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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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ich für dich habe.« Damit zog sie unter einem Sofakissen eine Akte hervor. »Was würdest du mir für die Aufstellung aller Honorar- und Ausgabenberechnungen von Klein-Billy geben? Angela hat letzte Woche Kopien davon von einem der Mädchen aus dem Schreibzimmer in seiner Kanzlei bekommen können. Ich weiß zwar nicht, was da alles drin steht, aber vielleicht findet sich ja was.«
    »Brenda, du bist einfach genial. Ich glaube, damit haben wir einen Ansatzpunkt.«
    »Und wie steht es mit Gil? Bislang haben wir uns noch gar nicht um seinen Wagen gekümmert«, erinnerte Brenda sie. »Aber eigentlich würde ich ihn lieber körperlich gezüchtigt sehen.« Beim Anblick des Ekels, der sich auf den Mienen ihrer Freundinnen widerspiegelte, fuhr sie fort: »Ja, ja, ich weiß. Ihr seid nicht gewalttätig. Aber bei den Morrellis hieß es ›Auge um Auge‹. Denkt daran, Gil hat Cynthia geschlagen. Er sollte Prügel bekommen. Und wir sollten uns das schwören und den Pakt mit Blut besiegeln.«
    Annie schüttelte den Kopf. »Nein, keine Gewalt. Absolut nicht.« Sie klang fest entschlossen. Dann lächelte sie, füllte ein Champagnerglas und stellte es auf den Tisch. Dann zog sie ihren Ehering ab, den abzulegen sie nicht hatte ertragen können. »So!« sagte sie und ließ ihn in den Sekt fallen.
    »Okay!« Elise lachte ihre Freundinnen an, und warf ihren Ring dazu. Brenda mußte sich ganz schön anstrengen, um den ihrigen vom Finger zu bekommen. Aber dann gelang es ihr doch, und sie warf ihn zu den anderen beiden. Das Glas kippte um und zerbrach auf dem Boden.
    Brenda mußte lachen. »Ich bin stolz auf uns.«
    »Ich auch«, stimmte Annie ihr zu.
    »Dann sind wir uns einig.« Elise wandte sich an Brenda. »Und keine Süßigkeiten, solange es dauert.«
    »Und kein Alkohol«, kam es postwendend von Brenda. »Nicht, bevor alles vorbei ist.«
    »Wirklich vorbei«, ergänzte Annie. »Und allen ein frohes Erntedankfest.«

18
Sylvan Glades
    Miguel steuerte Annies grauen Jaguar in Richtung Norden. Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatte, entspannte Annie sich ein wenig oder versuchte es doch zumindest. Seit Memorial Day hatte sie Sylvie nicht mehr gesehen, aber nun war die sechsmonatige Eingewöhnungszeit vorüber, und sie wollte sehen, wie sie sich eingelebt hatte und ob diese Umgebung das richtige für sie war.
    Annie holte tief Luft. Es war schön, mit Miguel zusammen zu sein. Er wußte Schweigen zu akzeptieren und schien sich dabei ganz wohl zu fühlen.
    »Schön ist es hier«, sagte sie. Siebzig Meilen von New York entfernt waren die Bäume mit einer Eisschicht bedeckt, die in der Sonne funkelte, und es lag noch sauberer Schnee. Leicht und mühelos glitt der Jaguar über die Hügel. Sie strich ihren Kaschmirrock glatt. Was wäre wohl nach Ansicht ihrer Großmutter die passende Kleidung für einen Besuch bei einer behinderten Tochter in einem Heim? Annie zuckte die Achseln. An den kahlen Bäumen vorbeiblickend, konnte sie auf den Wiesen dahinter die Schneewehen erkennen. »Ich bin jedesmal erstaunt, daß es so nahe bei der Stadt noch Bauernhöfe gibt. Wir sind hier richtig auf dem Land.«
    »Ja, und das Land ist auch, was immer bleibt«, antwortete Miguel. »Wenn ich das hier alles sehe und daran denke, wie ich dort im Federal Plaza vergraben bin, dann frage ich mich, was zum Teufel ich da mit meinem Leben mache.«
    Annie nickte. In der letzten Zeit hatte sie die Stadt sogar als noch beengter und bedrückender als sonst empfunden. Noch mehr Menschen und noch mehr Einsamkeit. Natürlich war es während der Feiertage besonders schlimm. Plötzlich dachte sie, wenn Sylvie dort nicht glücklich ist, dann könnte ich ja meine Wohnung und das Häuschen verkaufen und hier irgendwo eine preiswerte Bleibe mit ihr zusammen finden, wo es billig ist und wo sie vielleicht die nötige Hilfe findet.
    Sie riß sich zusammen. Bei diesem Besuch mußte sie offen sein, frei von inneren Spannungen, Ärger, vorgefaßten Meinungen und Unterstellungen. Zuerst mußte sie Sylvie sehen. Und dann Dr. Gancher. Eins nach dem anderen. Erst das eine zu Ende bringen, dann das andere anfangen. Schlimm nur, daß sie sich jetzt schon völlig erschöpft fühlte.
    Annie streckte sich und sah in die weiße Landschaft hinaus, bis Miguel von der Hauptstraße abbog. Da war die Spannung wieder da. Die Geldfrage war schuld daran. Annie war ihre Familie nie reich vorgekommen, jedenfalls nicht wirklich reich, so wie Elise, aber Reichtum war etwas Relatives. Auf jeden Fall

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