, daß sie etwa zu ihm gehen würden, das nun gewiß nicht. Er wollte bloß sehen, wie sie reagierte. Ach, zum Teufel, er wollte sie verlegen machen.
    »Hier bin ich noch nie gewesen«, sagte Annie, als sie sich in der vinylgepolsterten Ecke gegenüber Miguel niederließ.
    »Davon bin ich überzeugt. Also, das hier ist ein kubanisch-chinesisches Restaurant …«
    »Oh, das weiß ich. Ich bin nur noch nicht hier gewesen. Ich kenne Estrella de Asia in der Nähe vom Broadway. Aber ich glaube Mi Chinita in Chelsea ist noch authentischer.« Sie lehnte sich zurück und lächelte.
    Miguel lachte. »Und ich wollte Sie überraschen. So ein Pech!«
    »Macht nichts«, entgegnete Annie mit einem Lächeln und begann in ihrer ominösen Tasche

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